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Bericht über die Todeschüsse
Gesprächsnotiz mit D., derzeit in Genua, von Werner Rätz
D. war den
ganzen Tag bei der Demonstration der Tute Bianche und kann
zu anderem nur aus Informationen Dritter etwas sagen.
Es hat wohl
im Laufe des Tages militante Aktionen in der Stadt
gegeben, bei der ein hoher Sachschaden entstand; die Polizei hat
außerordentlich heftig reagiert, es gab längere Auseinandersetzungen
und viele Verhaftungen. Die italienischen medien sagen, die Auslöser
dieser Stadtzerlegung seien "deutsche Anarchisten" gewesen
Die Demonstration
der Tute Bianche sollte nach deren üblichem konzept
ablaufen, d.h. konsequent, aber nicht gewalttätig. In unmittelbarer
Nähe (wohl direkt davor) dieser Demo hatte ein 20jähriger Spanier,
der
nicht zum Konzept der Tute Bianche-demo gehörte, eine
Auseinandersetzung mit der Polizei; er hatte einen Feuerlöscher auf
ein Polizeiauto geworfen oder war im Begriff, dies zu tun, als er aus
dem Wagen mit Kopfschuss getötet wurde; das Auto raste los und
überfuhr seine Freundin, die schwer verletzt im Krankenhaus liegt.
D.
ist davon nicht unmittelbarer Augenzeuge, sondern befand sich an
andrer Stelle in der demo, kennt aber die Augenzeugen. Die Demo zog
sich zurück und wurde dann auch von der Polizei getrieben, die
Tränengas und andere Zwangsmittel einsetzte. Die Leute sind nun schon
länger im Stadion und trauen sich nicht mehr raus, weil draußen
alle
verhaftet werden. Die stimmung ist äußerst gereizt, die Polizeiaktion
wird als Mord begriffen, alle haben Angst. Es ist bisher unklar, was
sie machen und wie sie versuchen werden, da wieder raus zu kommen
Die Polizei
will wohl alle weiteren Aktionen inclusive der großdemo
morgen verbieten; angesichts der gelaufenen Mobilisierung und der heute
produzierten Stimmung kann das nur eine Katastrophe werden.
Gerade ein zweiter Anruf mit weiteren Details:
Alle Aktionen/Demos
heute im Laufe des Tages sind massiv von Polizei
angegriffen und gewaltsam, immer unter Einsatz von Tränengas,
ausgelöst worden, selbst die von Liliput-Netzwerk (so was wie Fairer
Handel in BRD).
Der Tote
hat laut Autopsie zwei kreisrunde Löcher in
Wangenknochenhöhe, die von Schüssen von etwa 1m Entfernung stammen;
die Frau ist lebensgefährlich verletzt, Gerüchte sagen, sie
sei tot,
aber das ist nicht bestätigt.
Dipl.-Pol. Felix Kolb
attac Deutschland
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