Quellenangabe:
Aktionstage gegen Abschiebung beginnen am Flughafen (vom 26.09.2012),
URL: http://no-racism.net/article/4190/,
besucht am 26.12.2024
[26. Sep 2012]
Vom 26. bis 28. September 2012 finden in Wien Aktionstage gegen Abschiebung statt. Eröffnet wurden sie mit einer "Verabschiedung statt Abschiebung" am Flughafen Wien Schwechat und einer Pressekonferenz.
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Ab ca. 7:00 Uhr morgens kamen Freund_innen von Zekeriye und Aktivist_innen von "Familien und Freund_innen gegen Abschiebung" zum Flughafen, um dem Mann auf wieder sehen zu sagen, der von den Abschiebebehörden zur "freiwilligen Ausreise" genötigt wurde.
Zekeriye war in seiner ehemaligen Heimat Türkei schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, und ist als Angehöriger der arabischen Minderheit in der Türkei permanent bedroht - dies umso mehr, als die arabische Minderheit vor dem Hintergrund politischer Spannungen mit Syrien in der Türkei derzeit besonders gefährlich lebt.
Die von den Behörden verweigerte Aufenthaltsbewilligung für Zekeriye betrifft auch dessen Lebensgefährtin und ihr gemeinsames Kind. Das Kind ist herzkrank und benötigt daher permanente Betreuung. Die Mutter, die sowohl arbeitet als auch studiert, konnte bisher auf die Unterstützung von Zekeriye zählen, der sich um das kranke Kind kümmerte. Für die Behörden kein Grund, eine Aufenthaltsbewilligung zu erteilen.
Bereits am 21. Juni 2012 war Zekeriyes Abschiebung durch die Intervention einer mutigen Passagierin abgebrochen worden. In der Folge teilten die Behörden Zekeriye mit, er solle "freiwillig ausreisen" und einen Antrag auf ein Student_innenvisum stellen, der "binnen weniger Wochen positiv erledigt werden könnte". Garantien dafür gibt es allerdings keine. Während sich Zekeriye auf seine "freiwillige Ausreise" in die Türkei vorbereitete, wollte ihn die Polizei :: am 23. Juli 2012 erneut abschieben.
Der permanente Druck einer möglichen Abschiebung und die fehlenden Alternativen waren der Grund, warum Zekeriye am Mittwoch, 26. September 2012 in die Türkei flog, um von dort einen Visumantrag zu stellen. Seine Lebensgefährtin und seine Tochter blieben zurück. Gemeinsam mit den gekommenen Freund_innen verabschiedeten sie sich - in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Wärhed der ganzen Zeit im Bereich des Abflugterminals wurden an die vorbeikommenden Personen, die meisten von ihnen am Weg zum Abflug, Flugblätter zur Bewerbung der Aktionstage und mit :: Tipps zum Verhalten bei Abschiebungen mit Linienflugzeugen verteilt.
Zekeriyes Flug ging um ca. 8:20, etwa eine halbe Stunde später machten sich die verbliebenen Aktivist_innen auf den Weg nach Wien, wo um 10:00 eine Pressekonferenz der Initiative "Familien und Freund_innen gegen Abschiebung" statt fand. Unterstützer_innen der Plattform legten ihre Anliegen dar und riefen zu Engagement auf, Abschiebungen publik zu machen und Abzuschiebende zu beschützen.
Ein ungeschnittener O-Ton von der Pressekonferenz von Radio Orange u.a. mit der Lebensgefährtin von Zekeriye, Ute Bock, Anny Knapp (asylkoordination), Michael Genner (Asyl in Not), Alexander Pollak (SOS Mitmensch), Alev Korun und Senol Akkilic (Die Grünen) sowie "Betroffenen" findet sich auf :: cba.fro.at.
Bei der Podiumsdiskussion am Abend werden Leute auf unterschiedlichen Ebenen - als Flüchtlingsaktivist_innen, "Betroffene", Angehörige, Abgeordnete, NGO-Vertreter_innen, Aktivist_innen - gegen das herrschende FremdenUNrecht Position beziehen. In einem gemeinsamen Dialog werden Ideen für Strategien gegen Abschiebung diskutiert.
Am Donnerstag, 27. September 2012 findet eine Demonstration gegen das FremdenUNrecht statt. Treffpunkt ist um 16:00 Uhr beim Marcus Omofuma Stein (Mariahilferstraße / Ecke Museumsquartier), von dort geht es zum Parlament, wo ab ca. 18:00 die Abschlusskundgebung statt findet. Alle sind aufgerufen zu kommen und sich auch an weiteren Aktivitäten zu beteiligen.