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[ 03. Apr 2010 ]

Stadterforschung 16 - Werkbundsiedlung und OpenStreetMap - 11.04.2010

Werkbundsiedlung Wien

Sonntag, 11. April 2010, Treffpunkt 13 Uhr Endstation der Straßenbahn Linie 62 (Lainz, Wolkersbergenstraße). Die Werkbundsiedlung ist in ca. 10 min zu Fuß erreichbar.

 

Erstes Thema dieser Stadterforschung ist die Werkbundsiedlung in Wien-Hietzing und deren Entstehung.

Werkbundsiedlung ist der Oberbegriff für experimentelle Wohnsiedlungen, die auf Initiative unterschiedlicher europäischer Werkbünde errichtet werden. Im Rahmen zeitlich begrenzter Ausstellungen aus dauerhaften und temporären Bauten werden aktuelle Möglichkeiten und Entwicklungen im Siedlungswesen exemplarisch dargestellt.

Ihren Anfang hatten die Werkbundsiedlungen in den 1920er Jahren. Die Mustersiedlungen waren, neben den Fachzeitschriften, die Vermittler einer neuen Baukultur. In der Tschechoslowakei, der Schweiz, in Italien, Österreich und Schweden wurden derartige Siedlungen gebaut. Die OrganisatorInnen waren die Werkbünde der jeweiligen Länder.

Mit den Werkbundsiedlungen wurde für ArchitektInnen ein Raum für Experimente mit neuen Technologien geschaffen. Neben der Industrialisierung des Bauens durch Vorfertigung und neue Bautechniken standen neue Wohnformen und Formen des sozialen Zusammenlebens im Mittelpunkt. Dazu gehörten am Anfang z.B. Apartmenthäuser für Alleinstehende, selbstbewirtschaftete Einfamilienhäuser oder besonders ökonomische Grundrisse im Geschosswohnungsbau durch Vereinheitlichung und Typisierung.

Die Vorläufer die Werkbundsiedlungen waren die Werkbundausstellungen, die 1914 in Köln und 1924 in Berlin stattfanden und in denen die neusten Entwicklungen auf dem Architektursektor präsentiert wurden. Solche Ausstellungen waren auch in den folgenden Jahren ein eigener Bestandteil der Werkbundsiedlungen während der Dauer der eigentlichen Ausstellung.

Die Werkbundsiedlung in Wien-Hietzing entstand in den Jahren 1930 bis 1932 nach dem Vorbild der Stuttgarter Weißenhofsiedlung unter der Leitung des Architekten Josef Frank. 32 ArchitektInnen, unter ihnen Adolf Loos, Margarete Schütte-Lihotzky, Ernst Lichtblau u.a., entwarfen ursprünglich 76 Häuser, von denen allerdings sechs während des II. Weltkrieges zerstört wurden. Im Unterschied zu früheren Projekten des Werkbundes stand bei der Wiener Werkbundsiedlung "Wirtschaftlichkeit auf engstem Raum" im Vordergrund. Die Häuser sind gemessen an heute üblichen Raum- und Wohnungsgrößen sehr klein, vermitteln aber durch die für die frühe Moderne kennzeichnende Funktionalität einen geräumigen Eindruck. Die Siedlung inklusive Inneneinrichtung konnte von 5. Juni 1932 bis 7. August 1932 öffentlich besichtigt werden. In den 1980er Jahren wurden 56 der 70 Häuser renoviert. Da sich etwa ein Drittel der Gebäude in Privatbesitz befand, konnten damals nicht alle Häuser renoviert werden.

Das zweite Thema dem sich die Stadterforschung diesmal zuwenden will ist die sogenannte OpenStreetMap (kurz OSM). Die OSM ist zu Landkarten, was die Wikipedia zu Enzyklopädien ist: Ein Projekt mit dem Ziel, eine freie Weltkarte zu erschaffen. Weil die Daten selbst erhoben und nicht aus existierenden Karten abgemalt werden, hat die Community auch alle Rechte daran. Die OpenStreetMap-Daten dürfen und können lizenzkostenfrei eingesetzt und beliebig weiterverarbeitet werden.

Karten anderer AnbieterInnen (z.B. Google) sind zwar oft kostenlos, aber nicht frei, d.h. man ist in der Benutzung eingeschränkt. So ist oft nicht erlaubt, diese auszudrucken, was für eine Partyeinladung vielleicht egal ist, nicht aber, wenn man eine Anfahrtsbeschreibung zu einer Firma erstellen möchte.

Man ist ausserdem von der/dem AnbieterIn abhängig, welche Informationen auf der Karte dargestellt werden. Um beim Beispiel Google zu bleiben, diese sind zwar gut wenn man sich mit dem Auto bewegen möchte, für den Radverkehr sind diese aber weniger geeignet.

In der OpenStreetMap ist man nicht darin eingeschränkt, was man eintragen kann, und es entstehen ständig neue Anwendungen, die die Daten auf neue Arten darstellen. Z.B. gibt es spezielle Radkarten, Wanderkarten, Skipistenkarten, Seekarten u.s.w.

Wie die OpenStreetMap funktioniert, wie die Daten gesammelt und eingetragen werden wollen wir uns im Rahmen der Stadterforschung aneignen. Die Werkbundsiedlung wird nicht nur erforscht, sie wird auch gleich mitkartographiert und nachher in einer praktischen Übung (dazu werden wir mit der Straßenbahn auf die TU fahren) in die OpenStreetMap eingetragen.

Es wäre praktisch wenn ihr Stifte und Schreibunterlagen mitnehmen könnt. Falls jemand ein GPS-Gerät (z.B. ein modernes Smartphone) besitzt, wäre das auch praktisch, aber nicht notwendig. Kartenausdrucke des Gebietes werden vorhanden sein.

Hier die Werkbundsiedlung, wie sie derzeit in der OpenStreetMap aussieht:
http://www.openstreetmap.org/export/embed.html?bbox=16.26626,48.17824,16.27199,48.18198&;layer=mapnik oder
http://www.openstreetmap.org/?lat=48.18011&;lon=16.269125&zoom=16&layers=B000FTFT

Links:
http://www.werkbundsiedlung.at.tf/
http://www.openstreetmap.org

Stadterforschungen in Wien und darüber hinaus sollen zur Selbstaneignung von (Stadt-)Geschichte dienen, zur Entwicklung eines kritischen Blicks auf Stadt(-entwicklungen, -planungen) beitragen. Aus verschiedenen Gründen interessante Orte gibt es ja genug. Also: bei Interesse kommen, und wenn wer was über die jeweiligen Orte weiß einfach erzählen.
Kontakt: stadterforschung (at) gmx.at