Quellenangabe:
Was hat Rassismus mit mir zu tun? (vom 17.05.2013),
URL: http://no-racism.net/article/4455/,
besucht am 14.11.2024
[17. May 2013]
Rassismus ist kein marginales Phänomen und findet sich nicht nur bei rechten "Hetzer_innen", sondern ist fester Bestandteil der Gesellschaft. Es gilt alles Formen des Rassismus entgegenzutreten. Das heißt sowohl sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen, als auch gegen Rassistische Diskriminierung und Repression einzugreifen.
Rassismus ist Teil der derzeitigen österreichischen Gesellschaft. Ständig werden Menschen aufgrund bestimmter Vorstellungen über ihr Aussehen oder ihre Herkunft diskriminiert. Rassistische Anschauungen werden jedoch oft nicht als solche wahrgenommen, denn sie sind tiefsitzende Bestandteile des Welt- und Selbstbildes vieler Leute. So ist das beispielsweise beim Sprechen über "Integration" und bei der Akzeptanz von Staatsgrenzen.
Der Integrationsgedanke geht von einer sogenannten österreichischen Kultur aus, an welche sich alle anzupassen hätten. Dieses nationalistische Denken vermittelt das Bild, es gebe eine einheitliche österreichische Gemeinschaft. Die Vorstellung einer "gemeinsamen Kultur" ist aber willkürlich und vereint nur scheinbar alle Österreicher_innen miteinander. Es erfindet eine "Wir"-Gruppe, zu der sich Menschen zugehörig fühlen und die gleichzeitig die Vorstellung von "den Anderen" mit sich bringt. Das ist als rassistisch zu bezeichnen, denn es wird unterschieden in "hierher gehörig" und "fremd". Das vorgestellte "Fremde" wird dabei als Bedrohung wahrgenommen und es entstehen Ängste und Hass. Viele Österreicher_innen haben jedoch mit der angeblich gemeinsamen Kultur nichts am Hut. Wie du deine freie Zeit gestaltest, wie du auf Menschen zugehst, welche Beziehungsform(en) du wählst usw. hat mit den Lebensentwürfen deiner Nachbar_innen womöglich wenig zu tun. Dagegen gibt es wohl viele Menschen, mit denen du mehr Gemeinsamkeiten hast, die aber einen anderen Pass haben, in einer anderen Stadt oder sogar tausende Kilometer entfernt leben.
Wenn von Menschen "Integration" gefordert wird, wird ihnen eine Anpassung an ein Bild "österreichischer Kultur" abverlangt, das einer Werbebroschüre des Fremdenverkehrsverbandes entsprungen zu sein scheint. Von "Österreicher_innen" wird eine solche Anpassung nicht gefordert. Menschen, die als Teil der österreichischen Gemeinschaft gelten, dürfen sich mehr "erlauben": Gefärbte Haare, Piercings oder neuerdings der Kirchenaustritt werden toleriert, aber die Zugehörigkeit zur "österreichischen Gemeinschaft" wird ihnen nicht abgesprochen. Menschen, die nicht deutsch reden oder beispielsweise keine Christ_innen sind, dürfen sich nicht einmal solch unbedeutende "Abweichungen" vom Bild "österreichischer Kultur" erlauben. Mehr noch: Es wird von ihnen eingefordert geradezu klischeehaft "österreichisch" zu wirken, um vom Großteil der Österreicher_innen toleriert zu werden.
Häufig aber verbirgt sich hinter dem ständigen Gerede über "Integration" ein biologistischer Rassismus. Also ein Rassismus, der Menschen anhand von scheinbar biologischen Merkmalen unterteilt. Dann reicht auch die oben angesprochene "Anpassung" nicht mehr, denn dieser Rassismus zählt nur die Menschen zur Nation, die optisch "der österreichischen Norm" entsprechen. Wer nicht dem Bild von einem_r echten Österreicher_in entspricht, kann noch so perfekt deutsch reden, hier geboren sein und einen österreichischen Pass besitzen und wird trotzdem immer als "Ausländer_in" angesehen. Er_sie wird mit Ausgrenzung bis hin zu blankem Hass und gewalttätigen Übergriffen konfrontiert bleiben.
Heute ist die Erde in einzelne Nationen unterteilt und (fast) alle Menschen werden einer bestimmten Nationalität zugerechnet. Das war nicht immer so, Nationen wie wir sie heute kennen entstanden erst im 18. Jahrhundert. Das soll auch nicht immer so bleiben, denn nationalistische (Un-)Logik macht eine Unterteilung von Menschen in "In- und Ausländer_innen" erst möglich. Das bedeutet, sie ist eine Grundlage für einen weit verbreiteten Rassismus und somit Teil des Problems. Menschen sind Menschen, egal hinter welcher Linie auf der Landkarte sie geboren wurden!
Rassistische Ideen existieren also in der ganzen Gesellschaft und sind nicht nur unter Rechtsextremen und einzelnen "Hetzer_innen" verbreitet.
Es gilt, allen Formen des Rassismus entgegenzutreten. Veränderung beginnt auch bei dir selbst und es ist wichtig, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Darüber hinaus ist es notwendig, für einen antirassistischen Umgang untereinander einzutreten. Das bedeutet, rassistisches Gerede nicht einfach zu ignorieren, bei rassistisch motivierten Polizeikontrollen einzugreifen, Abschiebungen zu verhindern und rassistisches Verhalten im Allgemeinen nicht zu tolerieren!
No border, no nation!
Für ein freies Leben!