'Treu für Gott und Heimat' - Interview mit Gottfried Forsthuber
[von 'SuZ - SchülerInnenzeitung für Baden' | 12. Mai 2004]

Mit Gottfried Forsthuber von der MKV-Verbindung 'Badenia' sprach Florian Wagner.

Zuerst mal die Frage dach der persönlichen Motivation: Was ist der MKV für dich? Was ist der Grund, dass du dabei bist?
Gute Frage. Ich war 14 Jahre alt und bin zufällig mit ein paar Bekannten, die auch schon Mitglied waren ins Gespräch gekommen. Die haben gesagt, 'schau's dir mal an'. So bin ich einmal hingegangen auf die 'Bude' - das Verbindungslokal. Dort hat man Darts spielen können, man hat sich mit den Leuten unterhalten können, Mädels waren auch da und im im Endeffekt hat mir alles sehr gut gefallen. So hab ich mir einfach gedacht: warum denn nicht?
Was noch dazu gekommen ist: Das ich mich weiterbilden konnte. Mit entsprechenden Schulungen auf Landes- und auf Bundesebene, Rethorik usw. Das Weitere hat sich dann irgendwie ergeben. Später habe ich dann auch verschiedene Funktionen bekleidet (Kassier, Schriftführer, Obmann, Obmannstellvertreter, etc..), wo ich einiges dazulernen konnte - vor allem im Umgang mit Menschen.

Ende Mai wird in Baden der sog. Pennälertag stattfinden. Kannst du uns erzählen was das genau ist?
Der Pennälertag ist die Vollversammlung vom Mittelschülerkartellverband. Einmal im Jahr gibt's eine große Tagung und die findet dieses Jahr in Baden statt. Erwartet werden ca. 1500 Leute, was ungefähr der Bettenkapazität Badens entspricht, wenn man alles zusammenzählt. Es dürfte hier zu Pfingsten wohl einiges los sein. Näheres auf www.pennaelertag.at

Du bist Mitglied der MKV-Verbindung “Badenia”. Eine Gruppe in die ausschließlich Männer aufgenommen werden. Warum sind Frauen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen?
Zwei Anknüpfungspunkte: Erstens ist es historisch bedingt. Wir wurden 1928 gegründet und da hat sich die Frage nicht wirklich ergeben einen gemischten Verein zu gründen. Es hat schon drei, vier mal die Überlegung gegeben ob wir eine eigene gemischte Verbindung gründen, da es immer wieder Mädels gegeben hat die sich dafür interessiert haben. Nur haben wir gemerkt, dass sich das Zusammenleben in einem Verein schwierig gestaltet sobald Mädchen und Burschen gemeinsam in einem Verein sind.
Es gibt in Österreich den “Verband Farbentragender Mädchen”. Das sind 21 Verbindungen und die unterstützen wir natürlich weil wir auch wollen, dass Frauen den Zugang dazu bekommen. Man muss nur eines sehen: Wir haben eine gewisse Prägung des Brauchtums und ich weiß nicht ob Mädchen das 100%ig so übernehmen wollen.

Was sagst du zum Vorschlag des Cartellverbands Abtreibung per Verfassung zu verbieten?
Ich kenne diesen Vorschlag gegen die Fristenlösung nicht im Detail. Grundsätzlich sollte sich jeder überlegen ob es wirklich notwendig ist abzutreiben. Hat man nicht vorher ausreichend verhüten können? Wenn es in letzter Konsequenz wirklich notwendig ist und letztendlich dann menschliche Schicksale daran zerbrechen oder Familien daran scheitern, dann ist es vielleicht besser abzutreiben. Man sollte sich auf jeden Fall bewusst sein, dass man damit Leben tötet.

Dem MKV wird wie auch dem CV ein unreflektierten Umgang mit der Vergangenheit, insbesondere mit der Zeit des Austrofaschismus 1934-1938 vorgeworfen. Wie siehst du das?
Bezüglich Austrofaschismus kann man das natürlich so oder so sehen. Das hat damit begonnen, dass sich das Parlament selbst ausgeschaltet hat und Dollfuß die Chance genützt hat und einen totalitären Staat begründet hat. Aber das war wahrscheinlich wie alles ein Ding seiner Zeit und ich kann mich da nicht hinstellen und über meine Großväter richten.

Aber die Kritik ist eher der heutige Umgang mit der austrofaschistischen Vergangenheit, dass ihr Dollfuß als Widerstandskämpfer stilisiert und nicht als Diktator. Wie steht es damit im MKV?
Diktator ist ein bißchen sehr weit gefasst. Natürlich hat es demokratische Einschränkungen gegeben die erwiesen sind und das möchte ich auch gar nicht bestreiten. Vielleicht war es zu dieser Zeit sinnvoll für Österreich ein autoritäres Regime zu haben, im Sinne von: daraus lernen zu können uns es in Zukunft besser zu machen. Wobei ich natürlich sagen muss, dass es heute schlecht wäre wenn irgendjemand herkommen würde, der sagt 'leiwand, jetzt schalt ma die Hälfte der anderen Parteien aus'.

Aber warum bezieht sich der MKV noch immer positiv auf diese Zeit und Dollfuß als 'Widerstandskämpfer'?
Es ist natürlich so, dass der Dollfuß als erster durch Hand von Nationalsozialisten gestorben ist und das muss natürlich honoriert werden. Er hat gewisse Handlungen gesetzt die den Nationalsozialisten gegen den Strich gegangen sind und deshalb hat man ihn auch umgebracht.

Einer der Leitslogans der Badenia ist 'Treu für Gott und Heimat'. Was bedeutet dieser Slogan für dich?
Der Wahlspruch stammt von 1928. Manchmal mag das komisch wirken, aber man möchte damit vermitteln, dass wir für Werte einstehen wollen. Uns ist Österreich zu einem großen Grad sehr wichtig, wir wollen Österreich und die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Das zweite ist Glaube: Ich glaube jeder braucht ein gewisse spirituelle Reserve. Manche finden das in der Esoterik - ich zu einem gewissen Grad auch - viele von uns finden's im Christentum. Ich schau halt, dass ich in regelmäßigen Abständen in die Kirche komme wo ich auch einmal abschalten und nachdenken kann.

Aber konkret wird euch doch Nationalismus und ein unhinterfragter 'Heimat'-Begriff vorgeworfen. Im Zusammenhang mit der 'Treue' kann das doch einen sehr seltsamen Beigeschmack haben?
Ich glaube keiner ist eingesperrt worden, weil er sein Land liebt. Das ist jetzt vielleicht ein bißchen stark formuliert. Man kann durchaus auch stolz auf sein Land sein, was ist daran schlecht?

Weiters wird Euch Antisemitismus vorgeworfen. In den 30er Jahren wurden die jüdischen Mitglieder aus den Verbindungen ausgeschlossen. Wie siehst du das?
Wir sind ein christlicher Verein. Wir hatten niemals jüdische Mitglieder und daher konnten wir niemanden ausschließen. Was du vielleicht meinst, ist bei den Burschenschaften. Das ist richtig, das hat es gegeben. Aber das kann ich nicht kommentieren, ich für meinen Teil hätte es nicht gemacht, da es sicher ein großer Verlust für die einzelnen Vereine und Verbindungen war bestimmte Gemeinschaften auszuschließen. Aber wir hatten dieses 'Problem' eben nicht, da wir ein christlich/katholischer Verband sind.

Wer kann eigentlich der Badenia beitreten?
Es gibt gewisse Vorraussetzungen: Wir sind ein Mittelschülerverband, daher musst du die Matura anstreben, du musst katholisch sein, du musst mindestens in die Oberstufe gehen und du musst männlich sein.

Möchtest du noch etwas sagen?
Ich hab bei der Badenia ziemlich viele Freunde gefunden. Wenn ich was brauche, habe ich auch immer im Hinterkopf, dass ich weis wo ich hingehen kann und wo ich auch Unterstützung finde. Insofern kann ich nur jedem raten, wenn er Lust und Laune und Zeit hat, zur Badenia oder zu einem anderen Jugendverein zu gehen. Dort findet man Freunde, Spaß und hat nette Erlebnisse in der Gemeinschaft.

 

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