Quellenangabe:
MKV veranstaltet Pennälertag 2004 in Baden (vom 29.12.2003),
URL: http://no-racism.net/article/746/,
besucht am 21.11.2024
[29. Dec 2003]
Von 28. bis 31. Mai wird in Baden (NÖ) ein bundesweiter Kongress der im Mittelschülerkartellverband (MKV) organisierten Verbindungen stattfinden. für Sonntag den 30. ist ein Aufmarsch durch die Innenstadt angekündigt.
Die Lokale Burschenschaft "Badenia" will in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Cartellverband (ÖCV) und mehren darin vertretenen Verbindungen einen mehrtägigen Kongress sowie eine Demonstration organisieren. Bei den veranstaltenden Gruppen handelt es sich durchwegs um klerikal/patriotische Männerbünde. Einige von ihnen fallen immer wieder durch rassistische oder antisemitische ÃuÃerungen auf.
So warnte einst die im CV organisierte Verbindung Borrussia in ihrer Zeitung man "traue einem fanatischen Judentum zu, wieder Gefahr in diese Welt zu bringen." (1) Weiters wird vom "Weltjudentum" fantasiert, daß versuche Schuldgefühle zu wecken, und somit am Antisemitismus selbst schuld sei usw. (2)
Die Verbindungen die sich in CV und MKV organisieren unterscheiden sich von den deutschnationalen Burschenschaften hauptsächlich durch ihren Österreich-Nationalismus und ihre reaktionär-katholische Ausrichtung. Auch wenn MKV und CV immerwieder darauf pochen in einigen Punkten (so z.B. dem Zusammenschluss in einer einer allumfassenden Staatsjugend 1934) nicht mit der Führung des austrofaschistischen ständestaats 1934-1938 übereingestimmt zu haben (3), waren beide Organisationen von Beginn an Sammelbecken klerikal-faschistischer Hardliner.
Die Rolle der Mitglieder des MKV 1938-1945 wird auf dessen Homepage mit "viele gingen in den Untergrund, gründeten Widerstandsgruppen oder beteiligten sich aktiv am Widerstand" (4) sehr beschönigend dargestellt. Etwas representativer für das verhältnis der meisten Verbindungsbröder zum Nationalsozialismus ist da schon die Einschätzung der veranstaltenden Burschenschaft Badiania: "Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 fand die nationalsozialistische Idee in Verbindungen verstärkt Befürworter, die allmÀhlich eine Opposition zu den christlich-demokratisch eingestellten Mitgliedern bildeten. Dies und zunehmender Druck von aussen (Hlavati, etc.) waren Gründe für Austritte und Ausschlüsse vieler Badenen. Anfang 1935 war die Zahl der Aktiven auf 3 gesunken, und so mußte der aktive Verbindungsbetrieb eingestellt werden (Sistierung). Den letzten aufrechten Bundesbrödern wurde 1938 nach dem Anschluß durch die von den neuen Machthabern verfügte Zwangsauflösung die Entscheidung abgenommen, ob Badenia weiter bestehen sollte. [sic!]" (5)
Die Macht von CV und MKV reicht weit in Politik und Wirtschaft. Einen Eindruck davon bekommt man beim Betrachten des Programms zum PÀnnelertag: Zu den illusteren Gästen zählen neben dem als Gastgeber fungierenden bürgermeister Badens, August Breininger (Lantagsabgeordneter a.D.), u.a. Landeshauptmann Erwin PrÃŒll. Er ist - wie die meisten männlichen ÖVP-Politiker - alter Herr und fürderer des Österreichischen Cartellverbands.
Höhepunkt des mehrtägigen Gipfeltreffens klerikaler Österreichischer Burschenschafter soll eine auf der Mobilisierungsseite als "Festumzug Sternmarsch" bezeichnete Demonstration sowie eine Kundgebungung am Badener Hauptplatz sein. Anschließend wird ein großer Festkommers in der Veranstaltungshalle der Biedermeier-Stadt angekündigt. (6)