Quellenangabe:
Die unzumutbare Odyssee der Aquarius auf dem Mittelmeer muss ein Weckruf für Europa sein (vom 21.06.2018),
URL: http://no-racism.net/article/5367/,
besucht am 26.12.2024
[21. Jun 2018]
630 Bootsflüchtlinge können nach acht Tagen auf dem Mittelmeer endlich von Bord gehen. Pressemitteilung von SOS Méditerranée, Valencia, 17. Juni 2018
Die Schließung der italienischen Häfen für das humanitäre Rettungsschiff Aquarius und die in der Folge erzwungene und gefährliche Fahrt mit mehreren hundert Geretteten an Bord über das Mittelmeer nach Spanien muss ein Weckruf für die europäischen Entscheidungsträger*innen sein!
Die gemeinsam von SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen betriebene Aquarius hat am Sonntagmorgen in Begleitung von zwei italienischen Schiffen der Marine und Küstenwache den Hafen von Valencia in Spanien erreicht. 630 Menschen gingen an Land.
Die Bootsflüchtlinge waren acht Tage zuvor von der italienischen Küstenwache, einem Handelsschiff und der Aquarius geretteten worden. Die Aquarius hatte letztlich alle 630 Geflüchteten an Bord genommen. Die Überlebenden waren aus Libyen geflohen, wo sie schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren. Das Team der Aquarius rettete die Menschen in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste. Laut internationalem Seerecht besteht die Verpflichtung, Menschen in Seenot nicht nur zu retten, sondern sie auch in den nächst gelegenen, sicheren Hafen zu bringen. Dieser nächstgelegene, sichere Hafen wurde der Aquarius dieses Mal verwehrt. Die 630 Geretteten sowie das Team der Aquarius waren im weiteren Verlauf zu einer viertägigen Irrfahrt gezwungen worden, die ein Weckruf an die politischen Entscheidungsträger*innen in Europa sein muss. Eine solche Situation darf sich nicht wiederholen. Humanitäres Völkerrecht und internationales Seerecht müssen Grundlage jeder politischen Entscheidung sein.
Die Untätigkeit der Europäischen Union führte seit 2014 zu bereits mehr als 13.000 Toten auf dem Mittelmeer. Das Versagen, dieser humanitären Tragödie ein Ende zu bereiten, hat Organisationen wie SOS MEDITERRANEE dazu veranlasst, diese Notfälle zu übernehmen. Seit 2016 haben wir gemeinsam mit unserem medizinischen Partner Ärzte ohne Grenzen über 29.000 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.
Ohne ein offizielles Such- und Rettungsprogramm, das im Mittelmeer solange notwendig ist, wie Menschen in seeuntüchtigen Booten fliehen, sind wir gezwungen, unseren Einsatz fortsetzen.
SOS MEDITERRANEE fordert daher erneut alle europäischen Staaten dazu auf, sofort zu handeln. Europa muss gemeinsam Verantwortung übernehmen und Maßnahmen ergreifen, um eine europäische Such- und Rettungsmission für das Mittelmeer aufzubauen. Konkret fordern wir:
Pessemitteilung von SOS Méditerranée vom 17. Jun 2018, zuerst veröffentlicht auf :: sosmediterranee.de.