Quellenangabe:
Deutschlandweite Mahnwachen für Oury Jalloh (vom 17.08.2016),
URL: http://no-racism.net/article/5166/,
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[17. Aug 2016]
Aufruf zu Mahnwachen anlässlich der neuen "Transparenz"- Offensive der Dessauer Staatsanwaltschaft am 18. August 2016 ab 11:00 Uhr am sächsischen Institut für Brand- und Löschforschung in Schmiedeberg, wo die Staatsanwaltschaft das Brandgeschehen nachstellen lassen will.
Am 26.7.2016 hat die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau die Anwältinnen der Familie kurzfristig über die geplante Durchführung eines Brandversuches am 18.8.2016 informiert und eine formelle Einladung zur persönlichen Teilnahme ausgesprochen. Da diese "Einladung" außer der Anmerkung "zur Nachstellung des Zellenbrandes am 7.1.2005" keinerlei konkrete Informationen zu Fragestellungen, Versuchsplanung und -durchführung oder zum Auswertungsdesign enthielt und der Termin im Übrigen - entgegen üblicher Gewohnheit - vorher nicht abgestimmt wurde, erging am 1.8.2016 ein dringliches Antwortschreiben des Rechtsbeistandes der Familie an die Staatsanwaltschaft, in welchem die Nebenklagevertreterin Gabriele Heinecke die Verlegung des Termins beantragte. Frau Heinecke befindet sich zu dem Termin im Urlaub. Da hierauf keine Reaktion erfolgte, baten die Rechtsbeistände der Familie per Eilantrag am 08.08.2016 erneut um die Darlegung konkreter Informationen zum Brandversuch sowie um eine Verschiebung des Termins.
Am 11. August 2016 veröffentlichte der Pressesprecher der StAW Dessau-Roßlau, StA Olaf Braun eine Pressemitteilung an jene Pressevertreter*innen, die zum "ergebnisoffenen Brandversuch" am 18. August 2016 geladen worden sind. Darin stellt der StA Braun Behauptungen und Unterstellungen auf, die nicht den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse wiedergeben bzw. diese manipulativ verfälschen. So wurde u.a. behauptet, dem Rechtsbeistand der Familie sei mehrfach Gelegenheit gegeben worden, eigene Vorschläge für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu unterbreiten. Mit den fallkundigen Brandsachverständigen aus Irland, England und Kanada, die Brand- und Aktengutachten zum Fall angefertigt und zuletzt die dokumentierten Ermittlungen seit dem 07.01.2005 bewertet haben, wurde entgegen der öffentlichen Bekundungen der Staatsanwaltschaft zu Kooperation und Austausch bisher kein Kontakt aufgenommen. Die seitens der Nebenklage seit 2014 mehrfach wiederholte Aufforderung zur Stellungnahme zu den Konsequenzen aus der eindeutigen Spurenlage am manipulativ präsentierten Feuerzeug, ist die Staatsanwaltschaft bis heute mit hartnäckiger Ignoranz und Antwortverweigerung begegnet.
Die geplante Nachstellung des Brandverlaufs vom 7.1.2005 muss aber alleine schon deswegen scheitern, weil sie an der zentralen Frage des Falles vorbeigeht. Obgleich unabhängige Gutachten nachgewiesen haben, dass der Feuerzeugrest - der erst drei Tage nach der Tatortuntersuchung auftauchte - ein manipuliertes Beweismittel ist, ignoriert die Dessauer Staatsanwaltschaft beharrlich, dass der angeblich in einer Brandschutttüte gefundene Feuerzeugrest nicht in der Zelle 5 gewesen sein kann. Wiederholte Laboruntersuchungen haben ergeben, dass dem Feuerzeugrest weder Bestandteile der Matratze, noch Fasern der Kleidung oder DNA von Oury Jalloh anhaften. An diesem Feuerzeugrest befinden sich nachweislich keinerlei Reste des Brandschuttes aus Zelle 5, dafür aber eine Vielzahl tatortfremde Faserreste und Faserverbünde sowie zwei Tierhaare und DNA jeweils unbekannter Herkunft, welche teilweise sogar noch unverbrannt sind.
Wir rufen Euch daher auf an Euren Standorten am 18.08.16 ab 11:00 Uhr (oder später) Mahnwachen oder Kundgebungen zu organisieren und mit uns gemeinsam zu protestieren:
Kundgebung/Mahnwache am 18.08.2016, von 12.00 - 14.00 Uhr, in Mannheim, Paradeplatz
Der gewaltsame Tod des Geflüchteten Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau im Januar des Jahres 2005 ist immer noch nicht aufgeklärt. Oury Jalloh verbrannte sozusagen unter der "Obhut" der Polizei in Dessau. Er wurde in einer Polizeizelle an Händen und Füßen gefesselt tot aufgefunden. Seine verkohlte Leiche lag auf einer feuerfesten
Matratze. Die Alarmanlage war ausgeschaltet! Dennoch wird behauptet, er habe sich mit einem Feuerzeug selbst angezündet. Das Feuerzeug wurde erst 3 Tage nach seinem gewaltsamen Tod "gefunden". Es war unversehrt. Unabhängige Gutachter stellten fest, dass Oury Jalloh vor seinem Tod verletzt wurde.
Viel spricht dafür, dass er ein Opfer eines vom Staat verübten rassistischen Verbrechens wurde. Bis heute ist sein Tod von den Behörden, den Verantwortlichen nicht aufgeklärt.
Wir fordern lückenlose Aufklärung und die Bestrafung der für den gewaltsamen Tod Verantwortlichen.
Aufklärung - Gerechtigkeit - Rassismus stoppen - egal von wem!
Quellen: Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und Bündnis gegen Abschiebungen (BgA) Mannheim