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[ 22. Nov 2012 ]

Auf den Straßen, am Arbeitsplatz, zu Hause: Stoppt die Gewalt an Frauen!

Flyer für die Demonstration am 25. November 2012 - Wir haben nichts zu verlieren als unsere Ketten!

Aufruf zur gemischten Demonstration am internat. Tag gegen Gewalt an Frauen, 25. November 2012. Treffpunkt um 13:00 Uhr am Westbahnhof in Wien.

 

13. Oktober 2012, Mödling, Niederösterreich: Aus Eifersucht tötet ein Mann seine Frau und danach sich selbst. Dies ist kein Einzelfall. Gewalt gegen Frauen aus allen Teilen der Gesellschaft steht in Österreich und überall auf der Welt an der Tagesordnung.

Auch wenn wir es meist nicht wahrnehmen ist in Österreich doch jede fünfte Frau von körperlicher Gewalt durch ihren Partner, Ehemann oder ein anderes Familienmitglied betroffen. Dies reicht von psychischer Gewalt in Form von Beschimpfungen und Drohungen bis hin zu physischer Gewalt wie Einsperren, Prügel, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung und Mord.

Gewalt an Frauen ist kein privates Thema, sondern geht uns alle an. Gewalt resultiert in ihrem Ursprung meist aus dem Klassensystem der Gesellschaft, in der wir leben.

Seit der Entstehung der Klassen ist es ein gesellschaftliches Selbstverständnis, dass die Frau die ganze Hausarbeit verrichtet. So wurde sie zur Haussklavin. Mit der Entstehung des Kapitalismus wird sie seither am effizientesten seit Beginn der Menschheitsgeschichte unterdrückt.

Denn zusätzlich zur Hausarbeit beteiligt sie sich am Produktionsprozess und wird weltweit durch niedrigere Löhne noch stärker ausgebeutet als ihr männlicher Kollege, und sogar häufig sexuell belästigt. Jene Frauen, die keine Arbeit finden, werden in die Sexarbeit gedrängt.

Oft kommt dazu zusätzlich die Aggression, die die Frau durch den Partner oder andere Familienmitglieder im eigenen Heim erfährt. Diese lässt sich meist auch aus der ökonomischen Ausbeutung erklären. Gewalt stellt für den Mann oft eine Möglichkeit zum Abbau der Aggression dar, die er am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Leben unterdrückt und mit nach Hause nimmt. Es ist einfacher, die Wut über seine Unterdrückung nicht auf jene zu richten, die sie verursachen, nämlich die Ausbeutungsverhältnisse in dieser Welt. Es ist auch praktisch für die Herrschenden, wenn die Frauen die ganze Wut und Gewalt abbekommen, die sich eigentlich gegen das System richten sollte.

Als wäre all dies noch nicht genug, kommt dazu noch die Angst vor unerwünschten Schwangerschaften. Sei es durch Vergewaltigung oder Versagen von Verhütungsmitteln, die Frau ist die Leidtragende. Das Thema Abtreibung ist heute aktueller denn je. Wenn die Herrschenden mehr Arbeitskräfte und Soldaten für die Aufrechterhaltung ihrer Macht im In- und Ausland brauchen, steht das Thema Familienplanung und Abtreibung an erster Stelle in der Diskussion. Wie beispielsweise momentan in der Türkei fällt das Aufkommen der Abtreibungsdebatte nicht zufällig mit dem Krieg im Mittelosten und Kurdistan zusammen. Durch das Abtreibungsverbot wird der Frau das Recht der Entscheidung über ihren Körper und über ihr Leben genommen, sie wird wie ein Objekt als Gebärmaschine eingesetzt.

Bei migrantischen Frauen kommen all diese Verhältnisse in einem noch viel stärkeren Ausmaß zum Tragen. Sie werden häufig politisch verfolgt, versuchen die Kultur, in der sie aufgewachsen sind, aufrechtzuerhalten und können oft nicht Deutsch. Gleichzeitig sind sie mit Integrationszwang konfrontiert und werden von den ÖsterreicherInnen meist nicht als Teil der Gesellschaft wahrgenommen und rassistisch attackiert.

Zusätzlich sind migrantische Frauen noch verstärkter Gewalt ausgesetzt, einerseits durch die Geschlechterverhältnisse in den Herkunftsländern. Andererseits müssen migrantische Männer meist die schwerste Arbeit für die niedrigsten Löhne machen, wodurch bei ihnen die Frustrationsgrenze noch geringer ist. Oft sind die Frauen von Ehrenmord bedroht, werden bis zum Tode verprügelt, müssen noch mehr Hausarbeit machen und ebenso wie die Männer die entwürdigendste Lohnarbeit verrichten.

Für viele Frauen, vorwiegend migrantische, stellt Sexarbeit in Zeiten von Arbeitsplatzmangel, Perspektivenlosigkeit im Heimatland usw. die einzige Möglichkeit dar, Geld zu verdienen. Durch finanzielle Not wird die Frau noch mehr in Abhängigkeitsverhältnisse gezwungen, die sie körperlich und psychisch kaputt machen.

Wir Frauen können in dieser Gesellschaft nicht frei sein und sind mit unaufhörlicher Unterdrückung konfrontiert, sei es durch Sexismus, Benachteiligung, physische und psychische Gewalt oder anerzogene Rollenbilder von Frau und Mann, die besonders durch Medien und Werbung verstärkt und aufrecht erhalten werden. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich Frauen nicht gleichberechtigt entwickeln können. Sie haben nicht dieselbe Ausgangslage wie Männer. Das müssen wir ändern!

Organisieren wir uns, zeigen wir unsere Kraft, werden wir uns unserer Stärke bewusst und tragen wir sie nach außen!

Kämpfen wir solidarisch gemeinsam mit den Männern gegen Sexismus, Gewalt und für die Abschaffung dieses Systems!