no-racism | globalised resistance | stopp plan colombia | texte | | |||||
Interview mit Alfonso Cassiani Herrera (PCN) | |||||
erschienen in megafon jan 2001 |
19.12.2000
|
||||
Frage: Mit welchem Hintergrund setzt sich der PCN in Verbindung mit der Mobilisierung gegen das WEF in Davos? Alfonso:
Die Stimmen von unzähligen Menschen äussern sich in allen Ecken
eines globalisierten Universums, der stumm, blind und taub gegenüber
der Armut, dem Hungers und dem Elend von Millionen Menschen auf diesem
Planeten ist. Es ist eine Realität, der keine Gemeinschaft dieser
Welt entkommt, sei sie schwarz, indigen, abendländisch, asiatisch
usw. Mitten in dieser Situation haben sich die im PCN organisierten schwarzen
Gemeinschaften zur Aufgabe gesetzt, mit wachsender Kraft unsere Freude,
unsere Lebensvorstellungen und den Recht auf Anderssein und auf Vielfalt
erneut zu bestätigen. Während wir mit Schemen brechen und gegen
die Angriffe des Systems Widerstand leisten, haben wir beschlossen, uns
mit anderen Menschen, "combos", FreundInnen aus allen Ecken
und Orte zusammenzuschließen, die genau wie wir vom Aufbau einer
gerechten Welt träumen. Frage: Wir versteht ihr euch im Zusammenhang des globalen Widerstandes, der jetzt nach Davos mobilisiert? Alfonso:
Wir als Schwarze Gemeinschaften verstehen uns mitten in diesem Prozess
des globalen Widerstandes als natürlicher Teil eines vielfältigen
und politisch reichen Prozesses, an dem wir uns mit unserer Visionen beteiligen.
Diese kommt aus den Traditionen und dem Wissen unserer Vorfahren: das,
eine Gemeinschaft zu sein. Gemeinschaftliches sein ist der Ausdruck dieser
Tradition, die es geschafft hat, an den Stränden, am Meer, an den
Flüssen, den Wäldern und Urwäldern ihre Räume für
das kulturelle Schaffen und Wiedererschaffen einer ethnischen Gruppe,
die eng mit einer permanenten Praxis der Freiheit verbunden ist. Genau
wie wir uns also wie ein weiterer Teil der Natur empfinden, wie ein Wesen
mehr, das mit anderen Wesen, Pflanzen, Tieren und der Umwelt im allgemeinen
zusammen leben soll, so verstehen wir uns als integraler Bestandteil der
Kämpfe der marginalisierten Menschen in der Welt, zusammen mit unseren
compas aus Europa, Asien, Afrika, mit denen wir alles von uns hergeben,
alles was wir gewesen sind und alles was wir sind, damit die zukünftigen
Generationen sein können oder mindestens einen Grund haben zum weiterkämpfen. Frage: Wie soll es denn über Davos hinaus aussehen? Alfonso:
Im grossen Ganzen fängt diese Dynamik der Annäherung, des Widerstandes,
des Finden und Zusammenkommens nicht in Davos und auch nicht mit dem Plan
Colombia an, und sie wird auch nicht mit diesen aufhören. Das heisst,
der Plan Colombia ist der Anlass des Momentes und Davos die aktuelle Bühne,
bei der unsere Kämpfe zusammenfließen und auch weitergeführt
werden, genau wie sie Genf, Seattle oder Prag erreicht haben. Denn unserer
Kampf basiert nicht auf Momenten und spezifischen Bedingungen. Unser Kampf
ist auch nicht einer, der darauf abzielt, Konfrontationen innerhalb der
Grenzen zu führen, die von den Nationalstaaten bestimmt werden. Die
Aggressionen des Kapitals, wie beispielsweise der Plan Colombia, können
nicht als ein spezifisches Problem Kolumbiens und schon gar nicht als
ein internes oder nationales Problem unabhängig des transnationalen
Kapitals angesehen werden. Es handelt sich eindeutig um eine von den USA
geplant und geleitete offene globale Aggression gegen die Region, mit
der Unterstützung und Beteiligung von einigen Europäischen Staaten,
die ihre Kapitalinvestitionen zu schützen versuchen. Dazu sind sie
bereit, mit Feuer und Blut die sozialen Bewegungen und die kritischen
Stimmen zum Schweigen zu bringen, die täglich die Absurditäten
und Aggressionen des herrschenden Systems in Frage stellen. Frage: Auf welcher Basis soll die Kooperation mit den europäischen Zusammenhängen passieren ? Alfonso:
Der Prozess ist eine Annäherung der verschiedenen Realitäten
der Schwarzen Gemeinschaften und Europa und umgekehrt. Es handelt sich
auch nicht um ausschliessliche Beziehungen zu den europäischen Realitäten.
Es geht uns darum, globale, weite, offene, horizontale, antipatriarchale
Beziehungen aufzubauen, die durch Nicht-Macht (no poder) bestimmt sind.
Sie müssen klar antikapitalistisch sein. Diese Beziehungen sollen
sich auf den verschiedenen Szenarien der Welt artikulieren und die Realität
Lateinamerikas, Asien und Afrikas, sowie die der Gemeinschaften und marginalisierte
Kollektive Europas und Amerikas, mit einbeziehen und verantworten. In
dem Sinne ist es wichtig zu betonen, das wir uns als Prozess der Schwarzen
Gemeinschaften als Teil der historischen Kämpfe der Schwarzen in
der ganzen Welt verstehen. Diese sind wiederum mit den Kämpfen der
marginalisierten und vom System unterdrückten Menschen verbunden. |
. | ||||