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Quellenangabe:
Überlegungen zu Alltagsrassismus (vom 05.05.2000),
URL: http://no-racism.net/article/497/, besucht am 26.04.2024

[05. May 2000]

Überlegungen zu Alltagsrassismus

Sagen wir, daß ich in den letzten zehn Tagen "zufällig" zweimal Zeugin einer rassistischen "Amtshandlungen" der Polizei wurde. Im ersten Fall handelte es sich um einen Afrikaner, der eine Telephonzelle aufsuchte. Zweiter Übergriff am vergangenen Donnerstag: Mindestens 4 Polizisten in grauen Kampfanzügen haben sich auf dem Bahnsteig verstreut und gezielt Menschen, die AusländerInnen sein könnten, herausgegriffen.

Sagen wir, daß ich in den letzten zehn Tagen "zufällig" zweimal Zeugin einer rassistischen "Amtshandlungen" der Polizei wurde. Im ersten Fall handelte es sich um einen Afrikaner, der eine 25 m von seiner Wohnung gelegene Telephonzelle aufsuchte. Ein Streifenwagen fuhr scharf an ihn heran, er mußte sich ausweisen, sämtliche Taschen entleeren, wurde perlustriert und mußte langwierige erklärungen abgeben.

Er konnte sehr gut Deutsch- das hat ihm sicher geholfen. Ein Freund und ich sind während des Zwischenfalls in ca. 4 m Entfernung stehen geblieben und haben, auch für die Polizei eindeutig erkennbar, die Situation beobachtet. In wie weit das die Polizei von irgend etwas abgehalten hat, bleibt dahin gestellt, dem Afrikaner hat es sicher gut getan, nicht alleine gelassen zu werden.

Zweiter Übergriff am vergangenen Donnerstag ca. 19.35 (Demo?!) Bahnsteig U4 Richtung Hütteldorf. Mindestens 4 Polizisten in grauen Kampfanzügen (Cobra?) haben sich auf dem Bahnsteig verstreut und gezielt Menschen, die aufgrund von Farbe oder sonstigen Merkmalen Ausländer sein könnten, herausgegriffen. Neben mir war es ein Jugendlicher mit asiatischen Gesichtszügen. Der Bahnsteig war voller Leute, von denen aber, so weit ich es beobachten konnte, keiner dem Vorgehen der Polizei Aufmerksamkeit entgegengebracht hat. Eher ostentative Gleichgültigkeit. Der Jugendliche wurde von den Polizisten (ein Mann und eine Frau) beiseite geschoben, mußte sich ausweisen und ebenfalls seine Taschen entleeren. Ich bin dann in die U-Bahn eingestiegen, was ich nachher bereut habe. Ich war ohne Begleitung und es war wahrscheinlich auch das martialische Auftreten der Polizei, das mich eingeschüchtert hat.

Offensichtlich gehört dieses Vorgehen der Polizei jetzt vermehrt auch zum Österreichischen Alltag. Hat es Sinn solche Vorfälle zu dokumentieren?! Wenn ja, wo? Wie weit kann man sich als Zeuge in so einer Situation heranwagen?