Kritische Begehung historischer Wohnanlagen des Roten Wien.
Treffpunkt: Straßen- bahnstation 6 bzw. 18 "Arbeitergasse", Montag, 09. Juni 2014, 15 Uhr. (Zu den einzelnen Stationen der Erforschung geht es mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mit dem Fahrrad.)
Stadterforschung(en) und das "Recht auf Stadt" Netzwerk Wien laden zu einer kritischen Begehung historischer Wohnanlagen des Roten Wien (1919-1934) ein. Vom Margaretengürtel, jenem Bereich des Gürtels, der als "Ringstrasse des Proletariats" in die sozialdemokratische Geschichtsschreibung eingegangen ist, geht es stadtauswärts in Richtung Schmelz, auf den Spuren der Siedler_innenbewegung der Zwischenkriegszeit, weiter, um beim Sandleitenhof im 16. Bezirk zu enden.
Neben der Baugeschichte des "Roten Wiens" - vom ersten Gemeindebau bis zu einem idealtypischen "Superblock" - wird bei dem Rundgang auch auf den historischen Kontext des Wohnbauprogramms eingegangen. Sichtbar wird beim Rundgang, dass speziell Orte der Reproduktions- und Care-Arbeit in Form von Gemeinschaftseinrichtungen wie Zentralwaschanlagen, Kindergärten, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen und Bibliotheken baulich akzentuiert und an prominenten Stellen im Verband der großen Wohnhöfe integriert wurden. Sie zielten nicht nur auf die Entwicklung der Hofgemeinschaft und eines kulturellen Selbstbewusstseins der "Neuen Klasse" sondern stellten auch subtile Kontrollinstrumente dar. Anstelle möglicher Selbstorganisation trat die gezielte Organisation durch die Institutionen der Gemeinde Wien, die mit jenen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gleichzusetzen waren.
Dies ist im Prinzip in Wien bis heute so, wenngleich sich zentrale Rahmenbedingungen geändert haben. Technische Neuerungen (in der Haushalts- und Kommunikationstechnik), Veränderungen des Freizeitverhaltens (vor allem durch das Fernsehen) und die zunehmende Individualisierung haben sich auf den Gemeindebau sichtbar ausgewirkt. Der Wandel der SPÖ hat zusätzlich (ideologische) Leerstellen hinterlassen, die nun verstärkt von rechten Parteien besetzt werden. Der Rundgang soll somit auch die Frage aufwerfen, was die Forderungen nach einem "Recht auf Stadt" in Wien vor diesem Hintergrund heute bedeuten kann?
Stadterforschungen in Wien und darüber hinaus sollen zur Selbstaneignung von (Stadt-)Geschichte dienen, zur Entwicklung eines kritischen Blicks auf Stadt(-entwicklungen, -planungen) beitragen. Aus verschiedenen Gründen interessante Orte gibt es ja genug. Also: bei Interesse kommen, und wenn wer was über die jeweiligen Orte weiß einfach erzählen.
Kontakt: stadterforschung (at) gmx.at
Stadterforschung(en) - www.no-racism.net/thema/113
"Recht auf Stadt" Wien - www.rechtaufstadt.at