Quellenangabe:
Rassistische Hetze gegen AfrikanerInnen in Österreichischen Zeitungen (vom 24.12.2002),
URL: http://no-racism.net/article/422/,
besucht am 10.12.2024
[24. Dec 2002]
Operation Winter I = Operation Spring IV
Simon Inou setzt sich in einem offenen Brief mit der rassistischen Hetze auseinander, die tagtäglich von diversen Österreichischen Medien ausgeht und ein Klima desses Hasses gegen AfrikanerInnen schört.
Liebe Freundinnen, Liebe Freunde
Heute, 19.12.2002 auf der Seite 1 der Kronen Zeitung (Abend Ausgabe) ist zu lesen:
Afrikaner als Drogendealer
Diese Information wird auf den Seiten 14-15 "detailliert" - und wie?
Die Journalisten Christoph Matzl und Christoph Budin die den Artikel unterschreiben veroeffentlichen unrecherchierte, inhaltlich dubiose Informationen. Eine Art Luegen zu verbreiten um die Afrikanische Gemeinschaft schlecht zu machen. Die beiden Autoren wissen offensichtlich nicht wo welches Land liegt oder welcher Kontinent. In dem Artikel wird zwischen Nigeria/Afrika gesurft. Die Leserschaft hat den Eindruck Afrika sei in Nigeria und umgekehrt. Hier wird gelogen, warum?
Weil im Kurier stehen andere Zahlen. Naemlich im Kurier Online heute Nacht (22 Uhr) steht:
Schlag gegen Drogenhandel: 165 Festnahmen, 890 Anzeigen. Vermutlich geht die Polizei von 3000 potentiellen Taetern aus, die den Markt in Oesterreich beeinflussen. Hier bemerken wir, dass hier nicht ausschliesslich von Afrikanern die Rede ist. Weiters wird ueber einen Jugoslawischen Staatsbuerger berichtet. Er sei festgenommen worden mit Amphetaminen und 2 kg Cannabiskraut.
Wir bemerken, dass die Polizei durch die Medien noch immer Mitbuerger kriminalisiert. Vielleicht sollte die Polizei mehr Infos ueber den Drogenbericht geben. Viele unserer Landsleute (Deutschland, Oesterreich...) sind Mittaeter .. warum diese Sicht der Informationen vertuschen? Die sogenannten Journalisten der Kronenzeitung muessen mehr und besser recherchieren.
Im Standard steht: 3000 Verdaechtige ausgeforscht, 165 Festnahmen, 890 Anzeigen, 86 Kilogramm Kokain und Heroin sichergestellt, sechs Millionen Euro ueber verdaechtige Konten geflossen. Ein Resumee vom Chefinspektor Wolfgang Preiszler.
Frage: Sind alle Verdaechtigen Afrikaner? Wie definiert man eigentlich einen Verdaechtigen? Ich habe den Eindruck dass alle Afrikaner die in diesen 2 Jahren "Recherche" kontrolliert wurden Teil der Statistik sind. Auch hier ist wie beim Kurier-Artikel nicht klar, wer diese 3000 Verdaechtigen sind.
Als Afrikaner finde ich solche News als Volksverhetzung. Ich bin der Meinung, dass die Kronen Zeitung der Feind Nr 1 der Afrikaner in diesem Land ist. Mediaprint spielt mit. Wie Armin Thurnher formuliert, Mediaprint muss zerschlagen werden.
Was machen wir als Afrikaner in diesem Fall? Wir sind nicht einmal organisiert um etwas dagegen gemeinsam zu unternehmen. Es waere Zeit so etwas zu tun.
Simon INOU
Dazu ein Artikel aus dem standard-online vom 23.12.2002
Dealerjagd mit groben Dissonanzen
Es sind viele - aber wie viele? Verwirrung über die Zahl der Drogendealer in Wien hält an
Wien/Graz - Peter Hacker, Drogenkoordinator der Stadt Wien, war am Montag noch immer verwundert über Aussagen des Wiener Kripochefs Roland Horngacher. Der hatte vergangene Woche von 3000 Drogendealern im großraum Wien gesprochen - Ministeriumsberichte sprechen eine andere Sprache.
"Wenn die Drogensituation in Wien derart außer Kontrolle ist, dann will ich das aus erster Hand wissen. Aber wir haben hier eine derartige Dissonanz bei den Informationsquellen, wie ich sie noch nie erlebt habe", empört sich Hacker.
"Nach den bisherigen Erkenntnissen sind wir von 1000 bis maximal 1500 Dealern ausgegangen", konkretisiert Hacker. "In Berichten des Innen- und Gesundheitsministers war heuer noch nie die Rede davon, das sich die Zahl vervielfacht hat. Die Stadt will nun vom Innenministerium eine Stellungnahme, wie es zu dieser Diskrepanz kommen kann und warum wir davon aus den Medien erfahren müssen."
"Ziemlich gutes Gespräch geführt"
Mit Kripochef Horngacher habe er am Freitagnachmittag ein "ziemlich gutes Gespräch" geführt, bei dem man ein 14-tägliches Jour fixe zur Thematik vereinbart habe. Welche Dealerzahlen nun stimmen, wollte der Drogenkoordinator nicht einschätzen. "Es gibt aber offensichtlich auch größere Probleme im Bereich der Asylwerber, die zwar hier sein dürfen, aber keine Arbeitsgenehmigungen haben und kein eigenes Geld verdienen können. Darüber wird der Innenminister wohl nachdenken müssen."
Im Innenministerium sieht man keine Diskrepanz zwischen Horngachers Aussagen und dem im März präsentierten Drogenbericht des Hauses. "Wir beziehen unsere Zahlen und Einschätzungen von den jeweiligen Dienststellen und fassen sie zusammen", erklärt der Pressesprecher von Minister Ernst Strasser.
Horngacher war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Er hatte in der Vorwoche jedoch angekündigt, mit Schwerpunktaktionen weiter hart gegen Dealer vorzugehen und besonders Organisationsstrukturen zu zerschlagen.
Vorgehensweise in Graz gewählt
Diese Vorgehensweise wurde heuer auch in Graz gewählt. Mit, wie Kritiker meinen, höchst bedenklichen Folgen. Der Grazer Ausländerbeirat - ein Gremium mit Stimmrecht in Ausschüssen des Gemeinderats - erhob am Montag schwere Vorwürfe gegen die Polizei.
Vor allem im Bezirk Lend soll es in den vergangenen Monaten vermehrt zu gezielten, rassistisch motivierten Übergriffen auf Afrikaner gekommen sein.
Wie der Fall des Computertechnikers N., selbst Vorstandsmitglied des Ausländerbeirates, der Anfang Dezember von Polizeibeamten aufgehalten, rassistisch beschimpft und misshandelt worden sein soll. Er wurde, so seine erklärung, beim Einparken seines Wagens von Zivilbeamten zu einer Ausweiskontrolle aufgefordert, die sei entglitten, als er Dienstausweise sehen wollte. Schließlich sei er gefesselt und fotografiert worden und habe "Bimbo" zu hören bekommen. Zwei weitere fälle wurden nun vom Beirat publik gemacht. Dessen Vorsitzender Milan Bionda hofft, dass es sich "nur um einige selbst ernannte Sheriffs" handle, er sei aber "fast sicher, dass das eine bewusste Vorgangsweise der Polizei ist".
"Eindeutiger Fall"
Bei dem Übergriff auf den aus Ghana stammenden N. spricht sein Anwalt Klaus Kocher von "einem eindeutigen Fall", er habe eine Anzeige wegen körperverletzung eingebracht. Organen des Sicherheitsdienstes sei es verboten, auch nur den Anschein von rassistischen, diskriminierenden Einstellungen zu erwecken. Kocher ortet eine "flächendeckenden Usance der Grazer Polizei, Afrikaner nur aufgrund ihrer Hautfarbe zu fotografieren". Dies sei ohne konkrete Verdachtslage ebenfalls rechtswidrig.
Der Sicherheitschef der Grazer Polizei, Josef Klamminger, war am Montag für eine Stellungnahme zu dieser Thematik nicht zu erreichen.
Sowohl Ausländerbeirat als auch Anwalt streiten nicht ab, dass es Afrikaner unter den Drogendealern gibt, der großteil der Migranten hätte mit ihnen jedoch nichts zu tun. Man will öffentlich auf Distanz zu den Kriminellen gehen.
Text von Simon Inou (Kontakt: inou (at) gmx.at)