Aktiv sein am Internationalen Frauenkampftag!
Gehör verschaffen!
Was fallen soll, muss gestürzt werden! Was aufhören soll, muss gestoppt werden!
Aufruftext zur Demo zum internationalen Frauentag in Wien am 8. März 2006
Auf die Straße gehen!
Lärminstrumente mitbringen!
Treffpunkt: U6, Josefstädterstraße
Was und Wann: 17 Uhr Auftaktkundgebung, Abmarsch ca. 18 Uhr
Kinderbetreuung während der Demo: ab 16:30 im :: Kindercafe Lolligo, Fischerstiege 4-8/2/3, 1010 Wien
"Am 8. März gehen wir gemeinsam auf die Straße, mit unserer Wut, Entschlossenheit und Solidarität - für unseren Kampf um Frauenachtung, Frauenrechte und Gerechtigkeit für alle, gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Kriegstreiber.
Wir demonstrieren mit unseren Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten als Frauen, mit unserem Begehren, unserer Zärtlichkeit und Wildheit für eine gerechte und solidarische Welt.
Der 8. März als internationaler Kampftag ist auch ein Ausdruck unserer internationalistischen Solidarität mit unseren Schwestern überall auf der Welt, die sich gegen Ausbeutung und Unterdrückung wehren und für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. Wir grüssen alle Frauen, die in vielen Städten und Dörfern dieser Welt am 8.März in den Straßen demonstrieren, sich Gehör verschaffen und gemeinsam kämpfen."
Solidarisch kämpfen!
Frauen gemeinsam gegen Sexismus und Patriarchat
Das Patriarchat, in seinen unterschiedlichen Formen, schafft hierarchische und ausbeuterische Beziehungen von Männern gegen Frauen. Frauenverachtung, Benachteiligung von Frauen im Alltag und bei der Arbeit, und sexistische Männergewalt gegen Frauen und Mädchen erleben wir alltäglic- - weltweit.
In dieser sexistischen Gesellschaft werden Frauen nicht als eigenständige, denkende, handelnde Menschen wahrgenommen, sondern mit sexistischen Vorurteilen und Normen, wie Frau zu sein hat, beurteilt. Wir leben jedoch die Vielfältigkeit und Lebendigkeit von Frauen.
Wir pfeifen auf den sexistischen Blick der Männer, der Frauen als sexuelle Objekte betrachtet, oder unsere Sichtbarkeit als "unmoralisch" oder "verführerisch" ansieht. Wir widersetzten uns jeglichen religiösen Erklärungen für die Unterordnung der Frau unter den Mann. Wir widersprechen den "wissenschaftlichen" Erklärungen von der "Minderwertigkeit", "Hilfsbedürftigkeit" oder "Andersartigkeit" der Frauen. Wir stellen die herrschende Medizin in Frage, die Frauen als verrückt und Frauenkörper als krank beurteilt.
Wir bekämpfen die sexistische Vermarktung von Frauen in der Werbung, in den Medien und in der Pornoindustrie.
Und wir kleiden uns, so wie es uns gefällt - leicht bekleidet oder verhüllt, mit und ohne Kopftuch, in Hosen, Röcken, Kleidern oder Tüchern.
Die Frauenbewegungen der Welt haben die sexistische Männergewalt gegen Frauen und Mädchen, gegen Lesben, gegen Frauen mit Behinderungen, gegen Arbeiterinnen, gegen Migrantinnen öffentlich. und ihre Lebensbedingungen sichtbarer gemacht. Aber die sexistische Gewalt existiert weiterhin mit aller Härte und verschärft sich. - wie u.a. frauenverachtende Bilder, sexistische Belästigungen, körperliche Misshandlungen, Vergewaltigungen, sexuelle Ausbeutung, Einschränkung der Bewegungsfreiheit und Ausgehverbote, Absprechen der eigenständigen Existenz, weniger Lebensmittel, geringerer Zugang zu Bildung, schlechtere Bezahlung und sexistische Arbeitsteilung, Abtreibungsverbot oder Zwangsabtreibung, Zwangssterilisierung, Zwangsverheiratung, Zwangsprostitution, Frauenhandel und Frauenmorde.
Gewalt und Diskriminierung sind nach einer neuen Studie des DCAF die Haupttodesursachen für Frauen weltweit. Für Frauen zwischen 15 - 44 ist die Gefahr, durch männliche Gewalt getötet oder verletzt zu werden, höher, als das Risiko an Krebs, Malaria, Autounfällen und Kriegen zu sterben zusammen. Es wird geschätzt dass weltweit jährlich 2–3 Millionen Frauen wegen ihres Geschlechtes getötet werden! Aus vielfältigen Gründen, aber aufgrund der Tatsache, weil vielen Menschen das Leben und die Würde einer Frau weniger wert sind als die eines Mannes; Und weil Männer die Unterordnung der Frau durchsetzen wollen.
Als Feministinnen stehen wir auf - als Betroffene und Handelnde – als Frauen in der Welt frei zu sein und Mensch zu sein. Wir nehmen uns das Recht mit allen Mitteln und Möglichkeiten gegen jede Form der sexistischen Gewalt und Ausbeutung zu kämpfen – im Alltag und im Staat. Denn für unser Selbstverständnis frei zu sein müssen wir das Patriarchat stürzen und Sexismus beenden.
Radikaler Feminismus ist eine Politik von LesbenFrauen, die an die patriarchalen Wurzeln geht, Solidarität lebt, aber auch um die Mit-/Täterinnenschaft von Frauen Bescheid weiß und sie nicht verdrängt. Lesbischer radikaler Feminismus sieht die Unterschiede zwischen Frauen und die Spaltung von Frauen im Heterosexismus und setzt dem die Leidenschaft für und die Anerkennung von Frauen und ein gemeinsames politisches Handeln mit Frauen entgegen.
Von Männern fordern wir, dass sie ihr patriarchales Selbstverständnis in Frage stellen und gegen sexistische Gewalt ihrer "Geschlechtskollegen" aufstehen und eingreifen.
Frauen gemeinsam gegen Rassismus
Wir wissen, dass Kapitalismus, Imperialismus und Patriarchat weltweit Elend, Hunger, unerträgliche Lebensumstände und Kriege produziert und viele Frauen zwingt zu flüchten, z.B in Richtung Europa. Die EU ist Teil des imperialistischen, patriarchalen Weltsystems. Ausbeutung, und Unterdrückung existieren auch hier.
Auf Asylsuchende warten menschenverachtende Gesetze, die beispielsweise in Österreich zu Beginn dieses Jahres noch weiter verschärft wurden, Rassismus wird auch dadurch geschürt, Rassismus ist den Herrschenden genehm – er dient der Spaltung und legitimiert Verfolgung und Ausschluss von Menschen.
Das Asylrecht wird seit Mitte der 1980er-Jahren ausgehöhlt und verschwindet immer mehr. Die neuerliche Novelle, die mit 1.Jänner 06 in Kraft trat macht klar: Schon allein dein Ansuchen um Asyl macht dich zum Kriminellen. Traumatisierung ist kein Asylgrund mehr, Vergewaltigung wurde noch nie als solcher anerkannt. Während der Zeit, wo geprüft wird, ob dein Asylantrag überhaupt bearbeitet wird (dem sogenannten Zulassungsverfahren), darfst du den Bezirk nicht verlassen, wo du untergebracht bist. Höchstwahrscheinlich bist du in ein Lager gepfercht. Es kann auch sein, dass du in Schubhaft gesperrt wirst, obwohl dein Verfahren noch gar nicht abgeschlossen ist, einfach weil du da bist. Die mögliche Schubhaft wurde auf 10 Monate verlängert. Du kannst abgeschoben werden, auch wenn über deinen Asylantrag noch gar nicht entschieden ist. Das Rechtmittel der Berufung sollst du dann aus einem angeblich sicheren Drittland oder dem Herkunftsland stellen. Zynischer ist schwer denkbar.
Wahrscheinlich hast du während der Zeit in Österreich wenige Möglichkeiten gehabt dir deine Rechte erklären zu lassen; denn du wirst verschoben - von einer Stelle zur anderen. Rechtsberatung gibt es de facto keine mehr, du erfährst nur mehr von Rückkehrberatung.. Noch dazu, wo dir die vielen Papiere nur auf Deutsch, ohne Übersetzung, vorgelegt werden.
Wenn du gegen die Schubhaft und Abschiebung mit Hungerstreik, einem dir wenigen möglichen Mittel, kämpfst, wollen sie dich mit brachialer Gewalt Zwangsernähren.
Auch wer dir hilft an dein Recht auf Asyl zu kommen, läuft Gefahr, kriminalisiert zu werden. Das heißt dann "Beihilfe zur Asylerschleichung". Wer dich unterstützt, wer dir Unterkunft gewährt, wer dir hilft zu flüchten, macht sich des Gesetzesbruches schuldig.
Und auch Lebensgemeinschaften zwischen ÖsterreicherInnen und Flüchtlingen oder MigrantInnen werden speziell registriert, überwacht und kriminalisiert.
Der Grauslichkeiten ließe sich noch mehr auflisten. Wir spucken auf die Menschenverachter, Gesetzesverfasser, Gesetzesbeschließer, Schreibtischtäter!
In Österreich wird die Mehrsprachigkeit der Menschen mit Füßen getreten und ein deutschsprachiger Chauvinismus macht sich breit. Die FPÖ wirbt mit "Deutsch statt nix verstehen". MigrantInnen werden von der Regierung gezwungen Deutschkurse zu absolvieren, ansonsten können sie abgeschoben werden. Der slowenischsprachigen Bevölkerung in Kärnten wir ihr minimales Recht auf zweisprachige Ortstafeln verweigert, obwohl es ihnen laut Verfassung seit 1955 zusteht!
Im Kampf gegen Rassismus - im Alltag und im Staat - brauchen wir die Anerkennung unserer unterschiedlichen Lebensformen und Lebensbedingungen und unsere gegenseitige Menschenachtung und Solidarität. Wir müssen rassistische Verfolgung und Abschiebungen verhindern und Fluchtwege und Asyl ermöglichen. Wir brauchen unser Auftreten gegen jede Form von "Religionskrieg". und den Kampf gegen (Neo)Kolonialismus und imperialistische Kriege.
Frauen gemeinsam gegen Kapitalismus
Die Arbeitsverhältnisse im Kapitalismus sind weltweit davon bestimmt, dass möglichst Viele für immer weniger Lohn arbeiten sollen und erkämpfte Arbeitsrechte beschnitten und abgeschafft werden. Hier und heute setzen dies UnternehmerInnen und PolitikerInnen durch, mit Druck und Konkurrenz in den Betrieben, Privatisierung von gesellschaftlichem Reichtum, Auslagerung von Betrieben und mit EU-Maßnahmen und WTO-Richtlinien zur "Liberalisierung" und "Globalisierung".
Der Kapitalismus macht alles zur Ware, die Arbeitskraft, die Menschen, die Beziehungen zwischen den Menschen, Emotionen, Träume, Körperteile, Tiere und Pflanzen. Jene, die auf der Welt nicht gebraucht werden, die nicht verbraucht werden, müssen verhungern, werden umgebracht, werden in Flüchtlingslager deportiert.
Das ist das Geschäft des Kapitalismus - für Reichtum und "Fortschritt" für Wenige. Der Kapitalismus nährt sich u.a. von Rassismus und Sexismus und schafft sie durch ökonomische Ungleichheit immer wieder neu.
MigrantInnen werden durch rassistische Sondergesetze (so genannte "Ausländergesetze"), durch Illegalisierung und Kriminalisierung einerseits von Arbeitsmöglichkeiten ausgeschlossen und damit in schlecht bezahlte oder illegalisierte Arbeit gezwungen, oder als "SaisonarbeiterInnen" und "GastarbeiterInnen" ins Land geholt, und wieder abgeschoben.
Die Arbeit von Frauen wird aufgrund des Sexismus weniger anerkannt und geringer bezahlt. Berufe, in denen Frauen arbeiten, z.B als Putzarbeiterinnen, im Pflegebereich oder im Grund-Bildungswesen, werden am niedrigsten bezahlt. Für Lohnarbeit verdienen Frauen in Österreich heute im Schnitt nach wie vor um ein Drittel weniger als Männer - das trifft sowohl sog. Niedriglohnberufe (das sind im Allgemeinen "typische Frauenberufe") als auch bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation zu.
In Zeiten von "Sparen" und "Privatisierung" werden öffentliche Dienstleistungen wieder privatisiert, die medizinische Versorgung abgebaut, Kindergärten und Kantinen zugesperrt, das Bildungswesen auf eine gesellschaftliche Elite hin zugeschnitten usw. Frauen sollen dann, zu Hause die gleiche Arbeit, diesmal "privat", noch unsichtbarer und diesmal ganz unbezahlt machen.
Die sexistische Arbeitsteilung ist eine der Grundlagen für die ökonomische Ausbeutung von Frauen im Kapitalismus. Von Frauen wird erwartet, dass sie Lohnarbeit und persönliche Hausarbeit und das Leben mit Kindern individuell "unter einen Hut bringen". Das System der Lohnarbeit im Kapitalismus funktioniert nur, wenn (Ehe)Frauen, Lebensgefährtinnen, Mütter oder Großmütter die persönliche Hausarbeit für den Mann als "Ernährer" selbstverständlich "aus Liebe" übernehmen. Oder es werden Kinderbetreuungseinrichtungen geschaffen (in denen dann Frauen arbeiten). Oder - jene Männer und Frauen, die es sich leisten können - bezahlen Hausarbeiterinnen (vor allem Migrantinnen) einen geringen Lohn ohne Anstellung.
Wir stellen als Feministinnen die Arbeitsverhältnisse und Arbeitsteilung grundsätzlich in Frage. Wir wollen nicht für die Ausbeutung und Unterdrückung funktionieren. Wir fordern "Brot und Rosen" - eine alte und noch immer wichtige Forderung und Vision der Arbeiterinnenbewegung. Statt "Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen", wollen wir einen Arbeitstag von 12 Stunden für ALLE: 4 Stunden Erwerbsarbeit, 4 Stunden Reproduktionsarbeit und 4 Stunden politische Arbeit - und Zeit für FreundInnen, Kultur und Vergnügungen.
Wir brauchen Erwerbsarbeit, um unabhängig das eigene Auskommen zu sichern. Wir brauchen Reproduktive Arbeit - Pflege und Erziehung, Hausarbeit, Lehren und Lernen -, weil sie notwendig ist und sie gehört auf alle verteilt, auf Männer und Frauen. Wir brauchen Politische Arbeit, weil noch viel zu tun ist, für zukunftsfähige und menschenwürdige Formen des Zusammenlebens.
Die Aufhebung der sexistischen Arbeitsteilung, von ökonomischer Ungleichheit und Ausbeutung verlangt die Zerschlagung des Kapitalismus und des Patriarchats.