Quellenangabe:
Chile - Hungerstreik im Gefängins (vom 04.01.2001),
URL: http://no-racism.net/article/790/,
besucht am 21.11.2024
[04. Jan 2001]
Chile - Hungerstreik im Gefängins
Die politischen Gefangenen in Chile wollen mit einem Hungerstreik, den sie am 25.12.00 begannen, auf die katastrophalen Zustände in den Gefängnissen Chiles aufmerksam machen. Erst am 11. Dez. 00 sind 11 Gefangene in einem Gefängnis verbrannt bzw. erstickt.
I. Schreiben der Gefangenen
An die nationale und internationale Öffentlichkeit
Wir, die politischen Gefangenen von Colina 1, wollen mit diesem Schreiben den schmutzigen Machtkampf der Gefängnispolizei in Chile ("Gendarmeria de Chile") öffentlich machen.
Sieben Gefangene sind am 11. Dezember 2000 im Gefängnis von "San Miguel de Santiago" verbrannt bzw. erstickt. Dies ist das Ergebnis der Machenschaften der Gendarmeria, die die unmenschlichen verhältnisse in den Gefängnissen aufrechterhält. Die Gendarmeria hat sie - im wahrsten Sinne des Wortes - einfach sterben lassen. Dies ist nicht isoliert zu betrachten, es ist in der Kontinuität der Politik der "harten Linie" der Gendarmeria zu sehen. Dazu zählen u.a. die unter Folter vollzogene Zwangsverlegung von der CAS (Carcel de Alta Seguridad, Hochsicherheitsgefängnis) nach Colina 1 im Februar 1999
und der Aufstand der Gefangenen in Colina 2, der selbst von der Gendarmeria organisiert wurde, um ökonomischen Verluste zu verdecken, während die jenigen, die sich für ihre Menschenrechte einsetzten, gefoltert und brutal zusammengeschlagen wurden.
Heute versuchen sie - kosten was es wolle - die Mobilisierung der Gefangenen zu verhindern und deren Widerstand zu zersTüren, die lediglich die Achtung ihrer elementarsten Menschenrechte fordern. Sie versuchen die Gefangenen mit ihren Machenschaften gegeneinander auszuspielen und in gewalttätige Auseinandersetzungen zu verwickeln, sie nutzen die Drogenabhängigkeit in den Gefängnissen aus, um die Gefangenen zu unterdrücken und Anw endung von Gewalt zu rechtfertigen (so wie in ähnlicher Weise in den besser organisierten, kämpferischeren Armenvierteln Drogen eingeführt worden sind, um sie zu kontrollieren). Auf diese Weise nutzen sie den Drogenkonsum in den Gefängnissen um jedes Argument für eine menschliche Behandlung zu entwerten. Ausserdem kontrollieren sie auf diesem Wege das "gefängnisinterne System" (Sicherheit, Drogen, Nahrung, Alkohol, Videos, Gefängniskiosk und all das, was innerh alb der Gefängnisse "Extre"-Geld einbringt).
Deswegen haben wir, die politischen Gefangenen, uns an die Forderungen angeschlossen:
- Menschliche Behandlung der Angehörigen, Schluss mit den erniedrigenden Zellendurchsuchungen, Schluss mit der Untersuchung der BesucherInnen, die sehr gut als BelÀstigungen eingestuft werden können
- Schluss mit der brutalen körperverletzung während der Zellendurchsuchungen, Schluss mit den körperlichen Bestrafungen und der völligen Isolation in Einelzellen als Strafe
- Verbesserung der Verpflegung in den Gefängnissen
- Die internen Gefängniskioske sollen ihre Produkte nicht überteuert (bzw. dem Wert der Waren entsprechend)verkaufen; die Gewinne sollen tatsächlich zu Weihnachten den Gefangenen zu gute kommen und für die anderen vorgesehene Zwecke verwendet werden werden.
- Die Erleichterungen, die in der Gefängnisverordnungen und der Prozessordnung vorgesehen sind, müssen umgesetzt werden, und ihre Handhabung darf nicht von der politische Willkür einer (illegalen) Organisation, wie der CONEVI (CONADE), abhängig sein, die von "Paz Ciudadana" abhängig ist.
- Rehabilitation und ArbeitsMöglichkeiten sollen für allen zugänglich sein und nicht nur für einige Wenige. Die iedereingliederung in die Gesellschaft soll effektiv sein und die Rehabilitationspläne müssen reale Perspektiven vornehmlich bezüglich der Arbeitschancen bieten und sich nicht auf eine "Alibiveranstaltung" für die regierungsnahe bzw. bürgerliche Öffentlichkeit beschränken
- Die Sicherheitsmechanismen der "Gendarmeria" dürfen nicht im Widerspruch zu den Menschenrechten der Gefangenen auf Arbeit, Bildung und Familienbeziehungen stehen. Die Sicherheitsvorkehrungen müssen den Menschenrechten untergeordnet sein und nicht gegen die Menschen angewandt werden
Wir schließen uns diesen Forderungen an, indem wir einen unbefristeten Hungerstreik ab dem 25.12.2000, 00:00 Uhr antreten.
Unseren spezifischen Forderungen sind:
- Abschaffung des Anti-Terrorgesetzes
- überPrüfung aller abgeschlossener Prozesse, die durch Militärgerichte vorgenommen wurden
- überFührung der politischen Gefangenen Jaime Antipil und Sergio V"¡squez nach Colina 1; beide wurden vor kurzem von Concepcion nach Colina 2 verlegt
- Freiheit für alle politischen Gefangenen
DIE POLITISCHEN GEFANGENEN COLINA
Sonntag, den 24 Dezember 2000
II. Kampagne:
Hier schicken wir Euch ein Modell für ein Protestschreiben. So dass wir den überblick behalten können.
Mit Solidarischen Grüßen
solidaritätsgruppe für die politischen Gefangenen in Chile FDCL Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika.
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin, Deutschland Fax: 0049-30-6926590
A. Spanisch:
A quien corresponda:
Desde el 25 de diciembre se encuentran los presos politicos de Colina 1 en huelga de hambre indeterminada. Sus reivindicaciones se suman a por un lado a las exigencias de los otros presos por una mejora de su situaci"³n carcelaria, el respeto de sus DDHH y la aplicaci"³n efectiva de los beneficios que previstos por la ley.
A ello suman los huelguistas sus reivindicaciones especificas como presos pol"ticos, a quienes entre otras cosas se los ha jusgado como civiles por cortes militares. Hecho el cual va contra de las normas existentes de derecho internacional.
En este sentido le pido le pido se cumpla con las reivindicaciones formuladas por los presos pol"ticos de Colina en huelga de hambre.
Atentamente
(Name)
B. Deutsch
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit dem 25. Dezember befinden sich die politischen Gefangenen von Colina 1 in einem unbefristeten Hungerstreik. Sie schließen sich einerseits den Forderungen der anderen Gefangenen für eine Verbesserung der Gefängnissituation, die Achtung ihrer Menschenrechte und die effektive Umsetzung der gesetzlich vorgesehenen Erleichterungen ein.
Andererseits formulieren die Hungerstreikenden ihre spezifischen Forderungen als politische Gefangenen, die u.a. als Zivilisten von der Militärjustiz verurteilt worden sind. Dieser Umstand verstät gegen die existierenden Normen des internationalen Rechts.
In diesem Sinne bitte ich Sie, den von den politischen Gefangenen formulierten Forderungen zu entsprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Adressen:
Direcci"³n Nacional de Gendarmeria
Rosas 1274, Stgo.
Hugo Espinoza Grimalt
Fax: 56-2-698-2266
Senado
Comisi"³n de Derechos Humanos, Nacionalidad y Ciudadania
Presidente Jos"© Antonio Viera-Gallo
Fax: 56-32-230-531
dhhsen (at) congreso.cl
Ministerio de Justicia
Ministro Jose Antonio Gomez Urritia
Fax: 56-2-968-7098
minju (at) reuna.cl
Presidencia de la Rep"ºblica
Palacio de la Moneda
Fax: 56-2-690-4020
ricardolagos (at) lagos.cl
ricardolagos (at) presidencia.cl
Jos"© Miguel Insulza
Ministro del Interior
Palacio de La Moneda
Fax: 56-2- 696 77 24