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[ 30. Jan 2010 ]

Im Fokus der Maßnahmen gegen Menschenhandel müssen die Betroffenen stehen

LEFÖ Pressemitteilung, 28. Januar 2010: Internationale NGO's fordern die Vereinten Nationen auf, die Betroffenen des Frauen-/ Menschenhandels ins Zentrum lösungsorientierter Maßnahmen zu stellen.

 

Bei einem Side-Event der internationalen Konferenz von UNTOC (United Nations against Transnational Organised Crime and the protocols thereto) in dieser Woche in Wien, betonte Professor Manfred Nowak, UN Sonderberichterstatter über Folter, die Wichtigkeit einer umfassenden Fokussierung auf Menschenhandel: "Jegliche Anstrengungen, Menschenhandel zu bekämpfen, werden erfolglos bleiben, wenn die Betroffenen selbst nicht im Fokus der Interessen stehen und deren Schutz gewährleistet wird."

Professor Nowak war gemeinsam mit anderen VertreterInnen von NGOs eingeladen, bei einem Side-Event zu sprechen, das parallel zu den UN-Verhandlungen von Regierungsdelegationen zu den Protokollen zu Menschenhandel statt fand. Diese Protokolle haben zum Ziel, dem Handel mit Menschen vorzubeugen, diesen zu bekämpfen und rechtlich zu sanktionieren; dabei wird besonders auf den Handel mit Frauen und Kindern Bezug genommen.

GAATW (Global Alliance against Traffic in Women / GAATW), mit Sitz in Bangkok, ist ein Netzwerk von über 90 Organisationen, die sich weltweit im Bereich Menschenhandel engagieren. LEFÖ, GAATW-Mitglied und in Österreich seit über 10 Jahren im Bereich Frauenhandel aktiv, betonte zu diesem Anlass, die Betroffenen in den Mittelpunkt lösungsorientierter Maßnahmen zu stellen. Evelyn Probst, von der LEFÖ-Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel, stellt in diesem Zusammenhang fest: "Während internationale Rechtsvorschriften zu Menschenhandel seit über 10 Jahren diskutiert werden, kann von Seiten der Vereinten Nationen bisher nur ein begrenzter Fortschritt festgestellt werden".

Ana Revenco, Vertreterin des europäischen Netzwerks gegen Menschenhandel La Strada International, machte anlässlich dieses Events deutlich, dass durch Fokussierung auf transnationale Strategien und Gesetzgebungen der Blick auf die Betroffenen oftmals verloren geht: "International gesetzte Maßnahmen könnten effizienter und erfolgreicher sein, wenn die Bedürfnisse und Interessen der Betroffenen im Zentrum stehen würden."

Die Regierungen von Österreich, Mexiko, Kanada sowie von Norwegen gaben ihre Unterstützung zur Entwicklung einer umfassenden, menschenrechtsorientierten Überprüfung der bestehenden Gesetzgebungen im Bereich Menschenhandel bekannt. Außerdem unterstützen sie die Arbeit bestehender NGO's und fordern deren Anerkennung als gleichberechtigte PartnerInnen, da gerade sie häufig die erste Anlaufstelle betroffener Personen darstellen und eine daher eine besonders wichtige Rolle einnehmen.


Hintergrund:


LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
Der Verein LEFÖ - Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen wurde 1985 von exilierten Frauen aus Lateinamerika gegründet. Die Migration von Frauen, die in immer ausbeuterische und aussichtslosere Arbeits- und Lebenssituationen mündet, bildet die Ausgangslage der Arbeit von LEFÖ und hat die Arbeitsbereiche in den letzten Jahren bestimmt.

LEFÖ bietet:
- für Migrantinnen aus Lateinamerika: soziale und psychologische Beratung, Familienberatung
- für alle Migrantinnen: Deutsch- und ÖSD-Kurse, Autonomes Lernzentrum und individuelle Computerschulungen
- für Migrantinnen in der Sexarbeit: Beratung, Gesundheitsprävention und Streetwork im Rahmen des europäischen Netzwerkes TAMPEP
- Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel
- Vernetzungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene

LEFÖ-IBF: Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel
Die Mitarbeiterinnen von LEFÖ sind bereits seit 1998 im Bereich Frauenhandel und auf nationaler und internationaler Ebene als Expertinnen tätig. Frauenhandel ist ein transnationales Menschenrechtsdelikt und eine dramatische Form gender-spezifischer Gewalt gegen Frauen. Seit 1998 arbeitet LEFÖ-IBF - als einzige anerkannte Opferschutzeinrichtung in Österreich - mit Betroffenen von Frauenhandel. Zu den Tätigkeiten zählen auch Schulungen der Exekutive, Justiz und von anderen Organisationen, intensiver Austausch und Vernetzung im inter-/nationalen Bereich sowie umfangreiche Informations- und Öffentlichkeitsarbeit.

Frauenhandel ist, wenn Frauen aufgrund von Täuschungen und falschen Versprechungen migrieren und im Zielland in eine Zwangslage gebracht werden; wenn sie aufgrund ihrer rechtlosen Situation zur Ausübung von Dienstleistungen gezwungen werden; wenn sie ihrer Würde, ihrer persönlichen oder sexuellen Integrität von Ehemännern oder ArbeitgeberInnen beraubt werden.

Die Angebote der LEFÖ-IBF umfassen:
- Unterbringung in Notwohnungen mit muttersprachlicher Betreuung und kultureller Mediation
- Psychosoziale Beratung, Gesundheitsberatung, Psychotherapie und Lebensberatung
- Beratung und Intervention bzgl. Aufenthalts- und Arbeitsrecht
- Begleitung zu polizeilichen Einvernahmen
- Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung im Rahmen des Strafverfahrens
- Rechtliche Unterstützung bei zivilrechtlichen Ansprüchen
- Rechtliche Unterstützung bei arbeitsrechtlichen Prozessen
- Deutschkurse, Weiterbildungs- und Integrationsangebote

Weitere Informationen: www.lefoe.at und www.gaatw.org