Quellenangabe:
Es ist wieder Donnerstag - Berichte aus drei Wochen gegen die Regierung (vom 22.10.2018),
URL: http://no-racism.net/article/5478/,
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[22. Oct 2018]
Seit 4. Oktober 2018 ist #Wieder Donnerstag in Wien. Eine Gruppe hat sich zusammen gefunden und organisiert wöchentliche Demos gegen die schwarz-blaue Regierung. Berichte aus den vergangen drei Wochen. Die Proteste geht weiter - jeden Donnerstag Demo in Wien und anderswo.
Laut :: wiederdonnerstag.at wird »do! Es ist wieder Donnerstag« von einer parteiunabhängigen Initiative organisiert, die aus Privatpersonen besteht, die sich gemeinsam gegen die aktuelle Politik und für eine bessere Zukunft einsetzen.
In einer :: Presseaussendung vom 4. Oktober 2018 (pdf) begründen die Initiator_innen ihre Initiative für regelmäßige Proteste gegen die schwarz-blaue Regierung:
"Im Jahr 2000 protestierten Menschen wochenlang jeden Donnerstag gegen die damalige schwarz-blaue Regierung. Eine parteiunabhängige Initiative möchte an diese Tradition der „Donnerstagsdemos“ anknüpfen und organisiert als Auftakt eine große Kundgebung am 4. Oktober am Ballhausplatz. Die Gruppe besteht aus vielen Privatpersonen, die sich gemeinsam gegen die aktuelle Politik und für eine bessere Zukunft einsetzen. Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat mit einem eigenen Text den Aufruf zur Kundgebung gestartet. Auf der Bühne werden Menschen stehen, die aus erster Hand über die Folgen der aktuellen Regierungspolitik berichten können."
Am 4. Oktober war wieder Donnerstag. Unter diesem Motto wurde versucht, an die Donnerstagsdemonstrationstradition des Widerstands gegen die schwarzblaue Regierung im Jahr 2000 anzuschließen. Es gab zwar keine Demo, sondern eine dreistündige Kundgebung am Ballhausplatz. Dafür dürften je nach Zähl- oder Rechenmethode zwischen rund 10.000 und 20.000 Menschen teilgenommen haben.
Am nächsten Donnerstag, dem 11. Oktober, beginnt die Donnerstagsdemo um 18 Uhr wegen einer Bannmeile vor der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse. An diesem Tag soll es auch tatsächlich eine Demo und nicht nur eine Kundgebung geben.
Mehr im :: Audiobeitrag mit Ausschnitten aus den Reden und Gesängen auf cba.fro.at
:: nochrichten.net, 13. Oct 2018
Eindrücke von der ersten großen Donnerstagsdemonstration im Jahr 2018, am 4. Oktober in Wien. Präsentiert werden Mitschnitte der Reden, die vor der beeindruckenden Menge von 20.000 Demonstrantinnen gehalten wurden.
Redner*innen: Monika Salzer, Omas gegen rechts; Emad Almunajid, Queer Base; Henrie Dennis, Afro Rainbow Austria; Vera Hinterdorfer, Armutskonferenz; Michaela Moser, Armutskonferenz; Nour Kelifi, Journalistin; Shifteh Hashemi, Aktivistin/Frauenvolksbegehren; Stefanie Sargnagel, Autorin; Verein Freiräume; die Schülerinnenband „das Schrei“; Michael Turinsky, Choreograph; Erni Mangold, Schauspielerin; Rubia Salgado, Autorin
:: Audiobeitrag von Radio FRO auf cba.fro.at (21. Oct 2018)
Bericht und Überlegungen zu den wiederbelebten Donnerstagsdemos und zur Wiener Widerstandskultur.
Als im Februar 2000 sich zum ersten Mal eine schwarz-blaue Regierung bildete, bildete sich eine der größten Protestbewegungen der Nachkriegszeit. In den nächsten zwei Monaten gab es praktisch täglich Demos, Besetzungen, Aktionen. Die widerständische Bandbreite reichte dabei von Massendemos, Dauerkundgebungen, künstlerische-intellektuellen Einspruch bis hin zu Eier- und Tortenwürfen, Besetzungen. Bei Spontandemos wurden hunderte Kilometer durch diese Stadt gewandert. Die Donnerstagsdemos waren Teil davon.
Daran wollten die Organisator*innen der neuen Donnerstagsdemos anknüpfen. Im Aufruf rufen sie diese Zeit zurück ins Gedächtnis „da war widerständiges Knistern in der Luft zu spüren. Und genau diesen Geist holen wir auf die Straßen zurück. Lauter, lustvoller und kämpferischer als zuvor zeigen wir gemeinsam, was wir von dieser Regierung halten – nämlich gar nix.“ Das Vorhaben missglückte. Und das, obwohl ca. 20.000 Menschen zum Ballhausplatz kamen. Zu Spitzenzeiten war es so voll, dass selbst ein Durchdrängeln fast nicht möglich war. Mindestens die Hälfte der Menschen hat von reden und Musik wenig mitbekommen, weil sie zu weit von der Bühne weg standen.
Dennoch stellte sich - zumindest bei mir - dieses widerständische Knistern nicht ein. Zu groß ist der Unterschied zwischen Sponti mit selbstgewählter Strecke und stationärer Kundgebung. Dort ist alles, was ich machen kann: Den Reden, die nicht verstehen kann, zuhören, ab und zu „Widerstand“ rufen, und sich abschließend gegenseitig auf die Schultern klopfen, denn wir sind ja die Guten. Zu groß ist der Unterschied zwischen einer Bewegung, die von unten entsteht und einem Versuch, es von oben wieder zu beleben. Zu eklatant war der Widerspruch zwischen radikaler Rhetorik und braven Ablauf. Es gab ein durchgetimtes Programm mit mehr als 20 Redner*innen und Musiker*innen. Spontane Aktionen waren dadurch praktisch ausgeschlossen. Es war wie wiederaufgewärmtes Essen – auch wenn es mehr wird, es wird nur selten besser.
Aber wir leben im Hier und Jetzt. Ein nostalgischer Blick zurück ist wenig hilfreich für eine Widerstandskultur der Gegenwart. Da bleibt trotz aller Kritik festzuhalten: Die Rückkehr des Donnerstags ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es haben wieder mal zehntausende Menschen gezeigt, dass sie mit der Politik der Regierung nicht einverstanden sind. Es werden mehr und mehr Künstler*innen, die mit ihrer Kritik und ihrer Ablehnung nicht hinter dem Berg halten. Doch das wichtigste ist: Es gab schon einige große Proteste gegen die Regierung. Doch das waren große Events mit wenig nachhaltiger Wirkung. Wenn es jetzt neben der kleineren Music 4 Human Rights Kundgebung eine größere wöchentliche Kundgebung/Demo gibt. kann sich das ändern. Es kann eine neue Widerstandskultur daraus wachsen.
Dass das gelingt, dafür braucht es einen Kampf um unsere eigenen Köpfe. Wir müssen uns selbst wieder ernst nehmen, wir müssen wieder lernen, dass wir es selbst in der Hand haben, die Gesellschaft zu verändern. Bislang, auch letzten Donnerstag, hatte ich das Gefühl, dass es den Leuten wirklich wichtig ist, zu zeigen, dass sie mit der Politik nicht einverstanden sind. Doch wirklich was ändern daran glauben nur die wenigsten. Das zeigten manche Plakate („Wixen gegen Rechts“ „Nazis weg Kuscheln“). Es zeigte sich aber auch daran, dass viele Leute nur kurz blieben. Als die Kundgebung nach 3 Stunden endete, waren eher 2000 als 20 000 übriggeblieben.
Es wird dauern, bis wir Wege für einen neuen Widerstand gefunden haben. Es wird Übung brauchen, bis wir uns wieder selbst vertraue können. Deswegen ist klar: Wir sehen uns wieder am Donnerstag!
:: de.indymedia.org, 11. Oct 2018
Am 11. Oktober war wieder Donnerstag, und so kamen wieder 5.000 bis 6.000 Menschen (Zählung Zweierlinie) zusammen, um gegen die rechtsextreme Regierung zu demonstrieren. Treffpunkt war ausnahmsweise wegen einer Bannmeile die Lichtenfelsgasse vor der ÖVP-Zentrale. Danach wurde zum Urban-Loritz-Platz gezogen. Dort wurden unter dem Titel „DonnersTEXT“ die Stimmen vor allem gegen Angriffe auf Pressefreiheit und Künste erhoben.
Mehr im :: Audiobeitrag mit Ausschnitten aus den Reden auf cba.fro.at
:: nochrichten.net, 13. Oct 2018
Die Demo hatte diesmal einen erkennbaren feministischen Schwerpunkt. Treffpunkt war um 18:00 vor der ÖVP-Zentrale, danach ging es quer durch den 7. Bezirk zum Urban-Loritz-Platz, wo der Protest mit einer Widerstandslesung gab. Mehr als 6000 Menschen (5000 – 6000 bei einer Zählung am Anfang , es kamen aber noch einige Menschen dazu) waren dabei auf der Straße. Von den Fenstern und von Passant*innen gab es viel Zuspruch. Beim Urban-Loritz-Platz gab es noch ein wenig Stress, eine Person wurde wegen Beleidigung der Polizei kurzfristig festgenommen. Nach dem offiziellen Ende gab es noch eine spontane Tanzdemo entlang des Gürtels. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.
Doch: Es war sehr lautstark und es war tanzbar. Es war deutlich dynamischer als das letzte mal (obwohl es immer noch Luft nach oben gibt). Denn meisten Menschen scheint klar zu sein, dass der Widerstand einen langen Atmen brauchen wird. Die Hoffnung, das hier etwas Neues entstehen kann, erfüllte sich ein Stück weit.
Ein klein wenig Kritik gibt’s aber dennoch: Die kurzfristige Festnahme haben leider wenig Leute mitbekommen, etwas mehr Solidarität wäre da schön gewesen. Oft war der Slogan „Wir sind mehr!“ zu hören, der mir sauer aufstößt. Den erstens ist er falsch, und erzeugt falsche Bilder: Eine Mehrheit ist für eine Politik, die erklärtermaßen gewissen Menschen eine menschenwürdige Leben unmöglich machen will. Und zweitens hängt meine politische Meinung und mein politisches Engagement nur wenig (zumindest nicht direkt) mit den Mehrheitsverhältnissen in dem Land zusammen. Es gab auch diesmal eine eng getaktete, von oben vorgegebene Protestchoreographie, aber diese wurde auch an manchen Stellen durchbrochen/erweitert: Bei der Demo gaben die unterschiedlichsten Leute die Slogans vor, der Gürtel war dank Überfüllung des Urban-Loritz-Platz stundenlang blockiert und am Ende gab es noch eine Spontandemo.
Wir sehen uns nächsten Donnerstag.
:: de.indymedia.org, 13. Oct 2018
Das hier ist nur ein kurzer Bericht vor allem über eine "Spontandemonstration" die sich im Zuge der Donnerstagsdemonstration nach der Schlusskundgebung am Urban-Loritz-Platz entwickelt hat.
Ich bin total zufällig gestern Donnerstag Abend den 11.Oktober 2018 beim Urban-Loritz-Platz in Wien bei U6 Stadthalle/Burggasse vorbeigekommen.
Etwa 400 - 600 Leute waren dort gegen 21.15 am Platz. Es gab einen Lautsprecherwagen der parkte und auf dem verschiedene Leute Ansprachen hielten.
Auffällig war das sehr viele junge Leute da waren (15, 16 bis Anfang 20). Die üblichen Verdächtigen konnte mensch nicht so leicht finden.
Die offensichtlichen Veranstalter_innen der ganzen Widerstands-Symbolik-Show stellten sich bereits für ein Foto ("für Instagram" rief einer ihrer langweiligen Häuptlinge) zusammen, und meinten das Ganze sei nach der letzten Redekundgebung vorbei.
Aber.
Auf dem anderen Ende des Platzes gab es eine recht große mobile Soundanlage bei der begonnen wurde Musik zu wummern.
Es waren noch etwa 150 vor allem junge Leute die gegen 22:15Uhr anfingen sich am Fahrradweg neben dem Gürtel Richtung Norden zu bewegen.
Die Musik war wirklich laut und einige Leute entlang der Tanzdemo gingen spontan mit.
Während des Umzugs war immer wieder "Alerta, Alerta - Antifaschista" zu hören.
Der tanzende Mob wurde begleitet von etwa 20 Bullen in normaler Streifenuniform ohne Helme. Die Leute wurden von ihnen, zumindest soweit ich beurteilen konnte (U-Bahnstation Michelbäuern), in Ruhe gelassen.
Es war reges Treiben im Bereich des Gürtels, der tanzende und schreiende Mob zog auf alle Fälle die Aufmerksamkeit auf sich.
Insgesamt hat mich das sehr positiv überrascht das Leute vorbereiteter Weise auf eine sehr niederschwellige Art junge Leute dazu motiviert haben aus der vorab geplanten Choreografie auszubrechen (siehe weiter oben: Donnerstagsdemo: Der Geschmack aufgewärmten Essens).
Meiner Meinung nach sollte wie immer versucht werden in solche sozialen "Bewegungen" mit antiautoritären und anarchistischen Aktivitäten zu intervenieren - oder wenigstens Ideen mittels Flyern etc. zu verbreiten!
Es gibt nicht wenige Leute die nicht so einfach mit antiautoritären und anarchistischen Ideen in Berührung kommen, aber solchen Ideen gegenüber aufgeschlossen wären!
Jammern hilft nix, wir sehen uns bei dem nächsten Donnerstags-Schaß mit eigenen Ideen und Aktivitäten!
:: de.indymedia.org, 12. Oct 2018
Laut :: wiederdonnerstag Tweet beteiligten sich mindestens 9000 Leute an der Donnerstagsdemo am 18. Oktober.
"Heute haben Tausende an die alte Tradition der "Donnerstagsdemos" angeknüpft. Das war nicht offensiv wie damals sondern defensiv, weil die Unterstützung fehlt. Noch dazu protestiert Plebs aus dem 16. Bez. und nicht die Elite wie damals." :: Tweet
Treffpunkt: 18:00 Uhr, Urban Loritz Platz.
Am 25. Oktober ist wieder Do…, ähhh, Dönerstag! Beim vierten Date kann man ja schließlich auch mal was essen miteinander. Und es wird wieder heißen:
„Wir sind jetzt zusammen!“
Wir treffen uns um 18 Uhr am Urban-Loritz-Platz, danach fahren wir gemeinsam mit der U-Bahn zum Schwedenplatz.
Während der Fahrt mit der U6 und der U4 (am besten mit scharf und alles) können wir uns beispielsweise darüber unterhalten, was wir von Verboten halten, von Rassismus oder davon, so behandelt zu werden, als bräuchten wir eine strenge Hand von oben, die uns alles vorschreibt. Oder auch darüber, wie wir uns das Zusammenleben in einer solidarischen Stadt vorstellen, in der alle, die da leben, mitreden und sich einbringen können.
Vom Schwedenplatz ziehen wir mit einer Demonstration zum Praterstern.
Den Regierenden, Nutznießer_innen und Mitläufer_innen werden wir gemeinsam ausrichten:
„Ihr werdet euch noch wundern, wer da aller isst und trinkt und mitredet!“
Route: Urban-Loritz-Platz – Schwedenplatz – Praterstern
:: Aufruf von wiederdonnerstag.at
Treffpunkte auf :: wiederdonnerstag.at
Treffpunkt: 18:00 Uhr, Volksgarten, Demo zum Hauptplatz.
Treffpunkt: 18:00 Uhr, Annasäule.
Treffpunkt: 18:00 Uhr, Neuer Platz.
Treffpunkt: 19:30 Uhr, Hauptbahnhof.
Treffpunkt 17 Uhr Lendplatz, 8020 Graz.
Danach Demonstration zum Griesplatz.
Treffpunkt 18.00 Uhr im Lendhafen.
Treffpunkt: 18:00 Uhr, Treffpunkt wird noch bekannt gegeben.
Siehe :: in-linz-ist-donnerstag.at
Gegen die rechtsextreme Regierung wird jede Woche am Dienstag oder Mittwoch unter dem Motto „Music 4 Human Rights“ angesungen – um 16:30 am Minoritenplatz vor dem Innenministerium in Wien.
Hier einige der Termine: Mi., 17.10.; Di., 23.10.; Di., 30.10.; Mi., 7.11.; Di., 13.11.; Mi., 21.11.
Gemeinsam gegen Rechtsruck, Rassismus und Sozialabbau
Treffpunkt: Samstag, 15. Dezember 2018
14 Uhr, Christian Broda Platz, 1060 Wien