Quellenangabe:
für die Ermöglichung des Grenzcamps in Forst. Pressemitteilung Aktion Noteingang (vom 30.07.2000),
URL: http://no-racism.net/article/638/,
besucht am 27.11.2024
[30. Jul 2000]
Das Gelände für das Camp in Forst ist noch immer nicht genehmigt. Es wäre daher gut, wenn schon am ersten Tag, dem 29.7.00 genug Menschen anwesend Wären um der Polizei etwaige Räumungsgelüste zu vermasseln. Der folgende Text ist ein Aufruf zum Protest
Ohne Opposition keine Demokratie!
für die Ermöglichung des GRENZCAMPS in Forst
Grenzcamp 2000 --- Pressemitteilung Aktion Noteingang
Vom 29.07. bis zum 06.08.00 wird in Forst das dritte antirassistische Grenzcamp stattfinden. Bis zu 1.000 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet werden dazu erwartet.
Die Veranstalter des Camps sind Menschen aus verschiedenen antirassistischen Gruppen und Initiativen aus der Bundesrepublik, die sich in der Kampagne "Kein Mensch ist illegal" zusammengeschlossen haben. Auch wir, das antirassistische Jugendbündnis "Aktion Noteingang" sind Mitveranstalter des diesjährigen Camps. Die Erfahrungen, die im Rahmen von "Aktion Noteingang" gesammelt und auf der Konferenz im August letzten Jahren (28.8.99 Frankfurt/Oder) präsentiert und diskutiert wurden, zeigten, dass die Probleme Rechtsextremismus und Rassismus nicht mit Zivilcourageforderungen allein zu lösen sind: wenn die Lebensbedingungen von Asylsuchenden miserabel und menschenunwürdig sind, die staatliche Asyl- und Sicherheitspolitik in ihren Zielen so konträr ist zu allem was im Toleranten Brandenburg formuliert wurde, dann bleibt auch von einem Handlungskonzept wie "Tolerantes Brandenburg" nicht mehr als eine Willensbekundung, ein Lippenbekenntnis. Deswegen ist es dringend notwendig, diese Politik zum Thema zu machen, die Situation an der Grenze zu beleuchten, genauso wie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in diesem Land. Genau das ist Ziel des antirassistischen Grenzcamp. Wir wollen einerseits die Zeit nutzen, inhaltliche Diskussionen zu den Problematiken zu führen, eine gemeinsame Auseinandersetzung zum Ziele habend. Andererseits wollen wir mit phantasievollen Aktionen, vom Fußballspiel bis zum Strassentheater, aber auch mit deutlichen Forderungen zur Verbesserung der Situation an die Öffentlichkeit treten.
Wir haben den Standort Forst aus verschiedenen Gründen gewählt. Zum einen ist Forst eine Grenzstadt Brandenburgs, exemplarisch für viele andere Städte an der selben Grenze. Die Situation in Forst ist genau die gleiche, wie in anderen Brandenburger Städten auch: es gibt Probleme mit rassistischen Übergriffen und Anceien, das Klima ist nicht sehr vertrauenserweckend für BesucherInnen, die nicht ganz ins Bild eines "typischen" Forster bürgers passen und auch hier fehlen Handlunsgansätze, einen Umgang mit den benannten Problemen zu schaffen. Was Forst von anderes Städten abhebt, ist einerseits seine traurige Geschichte in derer etliche Flüchtlinge vor ein paar Jahren in der Oder ertranken, seine beängstigende Geschichte, in der sich Bürgerwehren bildeten und bewaffneten, aber auch seine ermutigende Geschichte, in der sich zeigt, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die zu aktiven Handeln gegen Rassismus und rassistische Gewalt bereit sind. So zum Beispiel empfing die Stadt Forst die Karawane der Flüchtlinge, bemüht sich die RAA Forst seit Jahren um eine Integration von Asylsuchenden und um eine Verbesserung des Klimas in der Stadt und so gibt auch hier interessierte engagierte Jugendliche, die sich selbstbewusst und selbstorganisiert in gesellschaftspolitische Prozesse einbringen und eine Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen einfordern. Wir wollen genau diese Gruppen vor Ort unterstützen und somit einen Katalysator darstellen: Probleme anzusprechen und diese damit in die öffentliche Diskussion zu Rücken.
Leider stehen wir momentan vor der Situation, dass in Forst soviel Öffentlichkeit nicht erwünscht wird und der Bürgermeister versucht, die Pacht eines Platzes zu verhindern. Das heißt nicht nur, dass uns kommunale Flächen nicht zur Verfügung stehen, sondern auch, dass alle anderen möglichen Anbieter sich nicht in der Lage sehen, uns gegen den Willen des Bürgermeisters zu unterstützen, da sie auf eine politische Zusammenarbeit mit ihm angewiesen ist. Wir sehen uns damit sehr unter Druck gesetzt, da wir uns jetzt in der Auseinandersetzung um den Platz befinden und die eigentlichen Intentionen und Inhalte des Camps dadurch in den Hintergrund Rücken müssen. Wir fordern den Bürgermeister auf unser Camp zu empfangen und die Situation nicht zuzuspitzen, da das konträr zu unseren wie auch zu seinen Zielen wäre.
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Lang
(Aktion Noteingang) Presseverantwortliche: 0178 - 407 8840