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[ 14. Jul 2000 // letzte änderung: 29. Dec 2006 ]

N'deye Mareame Sarr

N'deye Mareame Sarr

N'deye Mareame Sarr wurde am 14. Juli 2000 im Haus ihres Ex-Mannes in Aschaffenburg (Bayern/Süd Deutschland) von einem Polizisten erschossen.

 

Gemeinsame Presseerklärung der African Refugees Association-ARA, der Black Students Organisation-BSO, SOS Struggles Of Students und ADEFRA e.V. - Schwarze Frauen in Deutschland zur Ermordung unserer Schwester N'Deye Mareame Sarr durch die deutsche Polizei am Samstag, den 14. Juli 2001 in Aschaffenburg



Wir fordern Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung

Am 14. Juli 2001 tötete ein deutscher Polizist in Aschaffenburg unsere Schwester N'Deye Mareame Sarr. Die Motivation für dieses Verbrechen scheint eine deutlich rassistische gewesen zu sein. Tatsächlich können wir nicht verstehen, wie ein Polizist, der dazu ausgebildet ist, jegliche Situation mit Ruhe und Gelassenheit zu bewältigen, seine Waffe gegen eine Mutter einsetzten musste, die nichts anderes wollte, als zu leben und die Zukunft ihrer Kinder zu sichern. Wir sind verwundert, dass die Polizeidirektion in Aschaffenburg von "Nothilfe" spricht, wo doch die Polizisten zu zweit waren. Wir können nicht glauben, dass die beiden keinen anderen Weg sahen, Schwester Mareame zu überwältigen, als auf sie zu schießen. Dieses Verbrechen ist um so unverständlicher und unakzeptabler, als der Polizist auf viele andere Körperstellen hätte schießen können, um Mareame "unschädlich" zu machen, ohne sie auf so unnötige, kaltblütige und feige Weise zu töten.

Für uns steht fest, dass Mareame getötet wurde, weil sie Schwarz ist und weil Schwarzsein für viele Menschen in diesem Land, besonders für Beamten und Polizisten, ein unverzeihliches Verbrechen ist. Deshalb handelt es sich hierbei um den klaren Fall eines groben rassistischen Verbrechens, das als solches gnadenlos verurteilt und um so strenger geahndet werden muss, als der Täter ein Polizeibeamter ist.

Wir verurteilen ebenso die Verschwörung des Schweigens um den Mord unserer Schwester Mareame, die von den deutschen Medien und PolitikerInnen betrieben wird. Wann immer einE schwarzeR Mensch hier etwas falsch macht, findet diese Information in ganz Deutschland Resonanz, und die Medien und PolitikerInnen trommeln und singen es in die Welt hinaus, um Schwarze und besonders AfrikanerInnen zu kriminalisieren und das "gute deutsche Volk" gegen uns aufzubringen. Doch wenn wir die Opfer von Brutalität und Gewalt durch deutsche BürgerInnen, Beamten und Polizei sind, bewahren alle Stillschweigen. Wenn wir in den deutschen Abschiebegefängnissen sterben oder bei der Abschiebung von der Polizei getötet werden, stellen sich plötzlich alle blind und taub. Wir verurteilen diese Haltung vehement, da sie eine Komplizenschaft mit den Tätern rassistischer Verbrechen offenbart und diese ermutigt, mit ihrem schmutzigen Geschäft fortzufahren.

Doch all dies wird uns weder einschüchtern noch entmutigen, also:

1. fordern wir, dass der Polizeibeamte, der unsere Schwester Mareame getötet hat, und sein Komplize sofort aus dem Dienst entlassen werden und vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden;

2. halten wir die Polizei, die Stadtverwaltung Aschaffenburg sowie das Innenministerium des Freistaates Bayern politisch verantwortlich für das rassistische Verbrechen, dass durch einen ihrer Beamten begangen wurde;

3. fordern wir den deutschen Staat und die Polizei dazu auf, sich bei den Familienmitgliedern von N'Deye Mareame offiziell zu entschuldigen und ihnen für den Verlust, den entstandenen Schaden und die Traumatisierung der Verwandten eine Entschädigung auszuzahlen. Dies betreffend müssen die Kosten der Überführung des Leichnams in den Senegal und alle Kosten für die Trauerfeierlichkeiten im Senegal und in Deutschland von der Bundesrepublik Deutschland getragen werden;

4. außerdem fordern wir eine umfassende und radikale Aufarbeitung und vollständige Beendigung von rassistischem Gedankengut und Verhaltensweisen, die in der deutschen Gesellschaft, bei der Polizei, in der Verwaltung und in anderen staatlichen Strukturen vorherrschen. Denn das ist der einzige Weg, allen hier lebenden Menschen, egal welcher Herkunft und Hautfarbe, in menschlicher Würde, in Achtung ihrer Freiheit, mit den gleichen Rechten und Pflichten und ohne die Gefahr, Opfer von rassistischer Diskriminierung und Gewalt zu werden, ein gleichberechtigtes Leben in Deutschland zu ermöglichen.

Schließlich möchten wir der Familie Mareames unser Mitgefühl ausdrücken und ihr versichern, dass wir sie in dieser schmerzlichen Situation vollkommen unterstützen. Gemeinsam werden wir dafür kämpfen, dass die Wahrheit bekannt gemacht, Gerechtigkeit erreicht und Entschädigung gezahlt wird.

Dieser Kampf wird so lange weitergehen, bis die rassistische Politik, die in Deutschland gegen AusländerInnen und besonders gegen Schwarze betrieben wird und diese Art von Verbrechen begünstigt, abgeschafft wird.

Der Kampf geht weiter. Komme, was wolle, wir werden siegen.