Quellenangabe:
Opernball 2003 - Aufruf zur Demo (vom 01.01.2003),
URL: http://no-racism.net/article/748/,
besucht am 09.12.2024
[01. Jan 2003]
Wir rufen als "Bündnis einiger Einzelpersonen für eine Selbstbestimmte, kämpferische Demonstration gegen den Wiener Opernball" auf, sich nicht an der platten antiamerikanischen Hetze aus dem Umfeld einiger K-Gruppen zu beteiligen und an stelle dessen für eine autonome und Selbstbestimmte Demonstration gegen Opernball und gegen das System als Ganzes einzutreten.
In den letzten Wochen tauchten vermehrt Aufrufe von autoritären, antisemitischen Kader-Gruppen wie der "Kommunistischen Aktion - Marxistisch Leninistisch", der "Revolutionären Kommunistischen Liga" und deren jeweiligen Umfeld im Internet auf. In den Aufrufen war der drohende Irak-Krieg zentrales Thema - auf gesamtgesellschaftliche Widersprüche, die ebendiese Opernballdemonstration seit Jahrzehnten thematisieren will, wurde hingegen nur am Rande und dort auch nur blatt-populistisch (u.a. durch Cartoons des antisemitischen Zeichners Latuff) eingegangen.
Gleich vorab wollen wir klarstellen, dass sich auch unser Aufruf klar gegen eine Militärische Intervention im Irak wendet. Allerdings steht für uns auch außer Frage, dass Krieg NIEMALS eine Lösung sein kann. Das bedeutet, dass wir den niederträchtigen Terror selbsternannter PalÀstinensischer "Befreiungsarmeen" gegen die israelische ZivilBevölkerung, die Massaker der MaoistInnen an den Menschen in Nepal und jegliche Art von Mord und der Gewalt an Unschuldigen verabscheuen und bekämpfen.
Nicht zuletzt deshalb können wir es nicht mit unserem Gewissen vereinbaren das Bündis "Opernball Angreifen" zu unterstützen.
Die schon seit den 80er Jahren stattfindenden Demonstrationen gegen den Wiener Opernball bietet emanzipatorischen Linken eine Plattform, Klassengegensätze zu thematisieren und als Folgeschritt das System als ganzes öffentlich in Frage zu stellen. Gerade in diesem Jahr ist der Protest gegen das makabere Feiern der Reichen mehr als angebracht.
Die allgegenwärtige Terror- und Kriegsgefahr, der scheinbar unaufhaltsame Ausbau des mittlerweile schon orwellsche Dimensionen annehmenden überwachungsstaates und die insbesondere gegen Linke- und MigrantInnenzusammenhänge gerichtete Repression, fordern ein starkes Auftreten und die Proklamation emanzipatorischer Alternativen zum herrschenden gesellschaftlichen Konsens.
Die Reichen feiern, während sogar im "wohlhabenden" Europa die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft, auf Globaler Ebene vielen Menschen durch die derzeitige Wirtschaftskrise die Lebensgrundlage genommen wird und die Gefängnisse mit politischen Gefangenen gefällt sind.
Den Folgen der profitorientierten Politik, die Bildung von Migrationsströmen aus ausgebeuteten und vom Kapitalismus in wenigen Jahren ruinierter Regionen, wird wiederum mit Repression in Form von Abschiebung und Internierung begegnet. Auch wird ein rassistischer Konsens geschaffen, der von großteilen der Bevölkerung nur allzu gerne angenommen wird, da sich diese so die Auseinandersetzung mit grundsätzlichen gesellschaftlichen Widersprüchen erspart und die Schuld an der Misere an dritte abschieben kann.
Deshalb halten wir es für wichtig uns in der diesjährigen Anti-Opernball-Demonstration stark antirassistisch und somit klar gegen Schubhaft, Abschiebung und einem weiteren Ausbau der Festung Europa zu positionieren.
Ebenso wollen wir an dieser Stelle unsere - wohlgemerkt kritische - solidarität mit dem Staat Israel bekunden. Wir weigern uns bei dem Gut-BÃŒse Spiel mitzumachen, das jene die bereits einmal Opfer europäisch-völkisch motivierter Gewalt waren, wie schon einmal in die TäterInnen-Rolle drängen will.
Gerade im Nah-Ost Konflikt ist es unserer Auffassung nach extrem wichtig zu differenzieren und auch den historischen Blick - sowohl für die Geschichte des Nahen Osten als auch für die EuropäischeGeschichte - zu wahren. Gerade die InitiatorInnen des "Opernball Angreifen"-Bündnisses sollten sich hier angesprochen fühlen - hat doch auch insbesondere die autoritär-stalinistische Linke den Nationalsozialismus als solchen nie wirklich aufgearbeitet. Der im GedÀchtnis vieler kommunistischer Linker verdrängte Hitler-Stalin Pakt, der den linken Widerstand gegen den Nationalsozialismus entscheidend schwÀchte, sei hier als ein Beispiel von vielen genannt.
Wir fordern Euch auf gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Krieg auf die strasse zu gehen und für ein selbstbestimmtes Leben in einer freien, solidarischen Gesellschaft einzutreten!
Anti-Opernball-Demonstration
Donnerstag, 27. Februar 2003
Treffpunkt: 20 Uhr, Wien, Museumsquartier
BÃNDNIS EINIGER EINZELPERSONEN FÜR EINE SELBSTBESTIMMTE, KÃMPFERISCHE DEMONSTRATION GEGEN DEN WIENER OPERNBALL!