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[ 19. Feb 2008 ]

Anarchistisches Sommercamp 2008

Wir dokumentieren den Aufruf zum internationalen anarchistischen Sommercamp 2008, das auch diesen Sommer eine Woche lang in Österreich stattfinden wird.

 

Widerstand, das heißt für uns Lebendigkeit - in diesem Sinne wollen wir beim dritten anarchistischen Sommercamp in Österreich eine Woche lang gemeinsam leben, lieben, lachen, diskutieren, Pläne aushecken, tanzen, Ideen sammeln, baden, kuscheln oder machen, worauf wir gerade Lust haben.

Dabei ist das A-Camp kein "Urlaub" im üblichen Sinn, weil dieser Begriff schon die Trennung von Arbeit und Freizeit beinhaltet. Dagegen wollen wir für die Zeit des Camps unser Leben gemeinsam ohne Zwänge gestalten, uns kennenlernen und die anarchistische Theorie mit einer solidarischen Praxis auffüllen: bei den Dingen des alltäglichen Lebens ebenso, wie bei Diskussionen oder Workshops.

Uns ist bewusst, dass es sich dabei nur um "relative Herrschaftsfreiheit" handeln kann - denn erstens tragen wir alle Herrschaftsmechanismen in unseren Köpfen und Körpern mit uns herum und zweitens ist das anarchistische Camp eine räumlich und zeitlich begrenzte Insel in einer von Herrschaft bestimmten Gesellschaft.

Aber vielleicht gelingt es uns für die Zeit des Camps einen Freiraum jenseits dieser gesellschaftlichen Normalität mit all ihren alltäglichen Widerwärtigkeiten zu schaffen, wo wir spüren, wofür wir eigentlich kämpfen und wo wir hin wollen.

Grundvoraussetzung dafür ist, dass Diskriminierungen und Unterdrückungsmechanismen jeder Art auf dem Camp nicht geduldet werden und sich dafür auch jede/r verantwortlich fühlt. Das heißt: aufmerksam sein, selbst eingreifen und thematisieren, wenn solche Verhaltensweisen wahrgenommen werden - bei anderen oder bei sich selbst. Herrschaftsfreiheit und Solidarität wirklich erlebt gibt Liebe & Kraft für unser alltägliches Engagement.

Du brauchst weder Szenemensch zu sein noch dich mit irgendwelchen Theorien auszukennen, um am A-Camp teilzunehmen. Jede/r ist eingeladen, die/der sich mit emanzipatorischen und antiautoritären Ideen identifizieren kann.

Was es gibt und was es kann


Das Gelände erstreckt sich über mehrere Wiesen, es gibt Bäume, Büsche, einen kleinen Bach und Feuerplätze. Neben genügend Platz zum Zelten bietet das Camp die unterschiedlichste Infrastruktur. Es stehen trockene Räume, eine Küche und bei Bedarf eine begrenzte Zahl an Betten zur Verfügung. Für ausreichende sanitäre Einrichtungen ist ebenfalls gesorgt und in der näheren Umgebung gibt es die Möglichkeit zu baden. Darüber hinaus organisieren wir Computer mit Internetanbindung (z.B. für eine Campzeitung / Workshops).

Gemeinsam wird so gekocht, dass alle etwas essen können (VeganerInnen, Rücksicht auf Allergien oder stillende Mütter). Wenn wir die anfallenden Alltagsarbeiten (einkaufen, kochen, putzen, aufräumen, ...) gemeinsam bewältigen und in Kooperation auf alle CampteilnehmerInnen aufteilen, muss jede / jeder einzelne nur wenig Zeit dafür aufbringen. – Bleibt jedoch alles an einzelnen Menschen hängen, so hat das wenig mit Vorstellungen eines herrschaftsfreien und solidarischen Umgangs miteinander zu tun.

Was während des Camps inhaltlich passiert, hängt davon ab, was die Leute, die hinkommen, dort machen wollen oder was sich vor Ort spontan entwickelt. Erwartet kein “fertiges Programm” an Vorträgen oder Workshops, vielmehr geht es darum, sich einzubringen, Workshops und Diskussionen anzuregen, auch schon vor und nach dem Camp. Die A-Camps der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich so vor Ort vielfältigste Programmpunkte entwickeln können. Beim Camp 2007 etwa fanden z.B. Workshops zu Sex/Gender/Queer, Flucht und Migration, Anarchosyndikalismus, Rechtshilfe und Hausbesetzungen statt, es gab ein Clownsarmy-Training, Beeren wurden gesammelt, es wurde gemeinsam getrommelt, etc.

Die Bandbreite der Themen und Möglichkeiten soll sich nicht nur auf den "klassischen Anarchismus" beschränken. Gemeinsam wollen wir aus einem herrschaftskritischen Blickwinkel unterschiedlichste Themenbereiche diskutieren: Von (anarchistischen) Utopien und Theorien über Geschlechterverhältnisse oder die Kritik an der "romantischen Zweierbeziehung" bis hin zu Aktionsformen und praktischen Erfahrungen der politischen Arbeit und alternativen Formen des Zusammenlebens. Das Camp bietet Raum für eine vielschichtige Gestaltung - gefüllt mit Theorie und Praxis, mit Workshops, Spielen, Musik, Vorträgen und Diskussionen, Kochen, Filmen, Tanz usw.

Was die Vorbereitungsgruppe tut


Die Vorbereitungsgruppe hat den Platz organisiert, sorgt für die weiträumige Ankündigung und stellt die benötigte Infrastruktur bereit - aber ohne Leute, die selbstorganisiert das Camp auf- und abbauen, ohne Camp- und Küchenorganisation, ohne Leute die Essen besorgen, kochen, aufräumen, die gemeinsame Betreuung von Kindern organisieren usw. geht vor Ort gar nichts. Wir als Vorbereitungsgruppe versuchen, unser Wissen mit euch zu teilen, damit gemeinsam gefundene, nicht-hierarchische Organisationsstrukturen entstehen können.

Einige Punkte haben wir allerdings nach intensiven Diskussionen (zum Teil auch auf Grund der Erfahrungen aus anderen Camps und des letzten Jahres) schon im Vorfeld entschieden und wollen diese Punkte auf dem Camp nicht grundlegend neu diskutieren. Uns ist klar, dass gerade mit der Einschränkung bzgl. der Hunde nicht alle gleichermaßen glücklich sein werden!

* Lasst eure Hunde zu Hause! Eine größere Anzahl von Hunden auf dem Campgelände ist einerseits sehr mühsam, andererseits wollen wir auch Menschen mit Kindern die Teilnahme erleichtern. Wir haben uns aus diesen Gründen und wegen der Erfahrungen auf verschiedensten Camps bewußt dafür entschieden, dass dies ein hundefreies Camp werden soll. - Auf der Homepage findet ihr Infos, wo ihr eure Hunde evtl. unterbringen könnt.

* Es wird ein eigenes Zelt ausschließlich für Frauen und Transgender zur Verfügung stehen - als Treffpunkt und Freiraum, oder wie auch immer es genutzt wird.

* Wir möchten Eltern Lust darauf machen, mit ihren Kindern zu kommen. Auf dem Gelände gibt es viel Platz und Möglichkeiten sich auszutoben, und es wird auch ein Kinderzelt aufgestellt. Bringt Ideen und Spielzeug mit! Dabei ist es nicht nur Aufgabe der Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern - wir sollten alle versuchen, auf Kinder und ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

* Für WagenbewohnerInnen:

Auf dem A-Camp-Gelände dürfen keine Autos geparkt werden, dafür gibt es in der nahen Umgebung Abstellplätze. Bau- oder Wohnwägen, die als Wohnraum genutzt werden, können in begrenzter Anzahl auf einer kleinen Wiese des Geländes abgestellt werden. Um Schäden an der Wiese zu vermeiden und auf Grund des stark eingeschränkten Platzes sollen die dort abgestellten Wohnwägen aber für die Dauer deines Camp-Aufenthalts stehen bleiben und nicht mehr für Fahrtzwecke verwendet werden - Einkäufe im Supermarkt usw. lassen sich gemeinsam auch anders organisieren. Ist dieser Platz voll, können auch Bau- oder Wohnwägen nur in der nahen Umgebung abgestellt werden.

Was es werden kann


Das anarchistische Camp 2008 in Österreich hat zum Ziel, Menschen aus unterschiedlichen Ländern/Gegenden und mit verschiedensten Erfahrungen zusammenzubringen, um anarchistische Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen. Herrschaftslose Gesellschaftsalternativen können nicht aus Büchern in die Wirklichkeit übertragen werden – sie müssen im “richtigen Leben” entwickelt, erprobt oder auch verändert werden. Das praktische Zusammenleben und “miteinander handeln” beim Camp kann uns Erfahrungen mit Selbstorganisation bieten, die auch für unseren (sozialen und politischen) Alltag nützlich sind. Auf der anderen Seite fördert die gemeinsame Auseinandersetzung mit anarchistischen Theorien und herrschaftskritischen Ideen wiederum die Möglichkeit, das eigene Handeln zu hinterfragen oder neue (Denk-)Ansätze zu entdecken.

Gemeinsam ein Camp zu gestalten bedeutet nicht, kritiklos im "Gemeinschaftsgefühl der Szene" aufzugehen (schließlich sind ja wir die Guten!). Es ist wichtig, Widersprüche aufzuzeigen und Kritik einzubringen, damit wir voneinander lernen und unser Verhalten hinterfragen können. Und es ist in Ordnung, sich zu streiten! Dabei sollte der Umgang untereinander bei einem anarchistischen Camp jedoch von Solidarität und Respekt geprägt sein, was die Akzeptanz unterschiedlicher Ansätze und Herangehensweisen mit einschließt.

Mit Liebe & Kraft
die Vorbereitungsgruppe für das A-Camp 2008 in Österreich



Wann - Wo - Wie


Anmeldung: Es wäre toll, wenn du dich unter info (at) a-camps.net (wenn möglich auf deutsch oder englisch) anmeldest. Wenn du einen Workshop (oder was auch immer) beim Camp machen willst, kannst du uns deine Pläne, Skizzen, Wünsche, Ideen schicken oder sie selbst ins Wiki auf die Homepage stellen, damit andere schon vorher davon wissen – Du kannst aber natürlich auch spontan am Camp etwas organisieren.

Wo es stattfindet


Das A-Camp 2008 findet im nördlichen Niederösterreich statt. Einen Monat vor Beginn des Camps (also Mitte Juni) gibt es auf der Internetseite www.a-camps.net/AST einen genauen Anfahrtsplan und Informationen über die (sehr spärlichen) lokalen Verkehrsverbindungen. Autos können nicht am Gelände geparkt werden, dafür gibt es in der nahen Umgebung Abstellmöglichkeiten.

Was es kostet


Es gibt keinen Fixbetrag, den du für die Teilnahme am Camp bezahlen musst. Mit ca. 8.- Euro pro Person und Tag ist es aber möglich, die Kosten für den Platz, die komplette Infrastruktur und den Lebensmitteleinkauf zu decken. Wenn du soviel Geld nicht bezahlen kannst, ist das natürlich kein Hindernis. Wenn du solidarisch mehr zahlen kannst, dann tu das bitte.

Nimm neben Zelt, Schlafsack, Wolldecken usw. bitte das Essgeschirr selbst mit, das du benötigst (am Gelände ist keins vorhanden). Auch bei warmen Tagestemperaturen kann es in der Nacht sehr kalt werden – warme Kleidung und Regenschutz sind unbedingt angebracht! Auch ein Rad ist praktisch, wenn du z. B. zum Badesee oder in den Ort fahren willst.