Quellenangabe:
"Bürgerinitiative gegen den Drogenhandel in Erdberg" (vom 30.09.2003),
URL: http://no-racism.net/article/512/,
besucht am 22.12.2024
[30. Sep 2003]
Vor einigen Wochen wurden einige antirassistische Gruppen per Mail darauf aufmerksam gemacht, dass sich im dritten Bezirk eine, vermutlich von der FPÖ initiierte, bürgerinitiative gegen den Drogenhandel in Erdberg" Gründen wird. Hier ein Bericht vom Gründungstreffen...
Vor einigen Wochen wurden einige antirassistische Gruppen per Mail darauf aufmerksam gemacht, dass sich im dritten Bezirk eine, vermutlich von der FPÖ initiierte, "bürgerinitiative gegen den Drogenhandel in Erdberg" Gründen wird. Das Treffen am Samstag, den 27.9.03, wurde auf A4-Plakaten in Stiegenhäusern (und vielleicht auch Geschäften) angekündigt (siehe Anhang 1).
Trotz schlimmster Befürchtungen haben wir es gewagt, uns dieses Treffen mal anzuschauen, in der Hoffnung, ein paar wertvolle Infos zu ergattern. Hier also ein kleiner Bericht über dieses Treffen.
von 2en von der GEMMI
Stattgefunden hat das ganze Samstag nachmittags im "Cafe Eckball" (1030, Ludwig-Köhler-Platz 4, Telefon: 01/714 10 60) bzw. eigentlich im Vorgarten dieses Cafes. Der angekünigte Beginn war 15 Uhr, tatsächlich passiert ist aber sehr lange nichts. Erst nach und nach fanden sich ca. 25 Leute ein, zum überwiegenden Teil Àltere Frauen und Männer, ein paar wenige so um die 40-50 Jahre. Zunächst hatte es mehr einen informellen Touch, es ergriff niemand das Wort und gab bekannt, worum es hier nun konkret gehen soll. In Kleingruppen wurden Gespräche geführt, manchmal waren rassistische Schimpftiraden gegen "die Ausländer" und andere grausliche Beschimpfungen gegen AfrikanerInnen zu hören, die wir hier nicht wiedergeben wollen. Während eines Gesprächs, dessen Inhalt ich nicht mitgekriegt hab, meinte eine Frau plötzlich sinngemäß "Aber eine Ausländer-Hetze soll das ja auch nicht werden, da sind genauso Weisse dabei". Ein Mann mittleren Alters im Sakko, der noch am ehesten nach Parteifunktionär aussah, scheint jedoch nicht von der FPÖ gewesen zu sein, da er scheinbar im Gegenteil versucht hat, dagegenzureden und dazu aufforderte zu differenzieren. Irgendwann ging eine Frau herum und verteilte Ankündigungszettel für eine Veranstaltung der FPÖ-Frauen (siehe Anhang 2).
Jedenfalls ergriff dann doch ein Mann im Pensionsalter mit Brille das Wort und stellte sich als Günter Heiland (oder Heilland oder Hailand?) vor. Er habe die ca. 250 Ankündigungen für diese Veranstaltung im Bezirk verteilt. Der Typ sprach davon, dass es in Hernals auch Erfahrungen bezüglich Drogen gegeben habe, dass das aber heute nicht mehr so sei, dank der Polizei. Im dritten Bezirk sei alles ganz schlimm - "sogar vor meinem Haus!" - mensch könne gar nirgends mehr hingehen, weil "die" überall seien und in aller Öffentlichkeit dealten und nicht zuletzt naTürlich: "UNSERE KINDER!", die als "Drogenboten" vor Schulen eingesetzt würden und bla und bla und bla. Dazwischen immer wieder zustimmende Rufe aus dem Publikum. Herr Heiland versuchte dann sein scheinbares Insiderwissen preiszugeben und faselte von einer "Zentrale" in einer U-Bahn-Station und Orten, wo angeblich besonders viel gedealt werde. Dann kam der Heiland konkreter auf den Punkt: Sein Anliegen sei es, Unterschriften zu sammeln und Druck auf das Innenministerium zu machen, damit dieses mehr Polizei auf die Strasse schicke. Und dazu suche er jetzt Leute, die das mit ihm machen wollen. Wieder zustimmende Rufe und Gemurre, dass die Polizei alles wisse, aber nur nicht einschreite. Nur der Parteifunktionärs-Typ machte einen Einwurf, dass mensch überhaupt erst wissen müsse, was auf so einer Liste draufsteht, bevor mensch es unterschreibt. Das hatte aber keine Reaktionen zufolge. Der Heiland wies dann noch darauf hin, dass er wisse, dass Innenminister Strasser nächste Woche nach Erdberg kommen wolle, um sich ein Bild zu machen oder so ähnlich. Dann war die Ansprache vorbei und die KleingruppenGespräche setzten sich fort.
Was danach noch passiert ist, wissen wir nicht, weil wir genug davon hatten und gegangen sind. Was auf dieser Liste oben gestanden ist, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, weil diese plötzlich "verschwunden" war, als wir danach fragten.
Ergänzung:
Eine kleine Recherche hat ergeben, dass zumindest zwei der Leute bei diesem Treffen BezirksrätInnen der SPÖ waren. Sie dürften zur Vermittlung dort gewesen sein.
Weitere Informationen erhält ihr bei der GEMMI, gemmi (at) t0.or.at
Anhang 1:
ANKÜNDIGUNG
Gründung einer bürgerinitiative gegen den Drogenhandel in Erdberg. Kommen Sie und diskutieren wir gemeinsam eine Lösung der Probleme durch den immer stärker werdenden Drogenhandel in unserer Umgebung.
Ort: Ludwig-Koehler-Platz vor und in dem Cafe "Eckball"
Datum: Samstag, 27.September 2003
Zeit: ab 15 Uhr
Kontakt: 0676 5346121
Anhang 2:
Einladung
zu einem Vortrag des bekannten Psychotherapeuten u. Drogenexperten Andreas Mauerer zum Thema:
Wie schätze ich meine Kinder vor Drogen
Ort: Cafe-Konditorei "Zuckergoscherl"
Landstrasser Hauptstr. 41-43 (U3 Rochusmarkt)
Zeit: 6. Okt. "03, 19 h
Veranstalter: Freiheitliche Frauen 3. Bez.
- auch Männer sehr Willkommen
Auskunft: (auch über unsere weiteren Veranstaltungen)
Tel: 0699-10879988 Katalin C.-P.
von 2en von der GEMMI