Text von Asyl in Not
Tschetschenen schrien: Asyl !
Erschütternde Protokolle der zurückgeschobenen Flüchtlinge:
Von Hunden ins Wasser getrieben, in durchnässten Kleidern eingesperrt
!
Der Falter veröffentlicht in der Ausgabe vom 17. Dezember
2003 neue, skandalöse Einzelheiten über die Zurückschiebung
der 74 Tschetschenen, die Herr Strasser zur Rückkehr eingeladen
hat: Zweiundzwanzig dieser Flüchtlinge, die sich nun in tschechischen
Lagern befinden, haben nämlich Protokolle geschrieben und nach Österreich
geschickt. Darin steht, wie ungeheuerlich sie von den tschechischen und
österreichischen Beamten behandelt worden sind:
Zuerst wurden sie von den Tschechen mit Polizeihunden durch den Grenzfluß
Lainsitz getrieben. Am anderen Ufer warteten die Österreicher. Die
(tschechischen) Polizisten, heißt es in einem Protokoll, zeigten
sich sehr aggressiv; sie schimpften und stießen Frauen und Kinder.
In Panik stürzten einige von uns ins kalte Wasser. (...) Drüben
wurde uns mitgeteilt, daß wir abgeschoben werden sollten.
Ein anderer Flüchtling schreibt: Die Polizeihunde (der Tschechen)
fingen an zu bellen, aus Angst sprangen wir ins Wasser und wurden ganz
naß.
Als er den Fluß überquert hatte, schrien er und
andere das Wort Asyl! Die österreichischen Polizisten
waren sehr grob und lachten uns aus. Die völlig durchnässten
Tschetschenen wurden auf den Grenzübergangsposten Gmünd gebracht.
Wir und unser Kind, bis zum Gürtel naß, saßen am
Gang auf dem kalten Boden. Ein anderer schreibt: Unseren Kindern
erlaubte man nicht, sich am Heizkörper zu wärmen.
So gehen Beamte zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs mit verzweifelten,
schutzsuchenden Menschen um, die eindeutig vor politischer Verfolgung
und ethnischen Säuberungen geflüchtet sind.
Rechtsanwältin Nadja Lorenz und Rechtsanwalt Georg Bürstmayr
haben gegen gegen diese unmenschliche Behandlung und gegen die rechtswidrige
Zurückschiebung Beschwerden eingebracht. Asyl in Not hat Berufungen
gegen die Aufenthaltsverbote erhoben und eine Strafanzeige gegen Innenminister
Strasser und Mittäter in der Beamtenschaft wegen Amtsmissbrauchs,
Nötigung, Quälen von Gefangenen, fahrlässiger Körperverletzung
und Schlepperei erstattet.
Dieser Innenminister, der zur Tatzeit am Tatort in Gmünd war und
der offenbar die rechtswidrige Aktion seiner Beamten gesteuert hat, ist
völlig untragbar geworden. Ich weiß schon: Wir wiederholen
uns... Aber man kann es nicht oft genug sagen: Ernst Strasser muß
weg.
Michael Genner, Asyl in Not
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