Sonntag, 5. April 2009, Treffpunkt 12.30 Uhr beim Fluc/Praterstern, 1020 Wien.
Forschungsreise per Fahrrad in den 22. Bezirk, "Stadtentwicklungsgebiet" Flugfeld Aspern Seestadt - mit Baustellenparty.
2008 wurde das Stadtentwicklungsgebiet Flugfeld Aspern "gebrandet" und heißt nun "Die Seestadt". Ein neuer "lebenswerter, attraktiver, multifunktionaler, moderner, innovativer Stadtteil mit überregionaler Bedeutung" soll dort in den nächsten Jahren entstehen. Die Linie U2 soll bis dorthin verlängert, ein innovatives Konzept für die Stadterweiterung Wiens umgesetzt werden.
Viel ist vom neuen Stadtteil bis jetzt nicht zu sehen. Ein Infopoint in Form eines Containers wurde 2008 aufgestellt und soll die BürgerInnen über die geplanten Baumaßnahmen informieren. Ansonsten: eine weite, freie Fläche, auf der noch die Reste des früheren Flughafen Aspern zu erkennen sind. Aber doch ein interessanter Ort, wenn man bedenkt, welche verkehrstechnischen und umweltpolitischen Folgen dieses Projekt haben wird.
Zur Geschichte von Aspern:
In Aspern wurde nach österreichischer Geschichtsschreibung dem Heer Napoleons im Mai 1809 die erste Niederlage zugefügt, in französischer Geschichtsschreibung wird dieser vermeintliche österreichische Sieg jedoch negiert. ZeugInnen dieser Schlacht sind heute noch der "Löwe von Aspern", ein Steinmonument am Asperner "Siegesplatz", unweit des Asperner "Heldenplatzes".
Der Flughafen Aspern wurde 1912 eröffnet und war zu dieser Zeit der grösste und modernste Europas. Im II. Weltkrieg war das Flugfeld Aspern Luftwaffenstützpunkt für die Nazi-Flieger. 1945 wurde der Flugplatz von der Roten Armee besetzt und die sowjetische Kommandatur in Aspern eingerichtet. In den 60er und 70er Jahren wurde das Flugfeld auch als Autorennplatz benutzt. 1977 wurde der Flughafen Aspern aufgelassen, da Schwechat wichtiger wurde. Seit 1982 befindet sich dort das Werk von General Motors Austria.
Im Südosten des ehemaligen Flugfeldes befindet sich der sogenannte Holocaust-Gedächtniswald. 1987 wurde zum Gedenken an die während der Nazi-Diktatur ermordeten jüdischen Wienerinnen und Wiener für jedes Opfer ein Baum gepflanzt.
In Aspern befand sich von September 1944 bis April 1945 ein Zwangsarbeitslager für ungarische Juden. Es ist jedoch bis heute nicht klar, wo genau sich dieses Lager befand.
Stadterforschungen in Wien und darüber hinaus sollen zur Selbstaneignung von (Stadt-)Geschichte dienen, zur Entwicklung eines kritischen Blicks auf Stadt(-entwicklungen, -planungen) beitragen. Aus verschiedenen Gründen interessante Orte gibt es ja genug. Also: bei Interesse kommen, und wenn wer was über die jeweiligen Orte weiß einfach erzählen.
Kontakt: stadterforschung (at) gmx.at