no-racism.net Druckversion

Quellenangabe:
Sea-Watch wird am Auslaufen gehindert, während Menschen auf See ertrinken (vom 02.07.2018),
URL: http://no-racism.net/article/5376/, besucht am 21.11.2024

[02. Jul 2018]

Sea-Watch wird am Auslaufen gehindert, während Menschen auf See ertrinken

Valetta/Berlin 02.07.2018 +++ Aktueller Anstieg der Zahl der Todesopfer als Folge des Vorgehens gegen die Seenotrettung +++ Sea-Watch berechtigt niederländischer Flagge zu führen, Untersuchungen sind eine politische Bekämpfung der zivilen Rettungsflotte +++

Sea-Watch hat heute erfahren, dass ihr Schiff in Malta festgehalten wird, ohne jegliche Rechtsgrundlage seitens der Behörden. Die Sea-Watch 3 ist nicht wie LIFELINE und SEEFUCHS im Sportbootregister eingetragen, sondern im königlichen Schiffsregister als niederländisches Seeschiff registriert, das voll berechtigt ist, die niederländische Flagge zu führen. Dadurch erweist sich die fehlende Erlaubnis, von Malta auszulaufen, nicht als eine Frage der Registrierung, sondern als eine politische Offensive zur Beendigung der zivilen Rettung auf See.

Während die Rettungskräfte im Hafen blockiert werden, sind die letzten Tage zu den tödlichsten in diesem Jahr geworden. Gestern meldete das UNHCR weitere 63 Vermisste, am Freitag waren mehr als 100 Menschen ertrunken, darunter Babys und Kinder. Im Moment gibt es im Einsatzgebiet keine geeigneten Schiffe mehr, obwohl die Sea-Watch 3 gut ausgerüstet und einsatzbereit ist. Sea-Watch fordert die maltesische Regierung nachdrücklich auf, die Behinderung von Rettungskräften einzustellen, da Menschenleben akut gefährdet sind.

Am Freitag, einen Tag nachdem die Staats- und Regierungschefs der EU ein unmenschliches Abkommen beschlossen hatten, hat ihr Plan, die Grenzüberwachung über die Menschenrechte zu stellen, seine ersten Opfer gefordert. „Als sich 2013 die Nachricht von einem Schiffbruch bei Lampedusa verbreitete, versammelten sich die europäischen Staatschefs zur Anteilnahme und Italien begann seine lebensrettende Mission ‚Mare Nostrum‘. Jetzt sind wieder mehr als 400 Menschen innerhalb weniger Tage ertrunken, aber anstatt ihr Mitgefühl auszudrücken, hindern dieselben Regierungen die Rettungskräfte daran, ihre lebensrettende Aufgabe zu erfüllen“, sagt der Vorsitzende von Sea-Watch, Johannes Bayer. „Der Schiffbruch am Freitag hätte wahrscheinlich verhindert werden können, wenn die Rettungsschiffe OPEN ARMS und ASTRAL gebeten worden wären, die Position anzufahren. Stattdessen forderten die zuständigen Behörden die Rettungskräfte auf, sich fernzuhalten und den Fall der so genannten libyschen Küstenwache zu überlassen, die wiederholt Schiffbrüche verursacht hat, da ihre Einsatzmittel nicht für die Rettung auf See geeignet sind und die Menschen oft in Panik geraten, wenn sie merken, dass sie nach Libyen zurückgebracht werden könnten“.

Der jüngste Anstieg der Todesfälle im zentralen Mittelmeerraum ist direkt auf das Vorgehen gegen die einzigen noch vorhandenen und zuverlässigen Rettungsmittel sowie auf die europäische Politik der Nicht-Hilfe zurückzuführen. Während sie die öffentliche Aufmerksamkeit auf die gefälschte Darstellung von NGOs als „Taxis“ oder „Shuttles“ sowie auf leere juristische Untersuchungen lenken, wie es auch ein deutscher Minister tut, missachten sie den Beweis, dass eine Verringerung der SAR-Kapazität nicht eine Verringerung der Überquerungsversuche bedeutet. Dieser Punkt ist seit über 3 Jahren bekannt, als Mare Nostrum beendet wurde.

„Unser Schiff hat eine ordnungsgemäße Registrierung und ist berechtigt, die niederländische Flagge zu führen. Wir wären die am besten ausgestattete und geschulte Rettungscrew im Einsatzgebiet, und es gibt bisher keinen Rechtsgrund, der die Festsetzung unseres Schiffes rechtfertigen würde. Wir erwarten, dass die Behörden uns sofort auslaufen lassen“, sagt Pia Klemp, Kapitänin der Sea-Watch 3. „Während wir daran gehindert werden, den Hafen zu verlassen, ertrinken Menschen, das ist absolut inakzeptabel. Jeder weitere Tod auf See geht auf das Konto derjenigen, die die Rettung verhindern. Wie viele Schiffbrüche wird es noch kosten, bis Europa wieder einmal erkennt, dass die Rettung von Leben auf See nicht verhandelbar ist?“

Quelle :: ffm-online.org (02. Jul 2018)