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Quellenangabe:
Frankfurter Flughafen: Skandalöse Zurückschiebung von 25 Männern (vom 04.05.2001),
URL: http://no-racism.net/article/165/, besucht am 26.04.2024

[04. May 2001]

Frankfurter Flughafen: Skandalöse Zurückschiebung von 25 Männern

Sie wurden mehrere Tage vom Bundesgrenzschutz festgehalten und dann wieder nach Kolumbien zurückgeschoben.

Wie wir erst jetzt erfahren haben, sind 25 Kolumbianerinnen und Kolumbianer am 12. April auf dem Frankfurter Flughafen wieder zurück nach Bogota geschoben worden. Darüber hat sowohl das kolumbianische Fernsehen als auch eine große renomierte kolumbianische Zeitung berichtet.

Die Zurückgeschobenen berichten, dass sie, aus Kolumbien kommend, nach Spanien und Italien wollten und in Frankfurt zwischen gelandet sind. Mehrere Tage wurden sie vom Bundesgrenzschutz festgehalten und dann wieder nach Kolumbien zurückgeschoben. Laut El Tiempo
(14. April 01), trugen alle Papiere bei sich, sie verfügten über Einladungsbriefe der Körperschaften und Familien, die sie an ihren Zielorten in Italien und Spanien aufgenommen hätten.

José Vincente Perez, der Sprecher der Gruppe der Zurückgeschobenen, berichtete vom Aufenthalt beim BGS wie folgt: "Wir konnten uns während 5 bzw. 8 Tagen nicht baden, bekamen keine Nahrung und mussten auf dem Boden schlafen". Auch vier Minderjährige und ein Kleinkind von 8 Monaten seien darunter gewesen. "Ohne irgendeinen Grund - da man noch kein Transitvisum benötigte - klagte uns die deutsche Polizei des Drogenhandels an und bezeichnete uns als Lügner," sagte Herr Perez weiter. Bei einem achtjährigen Kind hätte man sogar eine Analuntersuchung vorgenommen. "Die deutsche Polizei fügte unaufhörlich hinzu, dass wir uns als Kolumbianer darüber klar werden sollten, dass wir in Deutschland nicht willkommen seien, weil wir aus einem Land mit armen Leuten kämen, die kein Geld für eine Flugreise hätten."

Die 25 Kolumbianer beschwerten sich über die Aggressivität, mit der man ihre Erklärungen entgegen nahm und die bedrohlichen Schreiereien. Außerdem prangerten sie an, dass man ihnen durchschnittlich 50 Dollar pro Stunde für die Nutzung eines Übersetzers abverlangte.

Viele der Verhöre, denen man sie aussetzte, dauerten zwischen vier und fünf Stunden, der Tarif stieg je nachdem, wie viel Geld die Person bei sich trug. Anderen gab man die beschlagnahmten Dollars nicht zurück. Wie El Tiempo weiter berichtet, war dies nicht der erste Fall. Im Oktober letzten Jahres, so die Zeitung, wollten 30 Kolumbianer in Frankfurt umsteigen, um nach Madrid weiter zu fliegen. Dies wurde von den deutschen Behörden vereitelt. Ohne jede Rechtfertigung seien sie zurück geschoben worden.

Diese Vorgehensweise wirft viele Fragen auf: Warum werden diese Menschen an der Weiterreise gehindert? Warum wurden sie so lange festgehalten? Ist es richtig, dass sie auf dem Boden schlafen mussten und keine Verpflegung erhielten? Warum? Wieso wurden sie angeschrien und ihre Ersparnisse beschlagnahmt? Wie viel Geld mussten sie bezahlen und wofür? Ist es richtig, dass ein achtjähriges Kind analuntersucht wurde? Ist dies gängige Praxis? Und die berechtigte Frage ist zu stellen, ob hier vom BGS nicht nach rassistischen Kriterien vorgegangen wurde. Oder würden die Beamten des BGS ebenso mit US-Amerikaner_innen oder Japaner_innen verfahren, die sich gerade auf der Durchreise befinden?

All dies sind Fragen, die schnellstens der Aufklärung bedürfen. Nicht das erste Mal erfahren wir von Schikanen bis hin zu Misshandlungen durch BGS-Beamte auf dem Frankfurter Flughafen.

Erinnert sei hier an die Iranische Familie Kh., die im September letzten Jahres von Misshandlungen berichtet hat.Verwiesen sei hier auch auf die Auflistung einiger fälle von Claus Metz vom IPPNW (Presseinformation vom 1.Juni 1999).

Erinnert sei nicht zuletzt auch an :: Kola Bankole und :: Aamir Ageeb, die bei der Abschiebung durch Bundesgrenzschutzbeamten sogar zu Tode gebracht wurden. Um Berichterstattung wird gebeten.