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Quellenangabe:
Wir bleiben - vielfach bedroht und trotzdem voller Hoffnung! (vom 02.03.2016),
URL: http://no-racism.net/article/5034/, besucht am 20.04.2024

[02. Mar 2016]

Wir bleiben - vielfach bedroht und trotzdem voller Hoffnung!

Seit dem 7. Februar 2016 leben wir in der Matthäuskirche im Kleinbasel. Wir, das ist eine Gruppe von Menschen, die von der Schweizerischen Migrationspolitik betroffen sind.

Einige von uns sind betroffen, weil wir dem unmenschlichen Umgang mit Migration in diesem Land nicht länger zusehen können. Andere von uns sind betroffen, weil wir ganz direkt von Haft und Ausschaffung bedroht sind. Mit dem Schutz der Kirche erhalten wir ein wenig Ruhe von der stetigen Bedrohung - und eine Perspektive. Wir nutzen eine Möglichkeit, die sich mit der sechs-monatigen Überstellungsfrist der Dublin-Verordnung bietet. Kann die Schweiz eine Person nicht innerhalb dieser Frist in das europäische Erstaufnahmeland zurück schicken, muss sie selbst auf das Asylgesuch eintreten.

Damit wir also nicht vor dem Ablauf dieser Frist ausgeschafft werden,
sind wir auf den Verbleib in der Kirche angewiesen. Am 25. Februar
wurde eine Delegation zu einem Gespräch mit dem kantonalen Kirchenrat
eingeladen. Dieser liess sich jedoch nicht auf eine inhaltliche
Diskussion ein, sondern diktierte uns ein Ultimatum, nachdem wir die
Kirche in den kommenden Tagen zu verlassen hätten. Er sieht wörtlich
'keinen Anlass dazu, die Migrationspolitik und ihre Durchsetzung in
Frage zu stellen'.

Wir kennen diese Position; der Kirchenrat ist nicht der einzige, der
sie vertritt. Angesichts der unzähligen Toten, Inhaftierten,
Illegalisierten und Ausgeschafften, welche die europäische
Migrationspolitik zu verantworten hat, und mit Blick auf die
alltägliche und verbreitete Fremdenfeindlichkeit schockiert sie uns
trotzdem jedes Mal aufs Neue. Wir sind überzeugt, dass das Resignieren
gegenüber den gängigen Positionen kein gangbarer Weg ist. Wir müssen
uns finden, die Kategorisierung von Menschen überwinden, Alternativen
denken und leben sowie die Migrationspolitik langfristig verändern.

Die Initiative dazu muss aus der Gesellschaft kommen, da die
institutionelle Politik Lösungen nur innerhalb der von uns
kritisierten Grundannahmen aushandelt. Wir fordern eine Bewegung, die
Basel zu einer Stadt macht, in welcher alle Bewohnerinnen dieselben
Rechte und Freiheiten haben. Alle sollen denselben Zugang zu Bildung,
Arbeit, Wohnraum und medizinischer Versorgung haben - unabhängig von
Herkunft und Aufenthaltsstatus. Der öffentliche Raum und Institutionen
müssen für alle ohne Angst vor Kontrolle, Haft oder Ausschaffung
zugänglich sein. Dazu brauchen wir die Unterstützung und Beteiligen
von allen, die diese Ziele teilen.

Wir haben uns in den vergangenen Wochen in der Matthäuskirche
eingerichtet und viel Zeit verbracht. Wir haben zusammen gekocht,
diskutiert, gelacht, geweint, Sorgen geteilt und Perspektiven
entwickelt. Viele Menschen haben uns besucht, an Veranstaltungen
teilgenommen und wurden Teil dieses Projekts. Die Begegnungen, die im
geschaffenen Raum möglich wurden, haben viele zum Denken und Mitmachen
angeregt. Unser Anspruch ist es, die Grundlagen der derzeitigen
Migrationspolitik in Frage zu stellen und einen anderen Umgang mit
Migration selbst zu leben. Dies lässt sich nicht von heute auf morgen
umsetzen. Die ersten Wochen in der Kirche haben aber gezeigt, dass es
wichig und richtig ist, bereits heute damit anzufangen.

Wir sind nicht in der Kirche, weil wir in der Kirche sein wollen. Wir
sind da, weil sie uns den notwendigen Schutz vor gewaltsamen
Ausschaffungen bietet. Dieser Schutz ist nach den Aussagen des
Kirchenrates mehr denn je in Gefahr.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit „Wir bleiben“ zu
solidarisieren:
Besucht Veranstaltungen, bringt Euch ein und werdet Teil des Projekts!

Zeigt Solidarität, indem ihr unser Anliegen sichtbar macht: legt Flyer
aus, verbreitet unsere Web- und Facebook-Seiten, hängt Poster und
Fahnen auf etc. Material könnt Ihr in der Matthäuskirche abholen.

Informiert Euer Umfeld über das Projekt: nehmt Bekannte in die
Matthäuskirche mit, führt Gespräche, leitet Mails weiter, teilt unsere
Facebook-Seite und -Beiträge, verteilt Flyer etc.

Unterschreibt unsere Petition, von Hand oder auf unserer Website:
www.wirbleiben.info

Und kommt einfach mal vorbei!

Bis bald. Wir bleiben.

wirbleiben (at) immerda.ch

Spenden an:
Verein zur Unterstützung des Begegnungs- und Kunstraums Bblackboxx
Vermerk: Wir bleiben!
Postkonto: 85-286450-7
IBAN: CH48 0900 0000 8528 6450 7