Quellenangabe:
Umfangreiche Polizeiaktionen gegen Flüchtlinge in Paris und Calais (vom 18.08.2016),
URL: http://no-racism.net/article/5167/,
besucht am 08.11.2024
[18. Aug 2016]
Im Ferienmonat August, in dem die Innenstadt von Paris zu Teilen den Tourist_innen gehört, spitzt sich die Repression gegen Tausende von Flüchtlinge, die derzeit auf den Straßen von Paris leben, immer weiter zu.
Große Aufgebote der Polizei haben in den letzten Wochen bei über 30 Großeinsätzen unzählige Flüchtlinge vertrieben, viele wurden in Gewahrsam genommen und aufgefordert das Land zu verlassen. Gab es in letzter Zeit noch die Möglichkeit in improvisierten Notunterkünften wie Turnhallen unterzukommen, scheinen diese Angebote im Zuge der neuesten Polizeioperationen nicht mehr gemacht zu werden.
Sowohl am 6. August als auch am 13. August 2016 gab es in Paris Demonstrationen gegen das Vorgehen der Exekutive, die von der "Hauptstadt-Linken" eher wenig unterstützt wurden.
Auch in Calais ist die Zahl der Bewohner_innen des Jungle wieder stark angestiegen. Nachdem die Polizei :: Anfang des Jahres 2016 gegen teilweise erbitterten Widerstand zum wiederholten Male Teile des Jungle räumte und platt machte, sollen mittlerweile wieder fast zehntausend Menschen in den improvisierten Unterkünften leben. In den letzten Wochen ist es dort erneut zu umfangreichen Polizeioperationen gekommen, bei denen Teile der selbstaufgebauten Infrastruktur zerstört wurden (:: Bericht von Calais Migrant Solidarity auf fr/eng).
Im folgenden dokumentieren wir die Übersetzung einer Erklärung von Geflüchteten aus der l'avenue de Flandre in Paris, die Tag für Tag die Auswirkungen der rassistischen Politik zu spüren bekommen:
... aus unterschiedlichen Gründen. Unter diesen Gründen, die wir auf den Straßen erleben:
Wir leider darunter, keine Hilfe und Anerkennung zu finden. Wir leider darunter, in Kälte und Krankheit zu leben. Die Situation ist sehr schmerzhaft, wie du es dir im öffentlichen Raum vorstellen kannst. Wir kamen über das Meer, riskierten unser Leben. Einmal in Frankreich angekommen, verweigert die Regierung uns aufzunehmen, verweigert uns Unterkunft, verweigert uns die Möglichkeiten uns zu treffen, und ebenfalls verweigert sie uns Wasser und Essen. Wir kamen in dieses Land, um um Asyl anzusuchen, nicht dass unsere Rechte verweigert werden. Wir haben keine Unterstützung, keine Unterkunft, kein Lager, wir müssen im öffentlichen Raum schlafen, unter Brücken, in der U-Bahn, oder entlang des Kanals in Paris. Jeden Tag vertreibt und verfolgt uns die Polizei, in den kleinen Gassen ebenso wie in den großen Straßen, sie verhaften uns, sperrt uns in Zellen. Unter uns sind Frauen, Kinder, viele alleine oder schwanger, Babys, verfolgt von der Polizei, die uns fest nimmt und keine Lösungen anbietet außer tagtäglich verfolgt zu werden. Dabei ist unglaublich, dass die Polizei gewalttätig ist und ihr Zeug_innen.
Die Rechte von Flüchtlingen sagen, dass der Polizei nicht erlaubt ist, Gewalt gegen uns anzuwenden. Die Behörden rechtfertigen ihre Aktionen mit der Angst vor Terrorismus. Auf welcher Basis kann Frankreich ein demokratischer Staat sein, wenn wir keine Anzeichen von Menschenrechten und Flüchtlingsschutz erkennen können. Die Regierung sollte uns beschützen. Das Hauptproblem ist, dass die Regierung jeden Tag Druck auf uns ausübt, anstatt an unseren Lebensbedingungen, unserer Situation interessiert zu sein. Wir erheben Anspruch, dass unsere Rechte respektiert werden. Frankreich ist bekannt als das 'Land der Menschenrechte', aber wo sind diese Rechte?
Was wir sehen ist, dass die Regierung Frankreichs Feind_in der Migrant_innen ist. Wo sind die Mechanismen die Schutz gewähren sollen? Wir sind geflüchtet, wir haben zu viel in den Straßen erlitten. Wir fordern die verantwortlichen Behörden und Organisationen auf, Interesse und Verantwortung für Geflüchtete zu zeigen.
Stopp der Polizeigewalt.
Häuser und Papiere für alle.
Bewegungsfreiheit für alle.
Quelle :: linksunten.indymedia.org vom 15. Aug 2016, bearbeitet und Übersetzung der Stellungnahme der Geflüchteten :: aus dem Englischen von no-racism.net.