Quellenangabe:
Drogen-Razzia auf der Baumgartner Höhe (vom 27.01.2003),
URL: http://no-racism.net/article/425/,
besucht am 09.12.2024
[27. Jan 2003]
Am 23. 1.2003 stuermten 200 Polizisten das Fluechtlingsnotquartier auf der Baumgartner Hoehe, dabei wurden 11 Personen verhaftet!
Artikel aus dem Standard:
Wien - Mit einer groß angelegten Drogenrazzia
wurden Mittwochfrüh Patienten und Personal des Otto-Wagner-Spitals auf der Baumgartner Höhe in Wien-Penzing überrascht. Gegen sechs Uhr früh sTürmten 200 Polizisten ein als Flüchtlingsnotquartier zur Verfügung gestelltes Gebäude. Bilanz: Elf Asylwerber aus Westafrika wurden festgenommen, 54 Kugeln mit Kokain und Heroin, wie sie üblicherweise im illegalen Strassendeal verwendet werden, und eine kleinere Menge Cannabis sichergestellt.
Wachzimmer in unmittelbarer Nähe zum Spitalseingang
Wie berichtet, sollen laut Polizei westafrikanische Tätergruppen den Drogenhandel in Österreich beherrschen. In den vergangenen Wochen liefen Deals frecherweise praktisch vor den Augen der Polizei ab, ein Wachzimmer befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Spitalseingang. Die Aktion bestätigte, was Kripochef Roland Horngacher vor kurzem mit "hart durchgreifen" angekündigt hatte.
Der konkrete Fall zeigt aber auch das Dilemma um fehlende staatliche Betreuungsplätze für Flüchtlinge auf. Im betreffenden Spitals-Pavillon sind 200 Asylwerber untergebracht - ein überbesetztes Notquartier, das von der Volkshilfe Österreich betrieben und von der Stadt Wien finanziert wird. Nur rund ein Drittel aller Asylwerber in Österreich wird in Bundesbetreuung aufgenommen, der Rest wird zu privaten Hilfsorganisationen geschickt oder einfach auf die strasse gesetzt.
Personen fallen durch die Bundesbetreuung
"Die auf der Baumgartner Höhe untergebrachten Personen sind obdachlos. Und obdachlos sind sie, weil Innenminister Ernst Strasser sie mit einer unmenschlichen Richtlinie von der Bundesbetreuung ausgeschlossen hat", meint Heinz Stieb von der Volkshilfe. Die finanziellen Mittel für das Notquartier reichen gerade einmal für zwei Aufsichtspersonen. "Das ist viel zu wenig. Eine sonst übliche sozialarbeiterische AbKlärung der Einzelfälle sowie BeratungsGespräche für die Untergebrachten sind überhaupt nicht möglich", klagt Stieb.
In anderen im Regelbetrieb geführten Flüchtlingsheimen gelinge es, Kriminalität draussen zu halten. Und wenn ein Verdacht aufkomme, werde sofort die Exekutive informiert. "Wir haben kein Interesse daran, das Menschen, die mit Drogen zu tun haben, bei uns wohnen", so Stieb.
Ähnlich reagierte auch Wiens Drogenkoordinator Peter Hacker: "Razzien als Mittel gegen die Drogenkriminalität sind wichtig." Aber gegen den entsprechenden Nährboden - Not, Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit - werde nichts unternommen. (simo; DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2003)