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Quellenangabe:
Polizeirazzia im Grenzcamp in Forst (vom 06.08.2000),
URL: http://no-racism.net/article/639/, besucht am 28.12.2024

[06. Aug 2000]

Polizeirazzia im Grenzcamp in Forst

* Skandaloese Polizeirazzia gegen Drittes Antirassistisches Grenzcamp in Forst
* Vermummtes Sondereinsatzkommando will Radiosender beschlagnahmen
* Die Anwesenheit des Forster Buergermeisters laesst auf Racheaktion schliessen

Pressemitteilung der Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe

Leipzig 6.August 2000, 15.30 Uhr

Am Morgen des heutigen Tages, gegen 8.30 Uhr stuermten zwei Hundertschaften Bereitschaftspolizei und ein vermummtes Sondereinsatzkommando das Dritte Antirassistische Grenzcamp. Sie umstellten das Zelt, in dem das Webjournal des Camps untergebracht ist sowie ein weiteres, in dem sie den Sender des UKW-Radios Radio Grenzenlos vermuteten. Die Zelte sowie einige LKWs wurden durchsucht. Obwohl keine Technik gefunden wurde, die zum Senden in diesem Bereich geeignet ist, beschlagnahmten die Beamten ein senderaehnliches Geraet.

Auf dem Grenzcamp, das heute zu Ende geht, befanden sich diesem Zeitpunkt noch einige hundert Menschen, die meisten schliefen noch. Waehrend des Ueberfalls war auch der Forster Buergermeister, Reinfeld, vor Ort, um den Einsatz zu beobachten. Reinfeld war im Vorfeld des Camps und waehrend dessen Verlaufs durch seine strikte Ablehnung der antirassistischen Aktivitaeten des Grenzcamps aufgefallen. Mit immer anderen Argumenten hatte er sich gestraeubt, den AktivistInnen einen Platz zur Verfuegung zu stellen, welche sich diesen dann gegen seinen Willen und unter Duldung der Polizei nahmen.

Nach Abbau des Camps zog ein Auto-Konvoi mit allen TeilnehmerInnen in die Innenstadt von Forst und zum Haus des Buergermeisters, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Die Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe Leipzig erklaert zu den heutigen Vorgaengen:
Der handstreichartige Polizeieinsatz von heute Morgen ist voellig ueberzogen und nicht zu rechtfertigen.
Es ist kaum einzusehen, warum ein Sender, der zu diesem Zeitpunkt gar nicht in Betrieb war, Grund fuer die Erstuermung des Camps durch vermummte Sondereinheiten sein soll.

Vielmehr sehen wir darin einen letzten Versuch der Polizei, die CampteilnehmerInnen einzuschuechtern und Staerke zu beweisen. Schliesslich mussten sich die Einsatzkraefte wegen des anhaltend starken Medieninteresses fuer das Grenzcamp die ganze vergangene Woche zurueckhalten. Die Anwesenheit des Buergermeisters von Forst und erklaerten Camp-Gegners Reinfeld bei der Erstuermung des Camps bestaetigt dies nur noch und laesst vermuten, dass die Befriedigung von simplen Rachegefuehlen ebenfalls ausschlaggebend gewesen sein muss.
Wir verurteilen den Polizei-Ueberfall und fordern eine Stellungnahme der Verantwortlichen. Desweiteren wird uns die Massnahme in keiner Weise von weiteren Aktivitaeten gegen den rassistischen Normalzustand in der Bundesrepublik und die rassistische deutsche Regierungspolitik abhalten.
Gerade vor dem Hintergrund der faschistischen Morde der letzten Monate und des fremdenfeindlichen und antisemitischen Bombenanschlags in Duesseldorf wird mit dem heutigen Einsatz einmal mehr klar, dass hinter den derzeit verbreiteten Worthuelsen deutscher Politiker gegen Faschismus und Rassismus nichts als die Angst steht, im Ausland das Ansehen zu verlieren.

Grenzcamp-Vorbereitungsgruppe Leipzig