Quellenangabe:
Aufruf vom autonomen Frauenaktionstreffen Wien zum 25. November 2017 (vom 22.11.2017),
URL: http://no-racism.net/article/5275/,
besucht am 21.11.2024
[22. Nov 2017]
Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieser Tag ist ein wichtiger Widerstandstag im feministischen Kalender.
Dieses Jahr versucht die Katholische Kirche diesen Tag in Wien mit dem "Marsch für das Leben" für sich zu vereinnahmen. Klerikalfaschisten, wie HLI und katholische Jugendliche greifen Frauen an, indem sie ihnen das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper absprechen. In österreich ist der Schwangerschaftsabbruch im Strafgesetzbuch immer noch verboten. Er bleibt aber straffrei, wenn Frauen innerhalb der ersten 3 Monate nach Beginn der Schwangerschaft abtreiben, nach einer vorherigen Beratung oder aus gesundheitlichen Gründen. Es gibt keine Kostenübernahme von den Krankenkassen für den Abbruch (für Verhütungsmittel ebenso wenig). In Tirol und Vorarlberg werden keine Abtreibungen in öffentlichen Spitälern vorgenommen, das führt zu einem Abtreibungstourismus quer durch österreich. Die katholische Kirche und ihre Brüderorganisationen HLI, Jugend für das Leben, KKK und andere sind mit ihrer Politik, Schwangerschaften zu illegalisieren, mitverantwortlich für hunderdtausende Frauenmorde.
Aktuell wird, ausgelöst durch die Kampagne #metoo, in den Medien über sexuelle Belästigungen gegen Frauen berichtet. Schon 2006 hat die afroamerikanische Aktivistin Tarana Burke diese Initiative gestartet. Nun hat erneut die Schauspielerin Alyssa Milano im Oktober 2017 diese Kampagne gestartet, um sexuelle übergriffe anzuprangern. Jede weiß aus eigener Erfahrung, dass sexuelle Belästigungen in einer patriarchalen und sexistischen Gesellschaft Alltag sind. Wenn eine öffentlich sexistische Gewalt anklagt, ist sie zusätzlich Verharmlosungen, Anschuldigungen, Verdrehungen, Drohungen und Angriffen ausgesetzt. Wenn eine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz anklagt, kommt noch die Drohung hinzu, den Arbeitsplatz zu verlieren. Es ist wichtig, dass Frauen öffentlich sprechen, anklagen und sich öffentlich solidarisieren!!!
Die Männergewalt gegen Frauen und Mädchen, wie unter anderem sexuelle Belästigungen, Vergewaltigungen, Prügel und Frauenmorde sind Bestandteile des strukturellen Sexismus. Dieser bedeutet unter anderem: Bekleidungs- und Verhaltensvorschriften für Frauen, Bildungs- und Berufsverbote, niedrige Löhne in Arbeitsbereichen, in denen vermehrt Frauen arbeiten, geschlechtshierarchische Arbeitsteilung, Genitalverstümmelungen, Abtreibungsverbote und Zwangssterilisierungen, Zwangsehen und patriarchale Familienpolitik, Feminizide durch staatliche Politik und Militärs u.a.m. Sexismus als Ideologie produziert und verfestigt die Machtverhältnisse in den hierarchischen Geschlechterrollen - "Gender" als sogenanntes soziales Geschlecht.
Gegen diese sexistische Dominanzkultur gestalten wir feministische Frauenräume, feministische Selbstverteidigung und FrauenLesben-Proteste - als öffentliche Kraft für gelebte aktive Frauensolidarität. Am 25.11. starten die :: "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen". Diese Protest- und Widerstandstage sollen dafür sensibilisieren, dass Gewalt gegen Frauen noch immer alltäglich und in der neoliberalen, militarisierten Gesellschaft im Steigen begriffen ist. Weltweit setzen Frauen vielfältige Zeichen gegen alltäglichen und strukturellen Sexismus und kämpfen gegen Sexismus, Rassismus und Krieg und für Frauenbefreiung in allen Farben und vielfältigen Facetten. Initiativen wie "Ni una menos" ("Keine einzige (Frau) weniger"), die seit 2015 zu Protesten gegen Feminizide, Morde an Frauen, aufrufen, stärken unser Bewusstsein und unsere Widerstandskraft.
Bei der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 wurde die "christlich-soziale" öVP stimmenstärkste Partei. Sebastian Kurz, Vorsitzender der öVP, ist praktizierender Christ, der 2016 beim "Marsch für Jesus" auftrat. Mit dieser öVP wird die extreme katholische Hardlinerin Gudrun Kugler-Lang (durch Direktmandat) ins Parlament einziehen. Sie ist Antifeministin, homofeindlich und Abtreibungsgegnerin. Die öVP befindet sich in Koalitionsverhandlungen mit der FPö, die unter anderem durch ihren Rassismus, Antisemitismus, Homo- und Lesbenfeindlichkeit und ihr reaktionäres Frauenbild auffällt. Im Bundespräsidentenwahlkampf 2016 hat der Kandidat der FPö, Norbert Hofer, ein "Handbuch der freiheitlichen Politik" verfasst. In diesem wird die Gebärmutter als "Ort mit der höchsten Sterbewahrscheinlichkeit in österreich" beschrieben. Hofer forderte die Einführung einer verpflichtenden Bedenkzeit für Frauen, bevor diese eine Abtreibung vornehmen lassen, und er lehnt die Gleichstellung von Mann und Frau auf allen Ebenen ab. Sie führe zur Auflösung der Familie. 2016 hat die FPö Amstetten die Subventionierung von Frauenhäusern abgelehnt, weil diese Ehen "zerstörten". überdies sprach sich Hofer gegen die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare aus. Die öVP und FPö wollen Kürzungen im sozialen Bereich unter anderem für Kindergärten und bei den Mindestsicherungen. Dies betrifft vor allem alleinerzieherinnen und Migrantinnen.
Männer entwaffnen!
Kirche, Küche, Vaterland - unsere Antwort: Widerstand!