Solidarität, Einde O'Callaghan
Demonstrant in Genua von Polizei getötet:
Für die Macht der Reichen gehen sie über Leichen
Der getötete Gegner des G8-Gipfeltreffens in Genua zeigt eindringlich,
wie gewalttätig die Globalisierung der Herrschenden ist.
Die Massenproteste von Zehntausenden gegen das Treffen der G8 zeigen
aber auch, dass mehr und mehr Menschen bereit sind, gegen diese
ungerechte und brutale Weltordnung aufzustehen.
Trotz der enormen Polizeischikanen gegen die Demonstranten, konnten sich
schon am Donnerstag 50.000 Menschen in Genua versammeln.
Viele wurden an den Grenzen abgewiesen, Busunternehmer wurden von der
Polizei unter Druck gesetzt, ein ganzer Sonderzug aus England sollte
verboten werden, einem vollbesetzten Bus von Gipfelgegnern aus Wien
wurde komplett die Ausreise aus Österreich verwehrt.
Obwohl die Herrschenden der Welt Genua in eine Polizeifestung verwandelt
haben, demonstrierten machtvolle 50.000 Menschen gegen die Ausgrenzung
der Flüchtlinge am Donnerstag. Am Freitag strömten wiederum
50.000
Gegner der neoliberalen Weltordnung in die Stadt, um ihrer Kritik und
ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen.
Mit allen Mitteln haben sich die hohen Herren der Weltpolitik von
jedweder Kritik und den Stimmen aus der Bevölkerung abgeschottet.
Ihre
Arroganz und ihr Prunk kennen keine Grenzen. Um ungestört über
das
Schicksal der Welt beraten zu können, haben sie die komplette Innenstadt
Genuas mit einem 3 Meter hohem Zaun abgeriegelt und zur Roten Zone
erklärt. Über 15.000 Sicherheitskräfte mit Wasserwerfern,
Tränengas und
Knüppeln wurden zusammengezogen, im Hintergrund wartete Militär.
Der Zaun von Genua steht symbolisch für die fundamentalen Unterschiede
zwischen den Interessen der G8-Elite und der einfachen Bevölkerung.
Er
steht symbolisch für eine Welt, in der eine Minderheit von Banken-
und
Konzernchefs sich immer mehr bereichert, indem sie der Mehrheit der
Menschen ihre Zukunft raubt.
Deshalb kamen am Freitag 50.000 in Genua zusammen, die ihren Protest
an
die Rote Zone tragen wollten. Ihr Ziel war der Zaun, die Mauer der
Reichen, um dort Gehör zu finden.
Darauf hat die Polizei in Genua mit massiver Gewalt geantwortet. Einige
Demonstrationszüge wurden von der Polizei mit Wasserwerfern, Knüppeln
und Tränengas auseinandergetrieben, bevor sie sich überhaupt
in Bewegung
setzen konnten. Auch ausgesprochen pazifistische Demonstrationszüge
wurden brutal von der Polizei daran gehindert ihren Protest an die Rote
Zone zu tragen.
Dadurch wurde die Stimmung bewußt von der Polizei aufgeheizt und
die
gesamte Lage eskaliert.
Dann kam es zu dem dramatischen Zwischenfall, bei dem ein Demonstrant
von Polizisten getötet wurde. Polizeibeamte fuhren mit einem Auto
in
eine Menschenmenge von Demonstranten hinein. Die Demonstranten wehrten
sich dagegen und schoben den Einsatzwagen zur Seite. Als ein Demonstrant
einen Feuerlöscher in Richtung des Autos schleuderte, schoß
ein
Polizeibeamter scharf und traf ihn am Kopf. Danach wurde das am Boden
liegende Schußopfer zusätzlich vom Einsatzwagen der Polizei
überrollt
und erlag seinen Verletzungen an Ort und Stelle.
Dieses erschreckende Vorgehen der Polizei markiert eine neue Qualität
der Staatsgewalt. Bisher war es Tabu, mit Scharfer Munition auf
Demonstranten zu schießen.
Schon erheben sich die Stimmen der Herrschenden und ihrer Medien, unter
ihnen Gerhard Schröder. Sie verurteilen die Gegner ihrer brutalen
Weltordnung als Gewalttäter und Polit-Hooligans. Sie wollen die Inhalte
und Anliegen Zehntausender Demonstranten verschweigen und den Widerstand
kriminalisieren.
Doch der Unmut gegen die skrupellose Politik der Herrschenden wächst.
Am
Samstag werden über 100.000 Menschen zu einer weiteren Großdemonstration
gegen den G8-Gipfel in Genua erwarte - unter ihnen Gewerkschafter aus
ganz Europa, Menschenrechtsgruppen, Christen und Flüchtlingsgruppen.
Der Slogan des Bündnisses gegen den G8-Gipfel in Genua lautet "Ihr
seit
G8 - wir sind 6 Milliarden!". Und die Demonstranten in Genua stehen
tatsächlich stellvertretend für Millionen in aller Welt. Sie
stehen
stellvertretend für die Familien der 19.000 Kinder, die in den armen
Ländern täglich verhungern, weil Großbanken und Multinationale
Konzerne
Milliarden von Dollars an Profiten aus diesem Elend ziehen. Die Proteste
gegen den Gipfel der G8 klagen eine Politik an, die die Bedürfnisse
der
Mehrheit der Bevölkerung den Interessen einer Minderheit von Konzernen
unterordnet.
Die Auswirkungen ihrer Beschlüsse treffen nicht nur die sogenannte
Dritte Welt hart. Ihre Globalisierung beinhaltet ebenso Attacken auf
unsere Sozialsysteme, Abbau des öffentlichen Dienstes, das Schließen
von
Krankenhäusern, Privatisierung der Bahn und viele weitere Maßnahmen,
die
die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vertiefen.
Von Gipfeltreffen zu Gipfeltreffen wird deutlicher, dass die
Herrschenden der Welt nicht in der Lage sind, die schreienden
Ungerechtigkeiten in dieser Welt zu beenden. Sie bieten keine Lösung
an
gegen die neoliberale Abwärtsspirale der kapitalistischen
Globalisierung. Im Gegenteil führen die besprochenen Maßnahmen
des
G8-Gipfels zu weiteren Angriffen auf unsere Zukunft.
Die Hoffnung auf eine bessere Welt kann nur im breiten und solidarischen
Widerstand gegen die Interessen der Wirtschaftsbosse und ihrer Politiker
liegen.
Deswegen erklären wir uns mit den Gipfelgegnern in Genua solidarisch
und
verurteilen die Gewalt und die Brutalität der Polizei.
Deswegen treten wir dafür ein, dass der Geist des Widerstands von
Genua
in den Kampf gegen neoliberale Angriffe hier in Deutschland getragen
wird.
Wir treten dafür ein, dass die Globalisierung von oben durch eine
breitestmögliche Globalisierung von unten - der Globalisierung des
Widerstands und der Solidarität - beantwortet wird.