Quellenangabe:
Helmut Schmitt möchte mit rechtlichen Schritten gegen KritikerInnen vorgehen (vom 13.05.2004),
URL: http://no-racism.net/article/747/,
besucht am 24.11.2024
[13. May 2004]
Der Vorsitzende des "Mittelschüler-Kartellverbands" Helmut Schmitt versucht mittels Klagsdrohung politischen Druck auf das "Bündnis stopMKV" auszuüben. Teile des Mails, dass wir am 10. Mai 2004 von ihm bekommen haben künnt ihr hier - ergänzt von Kommentaren und Richtigstellungen unsererseits - nachlesen.
Helmut Schmitt (MKV-Vorsitzender):
"Sie rufen über verschiedene Medien zu einer Beteiligung an einer Demonstration gegen den Mittelschüler-Kartell-Verband auf bzw. unterstützen die auf der Plattform http://no-racism.net/stopMKV/ vorgebrachten falschen Anschuldigungen und Behauptungen. Diese Vorwürfe stellen den Tatbestand der Rufschädigung dar.
Der Mittelschüler-Kartell-Verband anerkennt als demokratische Vereinigung das Recht auf Demonstration. Doch darf dieses Recht nicht für falsche Anschuldigungen und Rufschädigung mißbraucht werden. Gerne sind wir auch bereit, mit Ihnen in einen Dialog und öffentliche Diskussionen über die Zielsetzungen unseres Verbandes einzutreten, um Sie von der Haltlosigkeit der von Ihnen gemachten Vorwürfe zu überzeugen.
Wir ersuchen Sie daher um entsprechende Richtigstellung, widrigenfalls wir uns rechtliche Schritte vorbehalten.
Nachstehend erlauben wir uns, Sie auf die gröbsten Falschmeldungen aufmerksam zu machen.
Helmut Schmitt
Vorsitzender des Mittelschüler-Kartell-Verbandes.
Mail: kanzlei (at) mkv.at"
Kommentar no-racism.net: Dialog würde bedeuten, aufeinander einzugehen. Ein solches Eingehen können wir in Ihren Rückmeldungen nicht erkennen, was einen konstruktiven Dialog letztendlich verunmöglicht.
Helmut Schmitt (MKV-Vorsitzender): Treu für Gott und Heimat
" (...) man ist stolz auf "religio" und "patria". Doch wo Gott, Heimat und Katholizismus zu Hause ist, sind Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zumeist nicht weit."
Dazu: Was ist schlecht daran, auf "religio" stolz zu sein? Auch andere Gemeinschaften sind stolz auf ihre Religion, und das respektieren wir. Was ist schlecht daran, für sein Vaterland zu sein? Auch andere Mitmenschen oder Nationalitäten sind stolz auf ihre Heimat, und das respektieren wir.
Wir verwehren uns, rassistisch genannt zu werden. Wir treten für ein friedliches Nebeneinander aller Rassen, völker und Staaten ein.
Kommentar von no-racism.net: ad "Rassen"
Bereits in den 50er Jahren hat die UNO festgestellt, dass es unhaltbar ist, von "Rassen" zu sprechen. Auch die moderne Genforschung belegt, dass einzelne phÀnotypische Merkmale in keinster Weise mit sonstigen Merkmalsballungen korrespondieren, die eine Einteilung der Menschheit in "Rassen" rechtfertigen würden. "Rassen" sind nichts weiter als rassistische Konstruktionen. Menschen in "Rassen" einzuteilen, ist rassistisch.
Siehe auch Rassismus-Definition von de.wikipedia.org
ad "friedliches"
Klar, dass sich jene Frieden wünschen, die im Leben auf die Butterseite der Welt gefallen sind und von den globalen Ausbeutungsstrukturen profitieren. Solange es kein gerechter Frieden ist, wird Feindschaft herrschen. Das unreflektierte Beharren auf den eigenen Privilegien durch Stärkung der "eigenen" (rassistisch/nationalistisch/katholizistisch konstruierten) Gruppe ist genau das Gegenteil von friedlich. Und die allergrößte Frechheit besteht aber darin, so zu tun, als hätte mensch nichts mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt zu tun.
ad "Nebeneinander" und "respektieren"
Das Konzept der Apartheid ist auch von einem möglichst sauber getrennten "Nebeneinander" ausgegangen. Das Problem daran ist: Wer bestimmt, wer dazugehört und wer möglichst friedlich daneben stehen soll? Die Einteilung der Menschen in "Rassen" und "völker" ist historisch gewachsen. Seit den Anfängen der Neuzeit sind von Europa Eroberungen und Plünderungen der Welt ausgegangen. Aus dem Kolonialismus wurde nach dem zweiten Weltkrieg ein Neokolonialismus. Die formelle Eigenständigkeit der oft nach kolonialen Revieren aufgeteilten Staaten hat an der extrem ungerechten Weltordnung wenig geändert. Wer für ein Nebeneinander im Rahmen der bestehenden Grenzziehungen eintritt, will die strukturell
rassistischen Strukturen bewahren und handelt mithin rassistisch.
Helmut Schmitt (MKV-Vorsitzender):
Was hat Treue für Gott und Heimat mit Sexismus zu tun? Wir anerkennen die Rechte und Gleichberechtigung der Frauen (daher gibt es auch Mädchenverbindungen und gemischte Verbindungen, zu denen wir im Gegensatz zu den nationalen Verbindungen gute Kontakte pflegen).
Kommentar von no-racism.net: ad (katholischer) Gott und Sexismus
Wenn es vorherrschend ist, dass Gott als Ebenbild eines Àlteren weissen Mannes oder als männlichen Dreifaltigkeit Vater-Sohn-Geist dargestellt wird, wo Frau nicht vorkommt, und dieses männliche Wesen seit Jahrhunderten von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als das Höchste angebetet wird, dann hat das mit der systematischen Diskriminierung von Frauen in unserer Gesellschaft gar nichts zu tun? Ein kurzer Blick auf die Religionsgeschichte genügt, um festzustellen, wie die Stellung der Frauen auch mit den Darstellungen von GÃŒttlichkeit verbunden ist. Die Treue zu einem männlichen Gottesbild legt also sehr wohl Sexismus nahe.
Helmut Schmitt (MKV-Vorsitzender): Wir verwehren uns gegen den Vorwurf, antisemitisch zu sein. Wir respektieren die unterschiedlichen Religionen und treten für die Rechte des jüdischen Volkes ein. Gleichzeitig verurteilen wir jede Form der Vorurteile gegen Religionen und Rassen. für diese überzeugung sind auch viele unserer Mitglieder in den Konzentrationslagern des "Dritten Reiches" umgekommen.
Kommentar von no-racism.net: ad "jüdisches Volk"
Preisfrage: Was unterscheidet das "christliche Volk" und das "islamische Volk" vom "jüdischen Volk"? Bingo: Die ersten beiden gibt es nicht, während das dritte eine antisemitische Konstruktion darstellt. Sich im ersten Satz gegen den Vorwurf zu verwehren, hilft halt nix, wenn mensch im zweiten Satz gleich wieder entsprechende Stereotypen reproduziert.
ad "Rechte des jüdischen Volkes"
Was sind das für spezielle Rechte des "jüdischen Volkes", für die Sie da so vollmundig eintreten? Etwa Entschädigung für arisiertes Eigentum? Hat der CV unter seinen Mitgliedern mal eine Erhebung eingeleitet, ob irgendwelche VÀter und großvÀter sich im NS-Regime persönlich bereichert haben? Hat der CV sich jemals damit auseinandergesetzt, was Österreich vom NS-Regime sowohl ideologisch als auch materiell geerbt hat?
Anm.: Das ganze E-Mail kann oben links als PDF-File heruntergeladen werden