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[ 08. Feb 2008 ]

Solidarität mit dem kleinen Ferkel!

Ferkel und Igel

Ein Kinderbuch, dass sich kritisch mit Religion beschäftigt, soll in Deutschland als Kinder gefährdende Schrift verboten werden. Die Giordano Bruno Stiftung und der Alibri Verlag starten deshalb eine Kampagne gegen die Indizierungspläne des deutschen Familienministeriums.

 

Im Oktober 2007 erschien das Buch "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel" von Michael Schmidt-Salomon (Autor) und Helge Nyncke (Illustrator) im Alibri Verlag. Die Handlung: Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt, es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch dann entdeckten sie ein Plakat, auf dem geschrieben stand: "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" Also machten sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen. In der Folge treffen sie Vertreter der drei monotheistische Weltreligionen. Christentum, Judentum und Islam werden vom Ferkel und seinem Freund dem Igel als Wahnsysteme entlarvt. "Und die Moral von der Geschicht: Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht", heißt es am Ende des Buches, dass sich mittlerweile einer großen Fan-Gemeinde erfreut.

Der Jugendpsychiater Prof. Dr. Peter Riedesser sagte bereits anlässlich der Präsentation des Buches, dass es bei dem kleinen Ferkel weder darum geht zu missionieren noch zu indoktrinieren: "Es klärt auf, auf unkonventionelle Weise vielleicht, aber Aufklärung ist nicht gleich Indoktrination! Im Gegenteil! Das Buch kann dazu beitragen, dass die Kinder lernen, nicht jede Aussage - stamme sie von einem Religions-Lehrer oder aus einem Buch - für wahr zu halten. Problematisch wäre es, wenn in dem Buch behauptet würde, Atheisten seien die besseren Menschen. Aber das ist nicht der Fall! Die Grundaussage des Buchs ist doch: Wir Menschen sind alle gleich, Gläubige wie Ungläubige - auch wenn ein paar 'Leute in lustigen Gewändern' das nicht wahrhaben wollen!"

Religionskritik auf dem Index


Nun will das deutsche Familienministerium das Buch de facto verbieten lassen. Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift. Nach Angaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird die mündliche Verhandlung Anfang März stattfinden.

Im Antragstext des Bundesministeriums an die Bundesprüfstelle wird den Machern des Bilderbuches vorgeworfen, "Rassenhass an(zu)reizen", da das Buch "sich dazu eigne, eine gesteigerte, über eine bloße Ablehnung bzw Verachtung hinausgehende feindselige Haltung gegen eine durch ihre Nationalität, Religion oder ihr Volkstum bestimmte Gruppe zu erzeugen". Beweis dafür sei u.a. die Darstellung eines Rabbis "als wütender Mann mit entgleisten Gesichtszügen und den stereotypen Merkmalen eines streng orthodoxen Juden". Dieser werde "durch die bildliche Darstellung ... verächtlich gemacht", die jüdische Religion gar "als besonders Angst einflößend grausam dargestellt" und damit "scheinen die Verfasser ... zu suggerieren, dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionen vernichten will". Damit sei das Buch geeignet, "Kinder und Jugendliche sozial zu desorientieren".

Dem Vorwurf des Antisemitismus tritt unter anderem Stephan J. Kramer, der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland entgegen, obwohl er dem Buch durchaus ablehnend gegenübersteht. In einer Aussendung heißt es: "Der Meinung, das Buch sei antisemitisch, kann man so nicht folgen, da es gleichermaßen alle drei großen monotheistischen Religionen verleumdet. Es ist einfach Antireligion, Anti-G'ttes-Glaube und alles, was sich daraus ergibt". (vgl. :: Presseerklärung, 06.02.08)

Kampagne gegen die Indizierung


Die Giordano Bruno Stiftung und der Alibri Verlag haben nun eine Kampagne gegen die Indizierungspläne des deutschen Familienministeriums gestartet. Bereits 3784 Personen unterstützen eine Petition gegen die Indizierung des Kinderbuchs "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel", die :: hier unterzeichnet werden kann.

Auf der Website www.ferkelbuch.de werden alle Informationen zur beantragten Indizierung des Buches gesammelt. Sie informiert über das Buch, die Autoren, den Verlag und über die Fakten zum Fall.