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[ 02. Mar 2007 ]

Ungdomshuset in Kopenhagen geräumt

Hubschraubereinsatz

Am 01. März um 7 Uhr begann die dänische Polizei das Ungdomshuset in Kopenhagen zu räumen. Es gab viele Verletzte, einige unter ihnen auch schwer. Die Polizei spricht von 160 Festnahmen. Europaweit gab es Solidaritätskundgebungen, so auch in Göttingen, Marburg, Wien, Potsdam, Leipzig, Olso, Stockholm und Göteborg.

 

Die Räumung begann um 7 Uhr morgens. Die Polizei rückte mit schweren Räumfahrzeugen und Kränen an. Unterstützt wurde sie durch dänische Anti-Terror-Einheiten, die sich mit zwei Hubschraubern Zugang über das Dach verschafften. Zeitgleich hob ein Kran einen Container, in dem sich Einsatzkräfte befanden, an die Hauswand und diese stiegen durch Fenster und/oder Wände in das Ungdomshuset ein. Noch eine Stunde später war lautes Gebrüll und Lärm im Haus zu vernehmen, was darauf schliessen lässt, dass es einige Zeit gedauert hat bis das Haus durch die Polizei unter Kontrolle gebracht wurde.

Nach bekannt werden der Räumung versammelten sich Unterstützer in ganz Kopenhagen um Barrikaden zu errichten und sich mit den Ungdomshuset solidarisch zu zeigen. Die Polizei geht äusserst agressiv vor. Fussgänger, Radfahrer und Autos, die der Polizei verdächtig vorkommen werden durchsucht. Unterstützer die aus anderen Städten anreisen, werden in Zügen sowie in ihren Autos durchsucht und evtl. auch zurückgeschickt. Im Augenblick scheint in Kopenhagen an allen Ecken und Enden etwas zu passieren. Mit dem Auto in die Stadt zu kommen ist auf Grund vieler Barrikaden fast unmöglich. Für 14.00 war eine Reclaim The Streets angesetzt. Unterstützer haben ein Zelt aufgebaut aus dem heraus sie Tee und Essen verkaufen.

Ein Augenzeuge (ein Reporter von DR - dänischer Fernsehsender) berichtet von einem Schwerletzten. Zitat: "Aktivisten hatten etwa 20 Meter vom McDonalds entfernt Barrikaden auf der Strasse aufgebaut. Um etwa 9.25 Uhr ist die Polizei mit drei oder vier gepanzerten Kleinbussen durch die Strasse gefahren um die Barrikaden auf die Seite zu schieben und die Strasse frei zu machen. Einer der Kleinbusse traf einen Demonstranten, der mit seinen Beinen unter dem Fahrzeug liegen blieb. Danach wurde er verhaftet - niemand weiss was mit ihm dann passiert ist. Trotzdem konnte die Polizei die Strasse nicht räumen. Nur kurze Zeit später waren die Barrikaden wieder aufgebaut und Kontainer und Müll wurden angezündet."

Der dänische Fernsehsender TV2 macht Nahaufnahmen von den Gesichtern der Demonstranten. Die Polizei hat schon nach den Krawallen am 16. Dezember die Videoaufnahmen der Medien benutzt um Leute zu identifizieren.

Grenzkontrollen


Die Polizei in Kopenhagen hat ihren Kollegen an der Grenze zu Deutschland mitgeteilt dass sie die Kontrollen an den Grenzen erweitern sollen. Wenn ein konkreter Verdacht besteht, dass welche auf dem Weg nach Kopenhagen sind, werden sie wieder zurück geschickt. Das sagte die Chefin der Kopenhagener Polizei Hanne Bech Hansen.

Es wird auch davon berichtet das autonom aussehende Personen in den Zügen kontrolliert werden, und auch Autos werden in Dänemarkkontrolliert. An der Grenze auf der Autobahn bei Flensburg ist nur eine Spur geöffnet, damit die Polizei alle Autos und Lastwagen kontrollieren kann.

Die Justizministerin Lene Espersen hat jedoch keine Anfrage der Polizei für verschärfte Kontrollen erhalten. Sie sagte auch dass die Möglichkeit bestünde die Grenzen zu schliessen, dies ginge jedoch erst nach einer konkreten beurteilung der Situation.

Die Verantwortung für den zu erwarteten Konfrontationszyklus zwischen Repressionskräften und grösseren Teilen der alternativ orientierten Kopenhagener Jugendszene, die weit über die Verteidigung des Jugendhauses hinausreicht, tragen die Politiker im Kopenhagener Stadtparlament unter der Führung der sozialdemokratischen Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregård.

Solidemo in Wien


Gegen 17 Uhr fanden sich ca. 40-50 Personen vor der dänischen Botschaft in Wien (Fuehrichgasse) ein, um gegen die Räumung des Ungdomshuset zu protestieren. Nachdem 2x um den Häuserblock und damit die angrenzende Shopping-Meile Kärntnerstrasse gegangen wurde, zog die Demonstration weiter um kurz den Ring zu blockieren. Anschließend wurde von den AktivistInnen beschlossen bei der Gelegenheit gleich auch noch die nicht weit entfernte mexikanische Botschaft zu besuchen um ihre Solidarität mit Oaxaca kundzutun. Die Aktion dauerte indsgesamt etwa 90 Minuten.

Quelle: de.indymedia.org