Quellenangabe:
Rechtsextreme Gewalt in Linz (vom 29.09.2004),
URL: http://no-racism.net/article/962/,
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[29. Sep 2004]
Nach mehreren rechtsextremen Übergriffen rufen AntifaschistInnen für den 9. Oktober zu einer Demonstration gegen rechte Gewalt in Linz auf. Die Polizei unternimmt nichts gegen organisierte Neonazis wie den BFJ. Laut einem Polizeisprecher sei in Linz "derzeit keine Neonazigruppe bekannt".
Am 23. September 2004 traten Neonazis laut "OberÖsterreichischen Nachrichten" in der Linzer Strassenbahn mit Springerstiefel auf einen Schüler ein. Als der 16jährige an der Haltestelle Schumpeterstrasse Aussteigen wollte, attackierten ihn die Schläger mit FÀusten und Fußtritten. "Ich lag am Boden, als sie mich anspuckten und mit Fußtritten angriffen", berichtet der 16-Jährige. "Ein Àlteres Ehepaar hat den Vorfall beobachtet. Beide sind schweigend ausgestiegen", berichtet der Gymnasiast. Seine Mutter, brachte ihn ins Krankenhaus. Die Mediziner stellten geprellte Rippen, Beulen am Kopf und blaue Flecken an der Lende fest. Nachdem eine Anzeige erstattet wurde ermittelt die Kriminalpolizei.
Nur einen Tag zuvor griffen vier bis fünf Neonazis einen 13-jährigen Linzer mit migrantischem Hintergrund brutal an und verletzen ihn schwer. Der Vorfall ereignete sich vor acht Uhr in einer UnterFührung im Bereich Dauphine-/Schörgenhubstrasse. Hassan G. war zur Hauptschule 17 unterwegs, als ihm dunkel gekleidete Jugendliche entgegenkamen. Nach der Bemerkung "Wir sind die besten Nazis" haben die zirka 15 bis 17 Jahre alten Burschen G. geschlagen, mit Füßen getreten und gegen eine Mauer gestoßen.
Dem Schüler gelang es, zu flüchten. Er lief so schnell er konnte und wurde wenig später von einer Frau vor einem Wohnblock in der Hirtstrasse aufgefunden: Der Bub lag erschÃŒpft auf dem Boden und war vor Schmerzen kaum ansprechbar. Er musste mit einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht werden. "Der Bub war offenbar kurzzeitig bewusstlos, hat massive Prellungen und BlutergÃŒsse am ganzen körper erlitten und muss ein paar Tage im Spital bleiben", sagte der Arzt Hubert KÃŒck zu MedienvertreterInnen.
Die Täter wurden noch nicht gefasst, dass es sich dabei um Neonazis handelt, scheint für Michael Tischlinger von der Polizeidirektion Linz völlig ausgeschlossen zu sein. "Ein Bursch soll eine Glatze, ein anderer einen Irokesenhaarschnitt haben. In Linz ist derzeit keine Neonazigruppe bekannt", gibt er den Medien Auskunft.
Tatsächlich nehmen rechtsextreme Untriebe in Österreich massiv zu. Sei es in Form von Kundgebungen, auf denen FPÖ-Politiker die Niederlage Hitler-Deutschlands betrauern, gewalttätigen Übergriffen von Nazi-Schlägern, zahlreichen Waffenfunden, großen Konzerten mit rechtsextremem Hintergrund oder Versammlungen neo-faschistischer Gruppen.
In OberÖsterreich treibt vor allem der BFJ ("Bund freier Jugend") sein Unwesen. Der BFJ agiert halblegal mit konspirativen Treffen und gezielten Provokationen gegen linke Organisationen, wie Beispielsweise während des letzten Austrian Social Forums in Linz, als versucht wurde eine Veranstaltung der Sozialistischen LinksPartei durch die Verteilung revisionistischer Flugblätter zu sTüren.
Der BFJ trauert dem Dritten Reich nach, verbreitet aggressiven Rassismus und hält enge Kontakte zur Nazi-Szene in Deutschland. Er gründete sich 2000 als Nachfolger der "AfP-Jugend". Mit der AfP ("Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik") besteht eine jahrzehntelange Tradition organisierter GeschichtsfÀlscher und "Theoretiker". Gleichzeitig versammelt der BFJ in seinen Reihen ehemalige Skinheads und Aktivisten der Nazi-Gruppe VAPO ("Volkstreue außerParlamentarische Opposition).
Die AfP besteht seit den 1960er Jahren und ÃŒbt eine Scharnierfunktion zwischen offen neofaschistischen Gruppen und der FPÖ aus. Bereits 1975 wurde sie wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verboten und gründete sich daraufhin neu.
Wofür der BFj politisch steht, wird bei LekTüre ihrer Periodika schnell klar: In der Ausgabe 30 (Mai 2004) des "Jugend Echo" bedauert der BFJ beispielsweise die Aufhebung der Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler durch den Gemeinderat des Marktes Haslach (Bezirk Rohrbach). Der bürgermeister meinte: "Dies war ein demokratie-hygienischer Akt". Der BFJ: "Na dann ein hoch auf unsere hygienische Demokratie und auf unsere sauberen Demokraten die nichts wichtigeres zu tun haben als bereits Verstorbene aus der Ehrenbürgerschaft zu streichen."
In der Ausgabe 1/2004 des "Jugend Echo" schreibt der BFJ aufgrund nicht näher erläuterter "biologischer Erkenntnisse" von einer drohenden "überfremdung". Der Hetzartikel gipfelt in der Forderung, "Ausländer" müssten "als solche erkennbar bleiben!" Im Aufruf zum "Tag der volkstreuen Jugend" am 20.3.2004 heißt es: "Reichen wir uns die Hände und ziehen wir - Deutschlands Jugend - an einem gemeinsamen Strang. Sehen wir voll Zuversicht in die nahende Zukunft aus der uns unsere Feinde ausschließen wollen und beginnen wir wieder zu glauben. Denn alles tritt hinter diesem einigenden Glauben zurück. Dem Glauben an Deutschland."
Ein Bündnis aus verschiedensten antifaschistischen Organisationen, unter ihnen der KZ-Verband, die Sozialistische Jugend und der Infoladen Wels sind nun angetreten um durch eine gemeinsame Demonstration am 9. Oktober 2004 in Linz auf die rechtsextreme Gefahr aufmerksam zu machen. Ein lÀngst überfÀlliges Verbot von BFJ und AFP wird in einem der Aufrufe gefordert.
Demonstration:
Samstag, 9. Oktober 2004
15.00 Uhr | Schillerpark | Linz
Auftaktkundgebung ab 14 Uhr
Diskussion & Rock gegen Rechts:
19.00 Uhr | Ann&Pat
Eintritt: 4,- Euro