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Quellenangabe:
Stadterforschung 30 - Gaswerk Leopoldau - 01.06.2013 (vom 25.05.2013),
URL: http://no-racism.net/article/4459/, besucht am 28.03.2024

[25. May 2013]

Stadterforschung 30 - Gaswerk Leopoldau - 01.06.2013

Stadterforschung per Fahrrad gemeinsam mit dem Cit-Collecitve zum ehemaligen Gaswerk Leopoldau. Treffpunkt: Samstag, 01.06.2013, 13 Uhr, U1 Endstation Leopoldau. Das Gaswerk ist per Fahrrad 10 min entfernt.

Das Gaswerk Leopoldau wurde in den Jahren 1909 - 1912 errichtet. Seit Ende der 1980er Jahre ist das Werk stillgelegt. "Erhalten blieb hingegen ein (...) bemerkenswertes Ensemble aus Wohn- und Verwaltungsgebäuden, welche durch zwei Alleen erschlossen sind. Erbaut wurden diese ein und zweigeschossigen Gebäude mit hohen Walm- beziehungsweise Mansardwalmdächern in einer Villen- und Schlosstypologie mit Anleihen beim Heimatstil" (laut Wikipedia). Auf dem Gelände befinden sich heute 17 denkmalgeschützte Gebäude und einige leerstehende Industriehallen.

Auf einem weiteren Teil des Areals wurde im Juli 2007 die Betriebsgarage Leopoldau der Wiener Linien eröffnet. Hier werden rund 200 Busse für insgesamt 27 Buslinien - darunter sieben der NightLine Wien - abgestellt.

Das Areal des Gaswerk Leopoldau ist Teil des Zielgebiets "Siemens - Allissen" der Wiener Stadtentwicklung. Die Stadt Wien rief im Jahr 2012 einen Wettbewerb zur Nutzung des Gaswerk-Geländes aus - benannt als "offener und kooperativer Planungsprozess". Von einem offenen Prozess kann aber keine Rede sein, das Verfahren wurde so angekündigt, dass nur Eingeweihte davon überhaupt mitbekamen. Die Bevölkerung wurde nicht informiert und auch das Cit-Collecitve, das seit 2011 mehrere Male versuchte, bei den Zuständigen der Stadt Wien bezüglich des Gaswerks vorzusprechen, wurde davon nicht informiert. Im Oktober 2012 führte die Entwicklungsgesellschaft eine öffentliche Veranstaltung zur Nutzung des Geländes statt, eine wirkliche Diskussion fand jedoch nicht statt.

Das Cit-Collective setzt sich für eine Nach-Nutzung des Geländes ein, die nicht Profitinteressen unterworfen wird sondern den Bedürfnissen der Stadtbewohner_innen entspricht.

Aus einer Presseaussendung des Cit-Collective vom 11. Oktober 2012:

So nicht: Das leerstehende städtische Wiener Gaswerk Leopoldau soll durch eine Verwertungsgesellschaft meistbietend verscherbelt werden!

Wir denken, dass das freigewordene Areal mit wunderschönen Jugenstilgebäuden aus den 1910er Jahren der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden soll, anstatt es der Immobilienspekulation auszuliefern. Nachdem das Areal über Jahre ungenutzt war und einem teilweisen Verfall preisgegeben wurde, wird es nun plötzlich in einem sehr fragwürdigen Eilverfahren an Planungsbüros zur 'Entwicklung' und Verwertungsvorbereitung weitergeben. Dieses Eilverfahren endet nach nur drei Wochen am 15. Oktober (...). Zur Einreichung zugelassen sind dabei nur staatlich geprüfte Ziviltechniker_innen mit Kammermitgliedschaft.

Diese strategisch gesetzte Zugangsbeschränkung widerspricht nicht nur sehr augenscheinlich der angeblichen 'Offenheit' dieser ersten Planungsphase, sondern stampft auch gleichzeitig den vollmundigen Anspruch eines generell 'kooperativen' Planungsprozesses in den Boden.

Es ist wie immer: Die Stadt hat durch äußerst eng gesteckte Rahmenbedingungen jedwede mögliche kreative Teilhabe durch die Bevölkerung an der Ideenfindung im Keim erstickt. Diese Situation muss verhindert werden! Es kann nicht sein, dass ein historisches und einzigartiges Objekt in der Größe eines ganzen Stadtteiles (23,5 ha) in einem üblichen Schnellverfahren ohne die breite Beteiligung der Bevölkerung einer neuen Nutzung zugeführt wird. Deswegen fordert das CIT-Collective:

1) Stoppt die derzeitige Einreichfrist für die erste Phase des Planungsverfahrens! _ Ideen, Diskussion und echte Teilhabe brauchen viel Zeit!

2) Öffnet den Zugang für alle Interessensgruppen und Individuen - auch ohne explizit ziviltechnische Ausbildung! - Echte Partizipation sortiert nicht aus, sondern bindet unterschiedliche Positionen ein!

3) Veröffentlicht umgehend die bisher unter Verschluss gehaltenen aktuellsten Kontaminations-Berichte über das Gaswerk Leopoldau! Denn die dortige Schadstoffbelastung des Bodens stellt nachweislich noch immer eine weitreichende Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar! - Offene Prozesse geben Informationen frei, statt sie zu verstecken!


Also: kommt zur Stadterforschung zum Gaswerk Leopoldau am 01.06.2013. Ein interessantes Gelände, sicher einen Besuch wert.


Stadterforschungen in Wien und darüber hinaus sollen zur Selbstaneignung von (Stadt-)Geschichte dienen, zur Entwicklung eines kritischen Blicks auf Stadt(-entwicklungen, -planungen) beitragen. Aus verschiedenen Gründen interessante Orte gibt es ja genug. Also: bei Interesse kommen, und wenn wer was über die jeweiligen Orte weiß einfach erzählen.
Kontakt: stadterforschung (at) gmx.at

Recht auf Stadt!

links:
Cit-Collective: http://citcollective.wordpress.com/
Stadterforschungen: http://no-racism.net/thema/113/