Rassismus Report 2010 erschienen

Muslimische Frauen, die sich dazu entscheiden aus religiösen Gründen ein Kopftuch zu tragen, wurden im Alltag vermehrt rassistisch beschimpft. Auch im Berufsleben führte dieses sichtbare Zeichen der Religionszugehörigkeit wiederholt zu Diskriminierungen. Es seien häufiger als bisher Fälle gemeldet worden, in denen Frauen mit Kopftuch am Arbeitsmarkt abgelehnt wurden. ArbeitgeberInnen würden oft negativen Reaktionen von KundInnen und MitarbeiterInnen vorbeugen wollen. ZARA erkennt zudem einen Zusammenhang mit der gezielten Politik gegen Muslime, die im Wien-Wahlkampf betrieben wurde.

ZARA berichtet jedoch auch von einzelnen Erfolgen: So sei eine Muslimin zu einer Kündigung überredet worden, als sie sich entschloss, das Kopftuch auch an ihrem Arbeitsplatz zu tragen. Nach einem Gespräch wurde die Kündigung rückgängig gemacht und die Frau arbeitet wieder an der Kassa im Supermarkt - ohne Probleme mit ihrem Chef.

Rassistische Hetze im Internet

Die Hemmschwelle für offenen Rassismus gehe vor allem im Internet zurück, stellt ZARA fest. Blogs, unmoderierte Foren und Postings in sozialen Netzwerken würden oft nicht nur rassistische Botschaften beinhalten, sondern auch Einschüchterungen und offene Drohungen, meldet ZARA. Opfer der Beschimpfungen seien vor allem MuslimInnen, Juden und Jüdinnen und Menschen aus Afrika. Diese Meldungen bleiben unkommentiert im Internet stehen, werden verlinkt und multiplizieren sich in einem bisher ungewohntem Ausmaß. "Dieser halbprivate Meinungsaustausch entzieht sich, bis auf wenige Ausnahmen, jeglicher Kontrolle", berichtet eine ZARA-Mitarbeiterin. Daher sei ein Monitoring-System und eine benutzerInnenfreundliche Meldestelle notwendig.

Lokalverbote auf Grund der Hautfarbe

Ein Dauerbrenner ist die Verweigerung des Einlasses in Lokale. Besonders Menschen mit dunkler Hautfarbe sind davon betroffen. Im vergangenen Jahr konnten hier Klagen in erster und zweiter Instanz gewonnen werden. Das kostete die LokalbesitzerInnen zwischen 720 und 1500 Euro pro Verweigerung des Einlasses. "Leider können wir in einigen Fällen keine Einsicht beobachten. Ein Wiener Pub hatte schon zwei Verfahren, verweigert aber bis heute die Zahlung des Schadenersatzes", sagt ein ZARA-Mitarbeiter. Auch österreichische PartnerInnen werden "mit"-diskriminiert und haben rechtlich Anspruch auf Schadenersatz, informiert der Leiter der Zara-Beratungsstelle weiter.

Im Zara-Report wird von Lokalen berichtet, die zum Beispiel nur an einem Wochentag Menschen mit dunkler Hautfarbe den Zugang gewähren oder wo unter Hinweis auf eine bereits erfüllte "Ausländerquote" der Einlass verweigert wird.

Ethnic Profiling durch die Polizei

"Auch die im Jahr 2010 gemeldeten Polizeifälle zeigen, dass unbegründete Anhaltungen und Durchsuchungen von Personen allein aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ohne konkrete Verdachtsmomente durchgeführt werden", wird kritisiert. Diese Vorgehensweise ist rechtswidrig und wirke sich zudem negativ auf das Vertrauen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen aus, sagte die Zara-Geschäftsführerin.

Quelle: derstandard.at, 21.03.2011