Quellenangabe:
Kärnten - Wo die Nazis feiern gehn (vom 05.06.2004),
URL: http://no-racism.net/article/812/,
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[05. Jun 2004]
Kärnten - Wo die Nazis feiern gehn
Vom 9. bis 11. Juli plant der rechtsextreme VAWS-Verlag ein Festival mit dem Motto "Heiliges Österreich" in Kärnten, der genaue Ort ist noch unbekannt.
Eigentlich sollte es ja schon Ende April im oberösterreichischen Wels stattfinden, AntifaschistInnen erwirkten mittels Aufklärungsarbeit jedoch ein behördliches Verbot des Festivals. Nun wollen die Nazis dorthin ausweichen, wo sie sich schon seit Jahrzenten wohl fühlen. Ins Land von Ulrichsbergtreffen, Abwehrkämpferbund und Heimatdienst: Nach Kärnten.
Was ist der "VAWS"?
VAWS steht für "Verlag und Agentur Werner Symanek", ist im deutschen Duisburg ansässig und gehört, wie der Name schon sagt, einem gewissen Herrn Symanek (mehr über ihn weiter unten). Auf der ersten Blick möchte mensch denken, es handle sich um einen Gothic-Versand, wie es sie so viele gibt. Bei näherer Betrachtung fällt dem/der BetrachterIn die neonazistische Einstellung des VAWS auf. Zum einen wurde Symanek wegen Volksverhetzung geklagt, sein Verlag steht unter Beobachtung des deutschen Verfassungsschutzes. Symanek gehört schon seit Jahren zur internen Struktur der "Unabhaengigen Freundeskreise"(UFK). Die UFKs sind wohl eine der ältesten, wichtigsten und einflussreichsten Kadergemeinschaften der NS-Szene. Sie verfuegen über zahlreiche Unterorganisationen und beste Verbindungen zur rechten Terrorszene. Im Internet verbreitet Symanek eine Reihe von antisemitischen, rassistischen und Shoa-verharmlosenden Schriften und CDs, unter anderem eine Tribut-Cd zu "Ehren" von Nazi-Filmerin Leni Riefenstahl.
Spiel mir das Lied vom Tod
Auch die durch VAWS verlegten Bands sind keine unbekannten in der rechten Szene. Selbstredend sollen einige von ihnen auch auf dem "Heiliges Österreich"-Festival auftreten. Beispiele gefällig? Bitte!
Forthcoming Fire:
Der Hauptact von "Heiliges Österreich". Sänger dieser im deutschen Bingen entstandenen Band ist Josef Maria Klumb. In den 70ern und 80ern noch in der Punkszene aktiv, vollzieht er einen Wandel hin zur Gothic/Dark Wave Szene, gründet 1990 "Forthcoming Fire" und ist in u.a. an den Musikprojekten "Von Thronstahl" und "Weissglut" beteiligt. Ab 1994 ist Klumb angestellter beim VAWS-Verlag. Tritt als Autor der rechtsextremen Zeitschrift "Sleipnir" in Erscheinung. In Interviews faselt er von den "jüdischen Weltverschwörung", bezeichnet die 1945 erfolgte Befreiung vom Nazifaschismus als "Vergewaltigung der Volksseele", spricht im Interview mit der rechtsextremen "Jungen Freiheit" von "der Reinheit und dem Lichtgehalt der Nation" und ist "kein Freund von Multi-Kulti und Vermischung".
Weitere Infos gibts beim Infodienst gegen Rechtsextremismus:
http://lexikon.idgr.de/k/k_l/klumb-josef/klumb-josef-maria.php
Death in June:
Werden in Kärnten zwar nicht auftreten, sind in Nazi-Kreisen aber auch keine unbekannten. Mit ihrem Namen spielt die 1981 gegründete Gruppe um Douglas Pearce auf die Ausschaltung der SA im Juni 1934 an. "Auf der Suche nach einer zukünftigen Perspektive stolperten wir über den nationalistischen Bolschewismus, der sich wie ein Leitfaden durch die Hierarchie der SA zog", gab Röhm-Fan Pearce im Zillo (Nr. 5/1992) zum Besten. Mit Nazi-Symbolik hat Pearce keine Probleme: Der SS-Totenkopf dient als Bandsymbol und soll für "den totalen Glauben und die Hingabe" an das Projekt stehen. 1992 besuchte Pearce während des Bürgerkrieges in Ex-Jugoslawien das Hauptquartier der kroatischen HOS-Miliz, die sich in der Tradition der mit NS-Deutschland verbündeten Ustascha sieht. (Text geklaut aus "Jungle World", Ausgabe 23 Jahrgang 2000 - www.jungle-world.de)
Allerseelen:
Bandprojekt des Österreichers G. Petak alias Kadmon. Verharmlost die medizinischen "Experimente" der Nazis als "bloße Gewalttaten", mit denen der Himmler-Berater Wiligut (dessen "mystische Liebeslieder" Petak übrigens auch vertont hat) nie etwas zu tun gehabt habe.
Urlaub bei Freunden
"Nazis raus!" - eine weit verbreitete Parole, die auf Antifa-Demos immer wieder gerufen wird. An sich ist es natürlich richtig und wichtig mit der Forderung Nazis keinen Raum zu geben an die Öffentlichkeit zu treten, trotzdem sollte aber gerade in Kärnten bedacht werden, welche gesellschaftliche Akzeptanz rechtsextremen Ideologien in diesem Land gegenübergebracht wird.
Es ist nicht einfach eine rechtsextreme "Invasion" über Deutschland, die mittels des VAWS-Festes über Kärnten brausen wird. Vielmehr ist Kärnten der Ort, wo sich RechtsextremistInnen aller Lager wohlfühlen und mit finanziellen Mitteln des Landes großzügig gefürdert werden. Jedes Jahr treffen sich Beispielsweise tausende Jung und Altnazis unter der Patronanz von hochrangigen LandespolitikerInnen am Klagenfurter Ulrichsberg um den "gefallenen Kameraden" des SS und der Wehrmacht zu gedenken.
Mit dem Kärntner Abwehrkämpferbund und seiner Schwesterorganisation, dem Kärntner Heimatdienst hat Kärnten zwei gesellschaftlich fast völlig integrierte Vereine (die MitgliederInnenzahlen gehen in die zehntausende), die schon seit Jahrzenten ein rassistisches, slowenInnenfeindliches Klima schaffen, das in den 70er Jahren mit dem "Ortstafelsturm" genannten Ortstafelpogrom seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Kein Wunder, dass Oberkamerad Jörg Haider ein überall gern gesehener Gast und so ganz nebenbei noch Landeshauptmann ist.
Deutschnationales Gedankengut ist Garant für Stimmenmaximierung bei SPÖ-ÖVP-FPÖ, teilweise auch bei den Grünen. Anstatt sich klar hinter den antifaschistischen Widerstand der slowenischen PartisanInnen zu stellen, wird in revisionistischer Manier eine Aufrechnung der Opferzahlen betrieben, ganz so als wäre der Holocaust in seiner grausamen Einmaligkeit mit irgendetwas anderem vergleichbar. Es gilt also nicht nur Werner Symanek seine Arbeit zu vermiesen, sondern insbesondere auch jenen, die glauben in Kärnten ein Braunes Eck gefunden zu haben, in dem sie ungestört ihre hasserfüllte Ideologie verbreiten können: Dem KAB, dem KHD, der "deutsch-kärntner Volksgemeinschaft" und in letzter Konsequenz dem Land Kärnten.
Sollen die VAWS-Nazis also "raus" aus einem Land, das rechts bis ins Mark ist? Nein, ein Land das rechts bis ins Mark ist gehört verraten. Kärnten raus! Österreich abschalten!
It´s time to act!
Was also tun? Wartet nicht darauf, bis "irgendwer was macht". Organisiert euch selber, redet über Rechtsextremismus, plant Aktionen und lasst euch von niemenschen vorschreiben, wie ihr euren Widerstand artikulieren wollt. Eine befreite Gesellschaft ohne Faschismus braucht auch freie Individuen, die nicht darauf warten, bis ihnen jemensch sagt, was zu tun ist.
Dezentral, hierarchiefrei, kreativ und offensiv gegen Nazis. Wer zuschaut ist selber schuld.
Text von der GAJ Kärnten/Koroska
Rückfragen: noborderkoroska (at) gmx.at