Quellenangabe:
Internet-Demonstration: Leere Bildschirme bei der Lufthansa-Aktionärsversammlung? (vom 12.06.2001),
URL: http://no-racism.net/article/575/,
besucht am 21.11.2024
[12. Jun 2001]
Das Ziel der Online-Demonstration ist es, durch massenhafte gleichzeitige Zugriffe auf die im world wide web öffentlich zugänglichen Sites der Lufthansa AG deren Internetpräsenz zu beeinträchtigen und somit unseren Protest gegen das AbschiebeGeschäft der Lufthansa AG zu äußern.
DIE ONLINE PROTEST SOFTWARE
Damit eine breite und effektive "Demonstration" zustandekommen kann, wird etwa ab dem 10. Juni unter der Adresse http://go.to/online-demo eine - naTürlich kostenlose - Online Protest Software angeboten, die sich DemonstrationsteilnehmerInnen von dieser Seite vorab herunterladen können - und sollen.
Am Mittwoch, 20.6.01 soll morgens pünktlich um 10:00 (MEZ), nachdem eine Verbindung mit dem Internet hergestellt worden ist, das Programm von den eigenen Rechnern aus gestartet werden. Die Software fragt aussschliesslich von der Lufthansa bereitgestellten Internetseiten ab. Sie automatisiert das Zugreifen auf die Internetseiten der Lufthansa. Die Zugriffe mit Hilfe der Software geschehen in einer Geschwindigkeit, die manuell, d.h. etwa durch das wiederholte Laden der Lufthansa-Seiten in einem Internetbrowser, nicht möglich ist. Die Software dringt weder in fremde Rechner ein, noch werden durch sie fremde Daten zersTürt oder verändert. Auf dem eigenen Rechner verursacht sie weder
Registrierungseinträge noch nimmt sie Veränderungen vor. Sie kann einfach durch Löschen wieder vom Rechner entfernt werden.
An der Online-Demo können alle teilnehmen, die Zugang zu einem Rechner mit Internetanschluss haben: von zu hause, von einem Internetcafe, der Uni, einer Firma. Die Software ist auf die gängigsten Windows-Betriebssysteme sowie für Unix/Linux-Systeme zugeschnitten. Da es für die verschiedenen
Betriebssysteme unterschiedliche Programme zum herunterladen gibt, müssen alle TeilnehmerInnen klären, welches Betriebssytem der Computer, an dem sie sitzen, benutzt. TeilnehmerInnen, die keine Möglichkeit haben, Dateien aus dem Internet lokal zu speichern (downloaden), oder andere Betriebssysteme
wie z.B. MAC benutzen, können ein anderes Programm direkt von der Homepage aus starten. Genauere Informationen hierzu auf der Homepage.
Antirassistische Gruppen wollen während der Aktionärsversammlung der Lufthansa AG am 20. Juni das Internetportal der Fluglinie blockieren. Die Online-DemonstrantInnen fordern ein Ende der Abschiebungen mit Lufthansa Maschinen.
Schwere Zeiten für die Lufthansa AG: nach einer schlechten Quartalsbilanz und mitten im Tarifstreit mit Cockpit droht dem Aviation Konzern nun auch noch eine Internetdemonstration die Aktionärsversammlung am 20. Juni in Köln zu vermiesen: AbschiebegegnerInnen werfen dem Konzern "Deportation Business" vor und trommeln auf einer eigenen Webseite mit der programmatischen Adresse http://go.to/online-demo für ein virtuelles Go-In bei der Lufthansa.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis der boomende eCommerce auch eProtest, wie er in den USA schon bekannt ist, nach sich ziehen würde. für die Antirassismus-AktivistInnen von Libertad! und kein mensch ist illegal ist dies schon eine Selbstverständlichkeit: "Das Internet ist ein neuer öffentlicher Raum. Wenn man da schmutzige Geschäfte machen kann, kann man dort auch demonstrieren", meint Kampagnensprecherin Anne Morell. Um potentiellen E-DemonstrantInnen die Teilnahme zu ermöglichen, wollen die OrganisatorInnen eine sogenannte "Online Protest Software" auf ihrer Website anbieten. Und um den Charakter einer öffentlichen Demonstration zu unterstreichen, meldete kein mensch ist illegal -Sprecher Jan Hofmann den virtuellen Protest am 10.5.01 beim Ordnungsamt Köln an - per email, versteht sich.
Die "Online-Demonstration against Deportation Business" richtet sich gegen die nach Angaben von Antirassismusgruppen jährlich etwa 10.000 Abschiebungen, die mit Lufthansa-Linienflügen abgewickelt werden. Seitdem am 28. Mai 1999 der Sudanese Amir Ageeb in einer Lufthansa-Maschine unter den Misshandlungen von BGS-Beamten zu Tode kam, sieht sich die zweitgrößte EuropäischeFluglinie mit lauter werdenden Forderungen nach einem Rückzug aus dem Geschäft mit der Abschiebung konfrontiert. Das antirassistische Netzwerk kein mensch ist illegal hatte eine Kampagne mit dem hässlichen Titel ""Deportation Class"" lanciert, pro asyl und amnesty international schlossen sich in eigenen Stellungnahmen der Forderung der linken Antirassismusgruppen an. Selbst die öTV und Cockpit bedrängten im Herbst 2000 den Konzernvorstand, von den umstrittenen Abschiebeflügen Abstand zu nehmen.
Zwei Tage nachdem Thierry Antinori, Lufthansa Bereichsvorstand Vertrieb, auf der diesjährigen ITB erklärt hatte, der Konzern plane den Online-Verkauf von einer halben Million Tickets im Vorjahr bis zum Jahr 2005 auf 25 Prozent zu steigern, konterten die AbschiebegegnerInnen am 7. März mit einer über Mailinglisten verbreiteten Ankündigung, man werde die Internetportale von Fluglinien blockieren, die mit Abschiebungen Geld verdienen.
Droht nun während der Aktionärsversammlung ein publicityträchtiger Ausfall bei www.lufthansa.com? Das wäre ein denkbar schlechter Start für die hochtrabenden Pläne des Netzkonzerns Lufthansa. "Die Manager sollten sich nicht dem Gedanken hingeben, die Verlagerung der Geschäfte ins Virtuelle könnte bedeuten, dass nun keine Demonstrationen mehr den reibungslosen Ablauf sTüren", betont Anne Morell. " Der Vorstand wollte unsere berechtigte Kritik aber nicht beherzigen. Wir sind jetzt gespannt, ob die Online-Demo ihre Gedanken beflügeln wird."
Libertad! und kein mensch ist illegal