Quellenangabe:
Rettungsschiff Aquarius kehrt ins Mittelmeer zurück (vom 01.08.2018),
URL: http://no-racism.net/article/5429/,
besucht am 24.11.2024
[01. Aug 2018]
Das von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen gemeinsam betriebene Rettungsschiff Aquarius sticht am 01. August 2018 von Marseille aus wieder in See. Im zentralen Mittelmeer wird es zur Hilfe für Menschen in Seenot bereitstehen. Die Crew wird Gerettete auf keinen Fall nach Libyen zurückbringen, wo sie in Gefahr sind, erneut zum Opfer von Ausbeutung und Gewalt zu werden.
„Das zentrale Mittelmeer ist die tödlichste Fluchtroute weltweit“, sagt Aloys Vimard, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen an Bord der Aquarius. „Es sind kaum noch Rettungsschiffe im zentralen Mittelmeer, und es gibt dort auch keine gezielt auf Seenotrettung ausgerichtete Kapazitäten der europäischen Staaten. Humanitäre Hilfe zur See ist derzeit wichtiger denn je. Menschen aus Seenot zu retten, ist eine rechtliche und moralische Verpflichtung. Mehr als 700 Menschen sind in den vergangenen Wochen im Mittelemeer ertrunken. Diese Geringschätzung von Menschenleben ist erschreckend.“
Nach mehr als zwei Jahren ununterbrochener Seenotrettung im zentralen Mittelmeer lag die Aquarius zuletzt zum ersten Mal für einen Monat im Hafen vor Anker. Diese Pause ist eine Folge von grundlegenden Veränderungen der Lage im zentralen Mittelmeer, die die Seenotrettungseinsätze stark beeinträchtigen. Politische Auseinandersetzungen über die anzulaufenden Häfen haben Schiffe mit Geretteten an Bord wochenlang blockiert. Humanitäre Organisationen werden kriminalisiert, und die Einfährt in Häfen in Italien und Malta wurde ihnen mehrfach verweigert.
Die europäischen Staaten haben die Übertragung der Verantwortung für die Koordinierung von Rettungseinsätzen auf See an die von der EU unterstützte libysche Küstenwacht forciert, obwohl sie sich des alarmierenden Ausmaßes an Gewalt und Ausbeutung bewusst sind, dem Flüchtlinge, Migranten und Asylsuchende in Libyen ausgesetzt sind. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO hat Ende Juni ein neu gegründetes libysches Rettungskoordinationszentrum anerkannt. In Libyen werden Menschen weiterhin in überfüllten Internierungslagern unter unmenschlichen Bedingungen willkürlich gefangen gehalten. Die wenige humanitäre Hilfe, die dort geleistet werden kann, kann den steigenden Bedarf nicht decken.
„Auch wenn die Lage auf dem Mittelmeer immer schwieriger wird, bleibt unser Ziel dasselbe: Männer, Frauen und Kinder vor dem Ertrinken zu retten und sie an einen sicheren Ort zu bringen, an dem ihre Grundbedürfnisse erfüllt und ihre Rechte geschützt und garantiert sind“, sagt Vimard.
Die Teams von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée verpflichten sich erneut den folgenden international anerkannten Grundsätzen: