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[ 04. Nov 2009 ]

Aufruf zum Antikapitalistischen Block am 5.11.

Im folgenden findet sich der Aufruf der AG "Antikapitalistischer Block" zum bildungsweiten Aktionstag am Donnerstag dem 5.11. Treffpunkt 15:30 - Grillparzerstraße / Ecke Ring.

 

Aufruf zum Antikapitalistischen Block



Am 6. November werden sich wieder tausende von Studierenden auf Österreichs Straßen tummeln, um gegen die Verschlechterung der Studienbedingungen zu demonstrieren. Von zentraler Bedeutung für dieses Vorhaben erscheint dabei die "Verteidigung der Bildung" gegen diejenigen, die es tatsKaächlich wagen, eben diese zu entdemokratisieren, zu Grabe zu tragen, zur Ware zu machen, zu ökonomisieren oder sonstige Schweinereien damit anzustellen. In den studentischen Kampf wird damit jedoch ein imaginiertes Modell von Bildung geschickt, welches sich, offenbar bis zum aktuellen Fehlgriff einiger Politiker_innen, frei von "der Ökonomie" und kapitalistischer Verwertungsnotwendigkeit zu bewegen schien, quasi als etwas was bisher noch vor all den Übeln unserer Gesellschaft in Anbetracht seines höheren immateriellen Wertes geschützt wurde und nun vor die Hunde geht.
Tatsächlich unterliegt diese Bildung seit jeher, nämlich seit der Existenz des Kapitalismus, desselbigen Verwertungsgedankens und dient keineswegs dem Erkenntnisgewinn ihrer "Nutzer_innen".

Dass der Staat als Organisator und Verwalter des (Aus-)bildungswesens zur Rettung der "autonomen Universitäten", der "freien Wissenschaft und Lehre", kontaktiert wird erscheint umso mehr absurd, als dieser doch auf eine möglichst effiziente Form der Verwertung des Uni-Outputs angewiesen ist. Hoch qualifizierte Arbeitskräfte sollen geschaffen werden und Österreichs Wirtschaft zu Konkurrenzfähigkeit im internationalen Vergleich verhelfen. Die Tendenz der Zurichtung des- und der Einzelnen zur Antriebskraft des österreichischen Standorts findet sich demnach auch nicht nur im Universitätsbetrieb sondern in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen wieder. Da kann "Gio" ins Bratenfett von Kentucky Fried Chicken befördert werden, die Aufhebung des kapitalistischen Sachzwangs, demnach der Staat in letzter Instanz die Unterwerfung aller gesellschaftlichen Akteur_innen unter das Kapitalverhältnis - garantiert, wird weder ein "besserer" Wissenschaftsminister, noch ein "verständnisvollerer" Staat selbst erledigen.

In der Zuspitzung der persönlichen Situation im Studium offenbart sich nicht zuletzt die Anforderungen an die Einzelne in Universität, Arbeitswelt, Gesellschaft: Für den Staat, für die Nation da zu sein. Bachelor, Master, Studiengebühren und der ganze andere Unfug sollen eine effizientere Verwertung der Individuen für den "Standort Österreich" bewirken. Der klassische "Bummelstudent" wird dabei genauso konsequent aussortiert, wie die Konkurrenz zwischen den Student_innen erhöht. Zunehmender Leistungsdruck ist die Folge und der Kampf um das Prädikat bester Verwertbarkeit jagt eine_n genauso schnell durch das Studium wie es den Überresten kritischen Potentials den Knock-Out versetzen kann.

Ist die Vermittlung kritischer Inhalte vielleicht noch einzelnen Lehrenden ein Anliegen, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich gerade die traditionell links-geltenden Geisteswissenschaften zwischen "Comparative Social Policy" und "Verwaltung und Politik" zunehmend ins politik-emphatische Geplänkel von "Good Governance" und "Verwaltungsethik" integrieren konnten und ihren Teil dazu beitragen, zukünftige Beraterstäbe und Krisenausschüsse personell zu bestücken. Die Adressierung des Unmutes an "politische Einzeltäter_innen" offenbart eben diese staatsaffirmative Haltung, der zufolge Politiker_innen, soviel Scheisse sie tatsächlich auch erzählen, freie Entscheidungen treffen könnten, jenseits des staatlichen aber parteiunabhängigen Interesses einer florierenden, konkurrenzfähigen Nationalökonomie.

Das Ideal einer freien Bildung, die der Selbstverwirklichung des Individuums dient, ist, des gesellschaftlichen Kontextes entbunden, ähnlich absurd wie das Ideal eines, den Bedürfnissen des Individuums entsprechenden sozialen und politischen Kollektivs im Rahmen von Volk und Nation.
Daher fordern wir den Staat weder dazu auf, die Belange der Menschen besser zu verwalten, noch mit uns in Dialog zu treten, gemeinsames Krisenmanagement zu betreiben oder sich seiner eigenen Logik widersetzend für die Bedürfnisse der Menschen stark zu machen. Der "Verein freier Menschen"(Marx) liegt jenseits des Tellerrandes realpolitischer Quelereien, jenseits von Kapitalismus, Nation und anderen Zwangsgemeinschaften.
Nur in diesem können die Menschen die Bedingungen ihres Lebens frei und selbstbestimmt gestalten, anstatt ihnen ohnmächtig gegenüber zu stehen.

Dem realpolitischen Herumeiern das einzig Vernünftige entgegensetzen:
Kapitalismus und Nation abschaffen!
Raus aus dem Hörsaal - rein in den antikapitalistischen Block!