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Quellenangabe:
Protestmarsch der Flüchtlinge nach Berlin (vom 09.09.2012),
URL: http://no-racism.net/article/4169/, besucht am 20.04.2024

[09. Sep 2012]

Protestmarsch der Flüchtlinge nach Berlin

Erklärung, erste Presse- mitteilung und Links zum Start des Protest- marsches der Flüchtinge von Würzburg nach Berlin am 08. September 2012.


Die erste Presse Mitteilung "Protestmarsch Richtung Berlin"


8. September 2012 - Die Protestbewegung der Flüchtlingen von Würzburg Richtung Berlin hat begonnen.

Gemäß des Plans vom Organizations-Komitee, versammelten sich am 8. September 2012 Flüchtlinge begleitet durch andere Protestierende aus ganz Deutschland am Zelt der Asylsuchenden in Würzburg und starteten ihre Protestdemonstration. Die Teilnehmer_innen, die mit mehr als 400 Personen zu beziffern waren, riefen Parolen, wie "Kein Mensch ist illegal", "Stoppt die Abschiebung", "Schafft den eingeschränkten Bewegungsradius ab". Sie setzten ihren Weg entlang der von der "Logistikgruppe" vordefinierten Strecke Richtung stadtauswärts fort.

Es ist zu erwähnen, dass die aktive Teilnahme von Demonstrant_innen und Presse entlang der Demonstrationsstrecke, jede Einmischung der Polizei oder die Festnahme der Flüchtlingen, die sich ausserhalb der erlaubten Bewegungsradius ihres Asylheimes befanden, verhinderte. Die Demonstration endete am "Real Parkplatz" der Stadt Würzburg.

Mit der Beendigung der Demonstration, ist der Fussmarsch Richtung Berlin in die Realisierungs-Phase eingetreten. Eine Gruppe aus 70 Personen, die aus protestierenden Flüchtlingen und Aktivist_innen im Bereich Asyl, startete den Fussmarsch Richtung der Stadt "Bitbach", die 24 Kilometer von Würzburg entfernt liegt. Eine zweite Gruppe startete die "Bus-Route" und wird an diesem ersten Tag die Strecke Würzburg–Frankfurt hinter sich bringen.


Anfang des Protestmarsches / Erklärung


Der Tag, um uns von den Ketten um uns herum zu befreien, ist gekommen. Nach Wochen und Monaten des Kampfes und des Widerstands in unseren Städten und nachdem wir uns unserem Ziel genähert haben, die Flüchtlinge zu organisieren, die zweifellos die einzigen sind, die die Unmenschlichkeit ihnen gegenüber ändern können, ist der vereinende Tag gekommen; der Tag, der uns alle, Hand in Hand, zur nächsten Stufe führt. Der Tag, an dem wir mit unseren verzweifelten Körpern unsere Bewegung von Würzburg - dem Ort, der mit seinem Widerstand von sechs Monaten der Anführer in der Flüchtlingsgeschichte ist - zur nächsten Stufe nach Berlin - der deutschen Hauptstadt und dem Ort, von dem alle unmenschlichen Gesetze und Regulierungen herkommen, wo sie geschrieben und umgesetzt werden - bringen. Wir beginnen diese Reise, um uns selbst, den restlichen Asylsuchenden, den Bürger_innen und der Regierung selbst zu beweisen, dass unsere unterdrückten Körper gemeinsam die Macht haben, uns zu unseren Rechten zu führen.

Mit jedem einzelnen Schritt, den wir auf den Boden setzen, werden wir nicht nur unsere Missachtung für ein Stück Papier zeigen, dass die Grenzen, die wir übertreten können, einschränkt, sondern indem wir diese Vorschrift ignorieren, werden wir jeden daran erinnern, dass nicht alles, was geschrieben und als Gesetz beschlossen wurde, notwendigerweise etwas Gutes ist; wir werden mit unseren zahllosen Stimmen herausschreien, dass unmenschliche Gesetze und Regulierungen, deren einziger Zweck es ist, Menschen zu trennen indem man sie unterschiedlich klassifiziert, nur zu Gunsten der Regierungen beschlossen werden und nicht um Menschen gleiche Rechte zu geben.
Heute werden wir vereint und Hand in Hand so durch die Grenzen des Staates laufen, dass wir die Welt aus ihrem Schlaf von hunderten von Jahren aufwecken und dass wir der tauben und ignoranten Regierung keine andere Möglichkeit lassen, als die Rechte der Asylbewerber_innen zu berücksichtigen und anzuerkennen.

Wir verlassen die festgesetzten Grenzen und die für uns gebauten Käfige, da wir glauben, dass das Konzept, in Asylbewerber_innenheimen zu leben, ungerecht ist. Wir überschreiten diese Grenzen, da wir glauben, dass diese Freiheit das kleinste Recht jedes Menschen ist, und wir werden uns gegen das Abschiebegesetz der Regierung widersetzen, denn diese Gesetze sind nur dazu da, der Regierung finanziell und politisch zu dienen.

Es ist das Recht eines jeden Menschen, zu wählen, wo er lebt. Wir, stärker denn je und Schulter an Schulter, tun alles in unserer Macht stehende, um diesen Traum zu erreichen, und werden mit der Unterstützung anderer Asylsuchender in Berlin die Erfüllung unserer Rechte miterleben.

Quelle :: refugeetentaction.net