Quellenangabe:
Clubbesuch endete am Eingang - Türsteher verweigerten Testpersonen den Einlass (vom 21.05.2014),
URL: http://no-racism.net/article/4631/,
besucht am 31.10.2024
[21. May 2014]
Das ZARA Lokal-Testing belegt einmal mehr die rassistische Einlasspolitik in vielen Wiener Clubs und Lokalen. - Presseaussendung von ZARA - Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit.
ZARA-Lokal-Testing belegt rassistische Einlasspolitik in manchen Wiener Clubs
In drei von insgesamt 14 getesteten Wiener Clubs hat ein Lokaltesting von ZARA - Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit am vergangenen Freitag eine rassistische Einlasspolitik nachgewiesen. 11 der getesteten Clubs waren bereits im Vorfeld durch rassistische Einlassverweigerungen aufgefallen und zum Teil mehrfach der ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus gemeldet worden.
Beim Testing am Freitag endetet die Partynacht für die dunkelhäutigen Tester mit Begründungen wie "nur für Stammgäste" oder "der Club ist schon zu voll" an der Eingangstür; in einem Lokal wurde eine Testperson mit dunkler Hautfarbe gebeten, doch "unter der Woche vorbeizukommen, damit wir uns besser kennenlernen". Alle "weißen" Testpersonen, die unmittelbar danach in die Clubs wollten, wurden kommentarlos eingelassen. Damit entpuppten sich diese Begründungen eindeutig als Ausreden für eine dahinterstehende rassistische Motivation bei der Einlassverweigerung.
Bei der von ZARA angewandten Testing-Methode zur Feststellung rassistischer Diskriminierungen unterscheiden sich die Testpersonen nur durch ein einziges Diskriminierungsmerkmal, um andere Motivationen auszuschließen. Demnach waren alle sechs eingesetzten Testpersonen männlich, Anfang Zwanzig, deutschsprachig und einem Clubbesuch angemessen gekleidet. Sie unterschieden sich lediglich durch ihre Hautfarbe.
In der anschließenden Konfrontation mit Juristinnen der ZARA-Beratungsstelle zeigten sich die Türsteher uneinsichtig, beharrten trotz der durch das Testing erbrachten Ergebnisse auf ihren Begründungen und verwiesen auf schwammige Entscheidungskriterien wie "sie hätten ein Gespür für ihre Gäste" und könnten "dementsprechend beurteilen, wer ins Lokal passe und wer nicht."
Zusätzlich zur anschließenden juristischen Aufklärung der Türsteher hat ZARA im Rahmen des diesjährigen Lokaltestings auch eine spezielle Maßnahme zum Empowerment potenzieller Opfer rassistischer Einlasspolitiken umgesetzt: neuzugewanderte Jugendliche und junge Erwachsene lernten bei einem von ZARA Training durchgeführten "know your rights - Workshop" beim Kooperationspartner Interface Wien mehr über die Unzulässigkeit rassistischer Diskriminierungen beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen und konnten ihre eigene Sensibilität für das Erkennen diskriminierender Verhaltensweisen steigern.
Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft sind nach dem österreichischen Gleichbehandlungsgesetz im Bereich des Zutritts bzw. Zugangs zu Geschäften, Lokalen und Dienstleistungen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, verboten. Bei Verstößen kann Schadenersatz, auch für die erlittene persönliche Beeinträchtigung, eingeklagt werden.
Seit Jahren fordert ZARA -- Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit deshalb LokalbetreiberInnen auf, ihre Einlasspolitiken bzw. die der engagierten Sicherheitsdienste auf mögliche rassistische Motive hin zu überprüfen und Diskriminierungen zu unterlassen. Insbesondere Türpersonal sollte über die geltende Rechtslage informiert werden und Personen nicht allein aufgrund ihrer (vermeintlichen) Herkunft vom Lokalbesuch ausschließen. Begründungen wie "wenn's Ärger gibt, dann sind zu 70-80% Personen ausländischer Herkunft daran beteiligt" sind rechtswidrig und weisen lediglich auf einen vorurteilsbehafteten Umgang mit Personen (angenommener) "fremder" Herkunft hin. Solche Argumente sind unzulässig - die Zuschreibung von (negativen) Eigenschaften und/oder Handlungsweisen zu einer ethnischen Gruppe ist schlicht rassistisch.
Hintergrund:
Der ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus werden seit ihrer Gründung 1999 kontinuierlich Fälle von rassistischer Einlasspolitik gemeldet. Besonders betroffen davon sind junge Männer, die aufgrund ihrer zugeschriebenen "fremden" ethnischen Zugehörigkeit oder Herkunft abgewiesen werden. Mit dem Lokaltesting am vergangenen Freitag hat sich ZARA erneut als Mitglied an der European Testing Night der europäischen Anti-Rassismus-Bewegung EGAM beteiligt. Dabei haben zeitgleich in mehreren europäischen Ländern (Österreich, Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Italien, Montenegro, Slovenien, Serbieninkl. Kosovo) Lokal-Testings stattgefunden, mit dem Ergebnis, dass bei jedem vierten getesteten Lokal rassistische Einlassverweigerungen festgestellt wurden.
Presseaussendung ZARA - Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, Wien, 12. Mai 2014.
Das diesjährige Lokaltesting wurde in Kooperation mit :: Interface Wien und als Aktion der :: Menschenrechtsstadt Wien durchgeführt.