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Quellenangabe:
Rassismus Report 2011: ZARA beobachtet Zunahme rassistischer Selektion von KundInnen (vom 23.03.2012),
URL: http://no-racism.net/article/4059/, besucht am 25.04.2024

[23. Mar 2012]

Rassismus Report 2011: ZARA beobachtet Zunahme rassistischer Selektion von KundInnen

Der Rassismus Report 2011 beinhaltet eine Auswahl der von ZARA im Jahr 2011 dokumentierten rassistischen Vorfälle in Österreich.

'Ausse, ausse, jüdisches Gesindel', 'nur Inländer' und 'People like you cannot have an account here - Leute wie Sie können bei uns kein Bankkonto haben' sind nur einige Aussprüche, die Opfern von Rassismus im vergangenen Jahr an den Kopf geworfen wurden. Stattgefunden haben diese rassistischen Diskriminierungen in Geschäften, Banken, Lokalen, beim Arzt oder bei der Wohnungssuche.

So haben sich im vergangenen Jahr vermehrt Betreuungseinrichtungen von MigrantInnen an die ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus gewandt und berichteten, dass ihre KlientInnen bei der Wohnungssuche Schwierigkeiten hatten. Unter den Betroffenen waren einige Flüchtlinge, denen Asyl gewährt worden war und damit auch Zugang zum Arbeitsmarkt hatten. Faktisch kämpfen Flüchtlinge unter anderem bei der Wohnungssuche gegen das Vorurteil, dass sie nicht in der Lage seien, sich selbst zu erhalten. Oder aber, sie würden die Wohnung nicht in Schuss halten, Lärm und Dreck machen oder mehr Personen als allgemein üblich dort unterbringen.

Eine solche rassistische Selektion von KundInnen findet in nahezu allen Dienstleistungsbereichen statt, und ist, wie die Anzahl der gemeldeten Fälle belegt, stetig angestiegen: Seit 2009 ist die Zahl der rassistischen Vorfälle beim sog. Zugang zu Gütern und Dienstleistungen um 4 Prozentpunkte gestiegen und macht 2011 18% der Fälle aus, rechnet man die Vorfälle aus dem öffentlichen Bereich dazu, summiert sich das auf 24%, also ein knappes Viertel aller Fälle.

Diese Entwicklung gibt Anlass zu großer Sorge: Sie macht deutlich, dass Personen, die als 'anders' wahrgenommen werden, noch nicht einmal als zahlende KundInnen erwünscht sind und rassistische Motive offenbar stärker sind als wirtschaftliche Interessen. Diese Entwicklung zeigt auch, dass die Unternehmen, in denen diese Vorfälle passiert sind, ihre MitarbeiterInnen nicht ausreichend auf eine diverse Kundschaft vorbereitet haben, und sie zeigt auch, dass wenig bekannt ist, dass Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen laut Gleichbehandlungsgesetz verboten sind.

ZARA fordert daher ein klares Bekenntnis von Handels- und Dienstleistungsunternehmen - und dazu gehören auch staatsnahe und kommunale Betriebe - diese rassistische Selektion von KundInnen abzustellen.

'Eine rassismusfreie Gesellschaft kann nur geschaffen werden, wenn alle an einem Strang ziehen, sich dem vorhandenen Rassismus stellen und Gegenmaßnahmen entwickeln' betont Claudia Schäfer, ZARA-Geschäftsführerin. ZARA fordert daher die Politik, UnternehmerInnenvereinigungen sowie die BetreiberInnen von Lokalen, Geschäften und andere DienstleisterInnen auf, gleiche Kritierien für alle anzuwenden und die Teilung der Gesellschaft in 'Wir' und die 'Anderen' durch bewusste Inkaufnahme von Diskriminierungen oder schlicht Ignoranz nicht länger zuzulassen.