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[ 01. Oct 2000 ]

Brief eines 18 jährigen Nigerianers aus dem Landesgericht Wien

... Jemand hat mir gesagt, dass das der einzige Weg war mich im Gefängnis zu behalten, weil ich bin Nigerianer und niemand sonst ausser der Polizei und der Justiz wissen davon. ...

 

Ich war in meiner Wohnung. es war am 17. Februar um halb neun, ich habe noch geschlafen und plötzlich hörte ich den lärm von Schlägen an die Tür. Ich dachte da würde jemand versuchen einzubrechen. Ich ging, öffnete die Tür und drei Polizisten sTürmten herein, ohne eine einzige Frage fingen sie an mich zu schlagen und zu treten. Sie durchsuchten meine Wohnung, stellten alles auf den Kopf, ich wußte zuerst gar nicht was sie eigentlich suchten. Nachdem sie mit dem Durchsuchen fertig waren haben sie nichts belastendes in meiner Wohnung und nichts bei mir gefunden.

Dann nahmen sie mich zur Polizeistation mit und nahmen mir ein paar Dollar weg, die ich gehabt hatte. Anstatt mir zu sagen, was ich denn verbrochen hätte, schlugen und traten sie mich dich ganze Zeit.
Ich sagte ihnen, dass ich nicht weiss, was sie von mir wollen. Daraufhin fragten sie mich, ob ich Widerstand leisten würde. Ich fragte was für ein Widerstand, weil da war keine Rede von Widerstand. Nach diesen zu vielen Schlägen beschloss ich gar nichts mehr zu sagen bis ich einen Anwalt oder Richter sehen würde.

Gut, ich bin Nigerianer, aber das heisst doch nicht automatisch, dass ich Krimineller genannt werden muss, um mich kaputt zu machen.
Dann kam ich ins Gefängnis. Zwei Wochen später brachten sie mir ein Papier, wo ich beschuldigt werde einer Frau ein Kilo Drogen (Kokain und Heroin) als Geschenk, also kostenlos, gegeben zu haben. Dass ich in Österreich lebe seit Jänner 99 bedeutet laut Anklage, dass ich eineinhalb Kilo an Unbekannte verkauft habe. Zuerst dachte ich, das sind falsche Angaben, aber dann fand ich heraus, dass sie mit meinem Leben spielen. Sie haben keine Drogen bei mir gefunden, ich verkaufe keine Drogen und sie wissen gar nichts über mein Leben.
Zuerst hatte ich noch Vertrauen in die Justiz und dachte das wäre einer von diesen Fehlern von der Polizei. Aber ich war überrascht zu sehen, dass mich der Richter schuldig befand einer Frau ein Kilo Drogen geschenkt zu haben und dass er mich zu drei Jahren Gefangenschaft verurteilte.

später in meiner Zelle kalkulierte ich ein Kilo und bemerkte dass das über ein Million Schilling ausmacht. Dann fragte ich mich: kann man denn jemandem Drogen schenken, kann man jemand Drogen als Geschenk geben, all diese Dinge kosten doch Geld.

Jemand hat mir gesagt, dass das der einzige Weg war mich im Gefängnis zu behalten, weil ich bin Nigerianer und niemand sonst ausser der Polizei und der Justiz wissen davon. Sogar meine Ex-Freundin, der die Polizei gedroht hat, damit sie falsch gegen mich aussagt - sie ist eine Türkische Immigrantin und hatte zu der Zeit kein Visum - sagte aus, dass sie niemals Drogen von mir gekauft hat. Sie hat die ganze Verhandlung lang geweint. Das ganze war ein Drama, ein Theater.

Stell dir vor eine Verhandlung, bei der mich niemand wirklich verteidigte. So lange ich hier in Österreich bin habe ich niemals ein Verbrechen begangen und ich verkaufe keine Drogen, diese mir angelasteten Verbrechen gibt es nicht. Ich habe sie angefleht, dass sie mich zurück nach Nigeria schicken.

Wofür machen sie das alles, ich bin nur ein junger Mann und hab kein Interesse an deren Politik.
Sogar in dem angeblich unzivilisierten Afrika fÀlscht die Polizei keine Beweise um unschuldige Ausländer zu verfolgen. und sogar sogenannten Drogenhändler mit Drogenfarmen würden niemandem ein Kilo kostenlos schenken.