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[ 07. Nov 2011 // letzte änderung: 12. Nov 2011 ]

Epizentrum unter massivem Polizeieinsatz geräumt

quelle: epizentrum.noblogs.org

Aussendung des Epizentrums vom 07. November 2011.
Am 08. November 2011 wurde es leider geräumt.

 

Wir brauchen eure Hilfe! Wir brauchen euch! Wir möchten mit euch den Raum befreien!


Seit 24 Tagen ist die Lindengasse 60-62 besetzt. Wir haben uns für den
Namen "Epizentrum" entschieden, da wir dazu beitragen möchten, die Risse die sich in unserer Gesellschaft auftun, zu verbreitern, um diese zum Bersten zu bringen! Wir lehnen die Wettbewerbsgesellschaft ab; die Konkurrenz und die damit einhergehende Unterdrückung von Minderheiten. Wir möchten die Mechanismen und Strukturen, die zu Sexismus, Rassismus und der Ausgrenzung von mit dem Status Quo nicht kompatiblen Menschen führen aufdecken und angreifen, um sie schlussendlich abzuschaffen. Vor allem wollen wir die Muster die wir ablehnen nicht reproduzieren, möchten Minderheiten Raum bieten und Opfer von Übergriffen schützen.

Einer der Schlüssel zu einem anderen, solidarischeren Umgang miteinander ist das Klima in unserer Gemeinschaft, in unseren Gesprächen und Entscheidungsprozessen. Denn auch bei uns zeigen sich Risse und unser Versuch einen kleinen Teil zu einer grundlegenden Änderung unserer Gesellschaft beizutragen droht zu scheitern. Hierarchien in den Plena, fehlende Kommunikation, sexistische Übergriffe, unreflektiertes Suchtverhalten und die Deutschlastigkeit (die auch diesem Text anzulasten ist) sind nur einige der Probleme mit denen wir konfrontiert sind, die wir teilweise selbst reproduzieren und deren Lösung uns vor riesige Aufgaben stellt. Wir müssen ganz ehrlich zugeben, dass wir derzeit nicht in der Lage sind unseren Ansprüchen gerecht zu werden. Deshalb bitten wir euch um Hilfe und laden euch ein mit uns gemeinsam das Epizentrum zu dem Raum zu machen den wir wollen und brauchen.

Wir haben von Anfang an sehr hoch gepokert, haben uns bewusst dafür entschieden die Konfrontation mit der ganz alltäglichen Scheiße zu suchen. Weder halten wir es für möglich, noch für erstrebenswert aus diesem Haus eine Blase zu schaffen. Diese Konfrontation führt uns an unsere Grenzen, zehrt an unseren Reserven und führt zu Konflikten. Menschen die wir lieben, deren Meinung uns wichtig ist und die wir für eine andere Welt brauchen werden ziehen sich aufgrund einer latent aggressiven Stimmung zurück, dafür kommen andere die sich mit dieser Situation abfinden oder diese sogar fördern. Die ursprünglich sehr überschaubare Gruppe ist gewachsen und die an sich schon sehr fordernde Situation wird dadurch noch komplizierter. Es hat sich herausgestellt, dass viele der Dinge die für selbstverständlich gehalten wurden, gar nicht so selbstverständlich sind. Widersprüche wurden durch den ständigen Druck von außen verschüttet und nicht oder zu wenig thematisiert. Statt uns und einander zu vertrauen setzen wir uns einem ungeheuren Leistungsdruck aus. Selbstausbeutung geht Hand in Hand mit Märtyrerposen, beides nicht gerade zuträglich für ein emanzipatorisches Projekt. Das kalte Wetter und die prekäre Versorgungssituation tun ihr übriges um uns alle an den Rand unserer
Energiekapazitäten und Frusttoleranz zu treiben.

Wir brauchen eure Expertise im Umgang mit Konfliktsituationen. Eure Ideen um das Gelände zu gestalten. Eure Unterstützung um Veranstaltungen durchzuführen. Eure Sprachkenntnisse, Fähigkeiten, Erfahrungen. Wir möchten noch einmal klar machen, dass Ihr alle eingeladen seid das Epizentrum mitzugestalten und es zu eurem Ort zu machen. Trotz aller Widrigkeiten glauben wir noch immer an das ungeheure Potential dieser Besetzung. Die unterschiedlichen Räume, die zentrale Lage, die Unterstützung von Teilen der Nachbarschaft bieten riesiges Potential. Das Interesse ist überwältigend und trotz der vielen Komplikationen beurteilen wir es vor allem als Bereicherung, es bietet vor allem die Möglichkeit radikale Perspektiven sehr schnell, sehr vielen Menschen näher zu bringen.
Mit eurer Unterstützung ist alles möglich!

Deshalb laden wir euch ein zum nächsten Plenum am Dienstag den 08.11 um 18 Uhr vorbeizukommen, oder wann immer Ihr Zeit habt. Wir haben Werkzeug, Putzsachen, Kochutensilien, Fahrzeuge, viele helfende Hände und auch ein kleines bisschen Geld. Wir helfen euch gerne eure Veranstaltungen (die gerne bei uns stattfinden können) zu bewerben und auch ansonsten helfen wir wo wir können! Damit wir das noch länger tun können brauchen wir euch.

muchos besos,
das Epizentrum

Aussendung und Bild vom :: Epizentrum