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[ 18. Apr 2002 ]

Operation Easy

Wieder einmal bejubeln Medien einen großen Erfolg der Wiener Exekutive genannt Operation Easy. Resultat: 135 AfrikanerInnen verhaftet.

 

würden Sie sich als RassistIn bezeichnen?
Nein?
Denken Sie, AfrikanerInnen sind anders als wir EuropäerInnen, sie sind aggressiv, faul, verführen naive Mädchen?
Denken Sie, junge AfrikanerInnen kommen nach Österreich um zu betrügen, mit Drogen zu handeln?
Sind Sie mal ehrlich, denken Sie das?

Dieses Denken hat einen Namen: Rassismus.
Dieses Denken hat Tradition in Österreich, in Europa.
Dieses Denken wird von Politik und Medien als Normalzustand hingestellt.
für "Wehret den Anfängen" ist es schon zu spät. Rassismus ist alltäglich, Rassismus ist normal, in staatlichen Institutionen, auf der Strasse, in den Köpfen und wir merken es nicht einmal mehr. Es reicht. Diese Art zu denken muss aufhören, diese Politik muss ein Ende haben. Wann werden wir aufhören, von uns selbst als Herrenmenschen denken zu wollen?

Wieder einmal bejubeln Medien einen großen Erfolg der Wiener Exekutive genannt Operation Easy. Resultat: 135 AfrikanerInnen verhaftet. Hunderte bereits seit Jahren in Österreichischen Gefängnissen.
Ein Deja-vu: nach dem Tod von Marcus Omofuma beeilte sich die Exekutive im Mai 1999 die Operation Spring als grossen Erfolg darzustellen - grosser Erfolg in der Diffamierung von AfrikanerInnen, in der Verschleierung von rassistischen Polizeiübergriffen, in der Zerschlagung von solidarität mit AfrikanernInnen, grosser Erfolg in der Kriminalisierung von MigrantInnen und Arbeitsbeschaffung von Exekutivbeamten.

Jetzt läuft der Prozess gegen die drei Polizeibeamten, die Marcus Omofuma auf dem Gewissen haben. Mindestens eine halbe Stunde lang ist er langsam erstickt. Sie werden wahrscheinlich freigesprochen werden.

In den letzten Wochen wurden einige fälle bekannt, in denen Polizeibeamte im grossen Stil Drogen handelten. Ein Zufall, dass jetzt schnell die Erfolgsmeldungen über die Zerschlagung eines angeblichen afrikanischen Drogenrings herausgebracht werden?

Wenn alle AfrikanerInnen verhaftet werden, glauben Sie, dass keine Drogen mehr verkauft werden? Ehrlich? ZuwanderInnen haben keine Rechte, kein Geld, dürfen nicht arbeiten. Im Integrationspaket wird der Status Quo neuerlich bestätigt und verschärft. Warum? Sind MigrantInnen an allem schuld? An der Semperit-Pleite und der steigenden Arbeitslosigkeit etwa? An der Perspektivlosigkeit und Frustration vieler Menschen, an der steigenden Armut? An der Flucht in die Sucht, dem Griff zur Flasche?
Wie viele MigrantInnen müssen noch sterben in Europäischen Flugzeugen, in Österreichischen Gefängnissen, unter der Behandlung durch die Polizei, abgeschoben werden zu Folter & Tod, bis wir begreifen: es geht uns kleinen Leuten beschissen?
Europa versucht verbissen mit den USA um die Ressourcen dieser Welt zu ringen, die Folge sind Kriege, HungersnÃŒte, Flüchtlinge. Es herrscht Krieg. Krieg um Öl, Krieg um billige Arbeitskräfte.
Es ist nicht so, dass die AfrikanerInnen wie in den Medien kolportiert wird, unschuldige saubere Österreichische Geschäftsleute missbrauchen, nein, AfrikanerInnen werden mißbraucht, um zu verschleiern, abzulenken von strukturellen Problemen dieser Gesellschaft, dafür müssen sie ihren Kopf hinhalten.

Die Polizei und Justiz macht sich ihre Schurken, wie sie sie gerade brauchen. Kriegführende Staaten wie etwa die USA, Israel, Europa geben dafür das Beispiel: sie setzten sich über jede völkerrechtlichen oder humanitären Konventionen hinweg.
Wir können daran nichts ändern? Oh doch. Stellen Sie sich vor, es gibt Krieg und keiner macht mit. Stellen Sie sich vor, wir denken, alle Menschen sind gleichwertig. Stellen Sie sich vor wir denken, Menschen sind wichtiger als Ressourcen und Besitz.

Operation Easy
Den Erfolgsmeldungen der Polizei waren Monate der überwachung, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen gegen Hunderte afrikanische MigrantInnen vorangegangen.
Die Operation Easy bedeutet die Verhaftung von 135 AfrikanerInnen, 350 Anzeigen in Wien, 64 in Graz und die weltweite Fahndung nach 1500 Verdächtigen. Nicht zufÀllig fand die Pressekonferenz zur Operation Easy ausgerechnet dann statt, als der Prozess gegen die Mörder von Markus Omofuma in die Schlußrunde ging. Um ehrlich zu sein: wir haben so etwas Ähnliches erwartet.
Die Parallelen zur Operation Spring werden vor allem durch die gleichen Akteure offensichtlich: So werden die überwachungsprotokolle wieder von Douglas Idehen übersetzt, der sich bereits durch falsche übersetzungen und seine Nähe zur nigerianischen Regierung selbst disqualifizierte.
AuffÀllig ist wieder die rassistische und sexistische Bildsprache in der Berichterstattung. Die Aktion ist z.B. nach einer Frau namens Isabella benannt, deren Aussehen beschrieben wird. - das ist Sexismus!
Was bei der Operation Easy ein Novum darstellt, ist die EU-weite Vernetzung bei dieser Polizeiaktion. Österreich spielte bei der rassistisch motivierten Hetze eine Vorreiterrolle gerade in Bezug auf die Pauschalisierung von AfrikanerInnen als DrogendealerInnen.

Operation Spring
Das Konstrukt der nigerianisch - chinesischen Drogenmafia entpuppte sich letztendlich als Spekulation von Polizisten, die zuviel fernsehen. Der vermeintliche Drogenboss musste nach wenigen Monaten entlassen werden, der Lauschangriff erwies sich als letztlich unnötig, weil er keine neuen Erkenntnisse brachte und das MÀrchen von der Verbindung mit Menschenrechtsaktivisten als Tarnung für DrogenGeschäfte war nur ein peinlicher Versuch, Opposition zu kriminalisieren und mundtot zu machen.
Was blieb, ist die Verurteilung Dutzender Angeklagter aufgrund fragwürdiger Indizien, die auf rassistischen Stereotypen aufgebaute Pauschalverurteilung von Menschen mit dunkler Hautfarbe und die Akzeptanz eines wuchernden überwachungsstaates.
Aber die Ermittlungsergebnisse der "Operation Spring" stellten sich letztendlich als Flop heraus.

Text von GEMMI