Bei einem Brand am Amsterdamer Flughafen Schiphol sind elf Menschen ums Leben gekommen, die in einem gefängnis- ähnlichen Teil des Flughafens inhaftiert waren. Viele weitere wurden verletzt.
Durch einen Brand in einem Zellentrakt des Amsterdamer Flughafens Schiphol sind in der Nacht zum Donnerstag, 27. Oktober 2005, elf Häftlinge getötet worden, weitere wurden verletzt. Fünf Personen konnten den Brand zur Flucht nutzen.
Der Zelletrakt diente als Schubhaft-Gefängnis. Ein geretteter Gefangener warf dem Wachpersonal zögerliches Verhalten vor. Die Brandursache ist noch unklar, die Polizei hielt Brandlegung nicht für ausgeschlossen.
Der Gebäudeteil, in dem das Feuer entstanden war, hatte 24 Zellen, in denen 43 Menschen eingeschlossen waren. Im gesamten Komplex waren zu dieser Zeit rund 350 Gefangene, hauptsächlich illegalisierte EinwanderInnen. Der Trakt sei auf einer Länge von 50 Metern niedergebrannt, sagte ein Feuerwehrmann. AugenzeugInnen berichteten, die Flammen hätten mehrere Meter hoch aus den Zellen gelodert.
Die 60 Feuerwehrleute brauchten drei Stunden, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Für elf der Insassen kam jede Hilfe zu spät, 15 weitere wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Da die Sicherheit in der gesamten Anstalt nicht mehr garantiert werden konnte, wurden die Schubhäftlinge mit Bussen in andere Gefängnisse gebracht.
Der Bürgermeister der Gemeinde Haarlemmermeer, auf deren Gebiet der Flughafen liegt, kündigte eine Untersuchung an. Schon kurz vor der Eröffnung des Zellenkomplexes vor drei Jahren hatte es dort gebrannt.
Der Zellenkomplex war vor drei Jahren in aller Eile aus Fertigbauteilen errichtet worden. Das nationale Brandschutz-Institut hatte nach einem ersten Feuer kurz vor der Inbetriebnahme der Anstalt Ende 2002 Empfehlungen zur Erhöhung der Sicherheit gemacht. So sollten unter anderem die Wände der Zellen für einen besseren Brandschutz verstärkt werden, sagte ein Sprecher. Es gehörte jedoch nicht zu den Aufgaben des Instituts, die Umsetzung dieser Empfehlungen zu kontrollieren.
In dem Gefängnis gibt es keine Einrichtung zur zentralen und gleichzeitigen Öffnung aller Zellen im Notfall. Die WachebeamtInnen mussten alle Türen einzeln entriegeln, um die InsassInnen zu retten. Ein Häftling beschuldigte das Personal, das Feuer unterschätzt und die Zellen zu spät geöffnet zu haben.
Der holländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende sagte, er sei "erschrocken über das Ausmaß dieser Katastrophe". Balkenende betreibt mit seiner konservativen Regierung eine der europaweit strengsten Immigrationsregelungen, um "potenzielle EinwanderInnen abzuschrecken". In den letzten Jahren wurden 10tausende Menschen mit Charterflugzeugen deportiert. Die Regierung meint damit auf den in den Niederlanden wachsenden Rassismus zu reagieren.
Proteste
Antirassistische Gruppen reagierten auf die institutionalisierten Rassismen, wie sie Abschiebegefängnisse verkörpern. So gab es u.a. am Abend des 27. Oktober 2005 Proteste in :: Schipol und :: Arnhem. Und am Sonntag, 30. Oktober 2005, eine Mahnwache vor dem Gefängnis in Schipol: :: "Wakegroep grensgevangenis Amsterdam - detentiecentrum Schiphol".
Ein weiterer Protest wurde für :: 3. November 2005 in Utrecht angekündigt.
Dieser Text basiert u.a. auf einem Beitrag aus "Der Standard" vom 28.10.2005. Er wurde redaktionell bearbeitet und ergänzt.