Quellenangabe:
Fragwürdiger Tod eines Asylwerbers (vom 18.11.2001),
URL: http://no-racism.net/article/506/,
besucht am 23.11.2024
[18. Nov 2001]
Sprengstoff-fund im AsylwerberInnenheim Sonnwendgasse
Am Sonntag dem 13.11.2001 kam ein Asylwerber in Wien-Favoriten durch eine Handgranate ums Leben. Die Behörden sprechen von einem Unfall???
Stellen wir uns mal vor: ich wohne in einem Asylantenheim, gehe aufs Klo und sehe dort einen seltsamen Gegenstand. Ich greife den an - und wumms! Tot und aus.
Am Sonntag, dem 11. November (am 9/10 November 1938 Pogromnacht) explodierte eine Handgrante in der
Sanitäranlage des AsylwerberInnenheims in der Sonnwendgasse im 10. Wiener Gemeindebezirk und tötete einen 17 jährigen jungen Mann aus Simbabwe.
Unklar ist, wie diese Granate an diesen Ort kam.
Den ermittelnden Behörden fiel sofort der Zusammenhang zwischen Schwarzafrikaner - Drogen - WaffenGeschäfte ein. Wir fragen uns, wieso? Einzig die Tatsache, dass er einige Tage vorher in üblicher Manier perlustriert und festgenommen wurde, liefert den Behörden den Beweis, dass er ein Drogendealer ist.
Warum wurde er dann wieder freigelassen? Ist doch allgemein bekannt, dass AfrikanerInnen sogar für Kleinstmengen monatelang in Untersuchungshaft sitzen.
Menschen mit dunkler Hautfarbe werden täglich "angehalten", perlustriert, festgenommen, gefesselt, geschlagen, getreten, basierenden auf der Vermutung, ein Drogendealer zu sein.
für die Behörden gilt: Verdacht ist gleich Schuldspruch, vorausgesetzt, du bist AfrikanerIn.
In der Sonnwendgasse leben AsylwerberInnen aus verschiedenen ländern, darunter viele AfrikanerInnen.
AuffÀllig ist, dass die Behörden und Medien gar nicht auf die Idee kommen, dass die Explosion ein rassistisch motivierter Anschlag sein kann.
Wir wollen noch darauf hinweisen, dass am 10. November in Innsbruck zwei Afrikaner auf der Strasse von einem Auto abgedrängt und einer von ihnen angefahren worden ist. Er musste wegen seiner Verletzungen ins Spital. Erst nach seiner Aussage ermittelt die Polizei in Richtung einer fremdenfeindlich motivierten Straftat.
Dieser Mann kann noch sprechen, der 17-jährige Mann aus Simbabwe nicht mehr. Die Behörden können ihm alles mögliche in den Mund legen.
Die Sicherheitsvorkehrungen der Behörden sind typisch für den Umgang mit Vorfällen, die mit MigrantInnen zu tun haben: Verhaftungen von Mitbewohnern, die Suche nach den "Hintermännern" im Wohnheim selbst, verstärkte Kontrollen von AsylwerberInnen. Opfer werden zu Tätern gemacht, Menschen werden zu Feindbildern instrumentalisiert, um Macht und Kontrolle auszubauen und Repression zu verschärfen.
Selbst wenn es so ist, dass jemand mit Drogen dealt oder Drogen benützt, wird nicht nach dem Warum gefragt, und schon gar nicht wer verantwortlich ist für Lebensbedingungen, die Drogensucht, Alkoholismus, Armut und Obdachlosigkeit produzieren.
Wir können uns das nicht vorstellen, wir wohnen nicht in einem Asylantenheim, haben weisse Hautfarbe, einen Österreichischen Pass und sind EU-MitgliederInnen. Trotzdem wissen wir, dass es institutionalisierten Rassismus gibt, dass es rassistische Übergriffe gibt.
Eine Gesellschaft kann sich erst dann demokratisch nennen, wenn es keinen Rassismus, Sexismus und keine Ausbeutung mehr gibt.
Hoch die internationale solidarität.
für freies Fluten, Selbstbestimmung und eine grenzenlose Gesellschaft
GEMMI
Fragwürdiges zum Tod eines Asylwerbers durch eine Handgranate am Sonntag in Wien-Favoriten. über die mysteriÃŒsen Umstände des durch eine Handgranate verursachten Todes eines 17-jährigen Asylwerbers am Sonntag in Wien-Favoriten konnten die AktivistInnen von Gemeinsam gegen Rassismus, die gleich nach Bekanntwerden des Vorfalls zu recherchieren begonnen hatten, freilich bislang auch nichts näheres in Erfahrung bringen. Vieles stellt sich ihnen aber höchst fragwürdig dar. So wurde die in den Medien verbreitete Behauptung, dass im Leichnam Suchtgiftkugeln gefunden worden seien, bereits zu einem Zeitpunkt im ORF-Text veröffentlicht, als noch gar kein Obduktionsergebnis vorgelegen sein konnte. Weiters erfuhren die AktivistInnen, dass die Polizei nach ihrem Eintreffen nur zuerst Frauen und Kinder sowie wenig später auch weisse Männer evakuierte, hingegen Afrikaner dort bleiben mussten, während die BeamtInnen nach weiteren Sprengkörpern suchte.
Drei Mitbewohner des Getöteten wurden festgenommen - zwei
Afrikaner und ein Flüchtling aus Afghanistan. Dies erinnere,
so "Gemeinsam gegen Rassismus", an die Morde an vier Roma
1995 in Oberwart, als die Polizei als Erstes Hausdurchsuchungen
bei FreundInnen und Verwandten der Opfer durchgeführt hatte
Unklar ist derzeit, ob sich die drei Männer noch in Haft befinden.
Von Polizeiübergriffen beim Einsatz nach der Explosion wurde
bislang nichts bekannt.